Die Produktion der Firma Wössner wird ins Ausland verlagert. Die Gebäude werden daher nicht mehr benötigt. Foto: Steinmetz

Unternehmen aus Hamburg mit Vermarktung beauftragt. Fragezeichen hinter Standort Sulz.

Sulz - Die Möbelwerke Wössner verlagern nach dem Besitzerwechsel die Produktion ins Ausland. Das Areal der Firma auf Kastell steht jetzt zum Verkauf an.

Christian Alpers von der Angermann Consulting GmbH aus Hamburg informierte gestern Abend den Sulzer Gemeinderat über die geplante Vermarkung. Insgesamt geht es dabei um eine Grundstücksfläche von 44.000 Quadratmetern, davon 38.000 Quadratmetern Hallenfläche, im Gewerbegebiet Kastell.

Die Firma nehme auf Kastell eine der größten Flächen ein, sagte Bürgermeister Gerd Hieber. In den vergangenen Jahren habe man mit Sorgen die wirtschaftliche Lage des Traditionsunternehmens verfolgt. "Was bleibt erhalten"?, wollte Hieber wissen.

Oliver Gutekunst, seit 2013 Geschäftsführer bei Wössner, erläuterte zuvor, warum das Unternehmen nicht mehr wie bisher fortgeführt werden kann und den Produktionsstandort verlagern muss. Mehrere Gründe machte er dafür verantwortlich: den Rückgang der Kundschaft, eine späte Umstellung auf neue und moderne Produkte und vor allem die Produktionsbedingungen mit dem hohen Lohnniveau am Standort Deutschland sowie den Import von Billigprodukten. Dies habe zu sehr vielen Insolvenzen in der Möbelbranche geführt. Die verbliebenen Unternehmen produzieren mittlerweile bis zu 100 Prozent in Osteuropa, wo, wie Gutekunst aufzeigte, das Lohnniveau deutlich niedriger liegt.

Die Firma Wössner sei bereits seit zehn Jahren "hochdefizitär". 2011 verzeichneten die Möbelwerke den höchsten Verlust in ihrer mehr als 100-jährigen Geschichte, die in Stuttgart-Feuerbach begann. Das Defizit konnte zwar reduziert werden – Gutekunst rechnet mit einem Ergebnis von plus-minus Null in diesem Jahr –, doch die Produktion konnte, wie er versicherte, nicht mehr in Sulz gehalten werden.

60 Arbeitsplätze in den Bereichen Vertrieb, Entwicklung und Design bleiben erhalten, die Produktion der Marke Wössner wird aber künftig in Bosnien-Herzegowina angesiedelt. Neuer Eigentümer ist, wie berichtet, die Prevent-Gruppe mit Sitz in Wolfsburg. Die Herstellung von Sitzbezügen für Autos gehört zu ihrem Kerngeschäft.

Die Firma Wössner benötigt künftig nur noch ein Gebäude mit 5000 Quadratmetern für Büro, "Showroom" und Fabrikverkauf. Das werde aber erst erworben, wenn die vorhandene Immobilie verkauft sei.

"Wir suchen die Nadel im Heuhaufen", sagte Christian Alpers zu dem Verkaufsvorhaben. Die Wössner-Immobilie soll jedenfalls weltweit vermarktet werden. So seien 2000 Unternehmen angeschrieben worden. Es werde jedem Kontakt nachgegangen. Mit einigen Unternehmen seien bereits Gespräche geführt worden: "Wir erwarten die ersten Angebote", teilte Alpers mit. Wenn alle Voraussetzungen stimmten, werde der Höchstbietende zum Zug kommen. Sulz habe Vorstellungen, was man gern hätte, meinte CDU-Stadtrat Heinrich von Stromberg. Ob sie berücksichtigt werden können, versprach Alpers nicht. Bei Nutzungsänderungen wird allerdings der Gemeinderat darüber zu beraten haben.

Bleibt Wössner nach dem Verkauf der Immobilien in Sulz?, fragte CDU-Fraktionsvorsitzender Robert Trautwein. Gutekunst, der zuversichtlich ist, einen Interessenten für die Liegenschaft der Möbelwerke zu finden, konnte das nicht zusichern. Ein Neubau wäre, wie er andeute, an der Stuttgarter Straße, wo die bisherige Eigentümerin Angelika Wössner noch ein Grundstück hat, oder im interkommunalen Gewerbegebiet denkbar. Prevent als neuer Inhaber habe dabei aber ein Mitspracherecht. Gutekunst: "Ich kann nicht abschließend sagen, ob es beim Standort Sulz bleibt."

Was aber, wenn sich der Verkauf hinausziehe?, gab Rolf Springmann (FWV) zu bedenken. Gutekunst wies darauf hin, dass der neue Eigentümer 20 Millionen Euro in Wössner investiere. So habe es auch einen Sozialplan für die Mitarbeiter gegeben: "Es geht keiner ohne Abfindung", betonte er. Auch wenn der Verkauf noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird: "Das wird das Unternehmen nicht umwerfen", ist der Geschäftsführer überzeugt.