Aus dem Buch "Der Orientmaler Gustav Bauernfeind 1848-1904" Leben und Werk von Alex Camel Foto: Schwarzwälder Bote

Vortragsreihe: Volkshochschule: "Die Orientreisen von Gustav Bauernfeind"

Sulz. "Die Orientreisen von Gustav Bauernfeind", damit führte die Volkshochschule ihre chronologische Vortragsreihe über Bauernfeind fort. Referenten waren wieder Peter Vosseler und Richard Weinzierl.

Orient – noch immer von einem Hauch Exotik und Abenteuer umweht, noch immer anziehend und geheimnisvoll und voll berauschender und inspirierender Farb- und Lichtspiele. Gustav Bauernfeind ließ sich darauf ein. Gleich drei Reisen, verbunden mit längeren Aufenthalten, bereicherten sein Leben als Mensch und als Künstler.

Von April 1880 bis Juni 1881 hielt er sich zum ersten Mal im Orient auf, wo seine Schwester Emilie Staiger als Missionarsfrau in Beirut lebte. Die Vortragsbesucher erlebten die Reisevorbereitungen, seinen Aufenthalt in Ägypten und die beschwerlichen damaligen Reisebedingungen bis Beirut. Ein Brief an seine Familie zeigt einen verzweifelten Bauernfeind ohne Schaffensgeist, aber mit starkem Heimweh. Eingeblendete Aquarelle vom Tempelgelände in Jerusalem und Figuren-Studien zeugten von seinem Tun. Nach seiner Rückkehr erwuchsen daraus zusammen mit Skizzen, Zeichnungen und Fotografien erste großformatige Gemälde. Die Aquarelle "Das Goldene Tor von Jerusalem" und der "Eingang zum Tempelplatz" waren die Grundlage für seine schönsten Ölgemälde. Durch die lebendigen Ausführungen erlebte man eindrücklich Höhen und Tiefen des ständig von Geldsorgen geplagten Bauernfeind, bis zu seinem lang ersehnten künstlerischen Durchbruch 1883 mit der "Tempelruine von Baalbek" und einem weiteren Werk, das er einem Amerikaner verkaufte. Das Heilige Land beeindruckte ihn tief und ließ ihn nicht mehr los, so dass noch zwei mehrjährige Aufenthalte folgten.

Als mutigen Mann erlebten ihn die vielen Zuhörer während seiner zweiten Reise. Sie dauerte von 1884 bis 1887. Die unzuverlässige Mentalität der Bevölkerung sowie die vielen Darstellungsverbote machten ihm in Damaskus und Jaffa schwer zu schaffen. Bemerkenswert sind außer seinen Bildern wie die "Hafenansicht von Jaffa" oder "Beim Feilschen in Jaffa" seine Skizzen aus seinem Libanon-Skizzenbuch. Weggefährten wie den bekannten Maler Schönleber oder den Maler Christian Mali und die Familie lernte man nebenbei kennen. Über die fotografisch genauen Bilder und seine Briefe erhielt man in der damaligen Zeit eine genaue Vorstellung des Landes. Schmunzelnd nahm man zur Kenntnis, dass er elf Monate nicht in der Lage war zu arbeiten, als er seine spätere Frau Elise Bertsch in Jaffa traf. Langsam fand er auch in Palästina eine gewisse Anerkennung.

Die dritte Orientreise von Oktober 1888 bis Mai 1889 ist über seine Tagebuchaufzeichnungen bestens dokumentiert. "Das Eingangsthor in die große Moschee" oder die "Seitenpforte zur großen Moschee" und andere gezeigten Werke rundeten wieder einen interessanten Vortrag ab.

Anmerkung von Peter Vosseler: Der Eintritt von fünf Euro wird, nach Abzug des Obolus an die VHS, den Grundstock für den "Förderverein Gustav Bauernfeind" bilden, da ein Museumsneubau angedacht ist.