Das Pumphäuschen im Neckartal Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder-Bote

Seit 50 Jahren hat Holzhausen eine eigene Trinkwasserversorgung / Zeitzeuge Helmut Rosenfelder erinnert sich an die Bohrarbeiten

Sulz-Holzhausen. Wassernot? Bei diesem Stichwort mögen junge Holzhauser an Afrika denken. Dabei ist es gerade mal 50 Jahre her, dass in Holzhausen selbst die Wassernot herrschte. Erst seit 1964 ist die Wasserversorgung mit dem damals gebohrten Tiefbrunnen im Neckartal und samt Hochbehälter beim Sportplatz gesichert. Der 75-jährige Landwirt Helmut Rosenfelder ist heute der letzte lebende Holzhauser, der sich an der entbehrungsreichen Arbeit im Neckartal beteiligt hat. Seine Erinnerungen hat er aufgezeichnet.

Die Wasserversorgung in Holzhausen erfolgte vor der Bohrung des Tiefbrunnens aus den Quellen des Schelmenbrünneles und des Pfingstbrunnens. Diese beiden Quellen wurden in den Jahren 1906 und 1907 gefasst und in einer Gefälleleitung zur Pumpstation beim alten Friedhof geleitet. Vor dort wurde mit einer Pumpe das Ortsnetz versorgt. Aber nicht immer, wie sich Rosenfelder erinnert. In Trockenzeiten ließ nämlich die Schüttung der Quellen nach, was zur Folge hatte, dass die höher gelegenen Häuser kein Wasser mehr bekamen.

"Letztmals", so Rosenfelder, "war das vor dem Brunnenbau im Neckartal der Fall. Vom 16. August 1959 an. Sechs Wochen lang. Wenn man sich am Morgen waschen wollte, kam eben kein Wasser aus der Leitung. Mit dem Wäschewaschen hatten die Frauen ihre liebe Not. Das ging beim Kochen und beim Abwaschen weiter." Was sich dem Landwirt natürlich ebenfalls ins Gedächtnis gebrannt hat: "Das Vieh konnte nicht getränkt werden. Die dazu benötigten Mengen mussten anderweitig im Fass herbei geschafft werden. Der Waldhorn-Wirt Ernst Plocher musste sogar das Schnapsbrennen einstellen, weil das benötigte Wasser fehlte", erzählt Rosenfelder.

Die Wasserversorgung wurde für die damals noch selbstständige Gemeinde zu einer Zukunftsaufgabe: "Der Wohnhausbau kam zum Erliegen. Wegen des Wassermangels wollte niemand mehr in Holzhausen bauen." Hinzu kam: "Wenn dann endlich mal wieder Wasser kam, war dies mehr eine Rostbrühe."

"Ein dritter Brunnen war am Felbenweg", fährt Helmut Rosenfelder fort. "Dort wurden die Schafe getränkt. Mit einer Schwengelpumpe wurde das Wasser in die ausgehöhlten Baumstämme befördert, die als Tränke dienten. Besitzer des Brunnens war der Waldhorn-Wirt. Mit ihm hatte die Gemeinde am 22. Dezember 1830 einen Vertrag geschlossen, der der Gemeinde eine Wasserentnahme gestattete." Was der Zeitzeuge dann schildert, klingt heute unglaublich: "In der Zeit der Wassernot im Jahr 1959 besann man sich auf diesen Brunnen. Mit der Feuerwehrpumpe wurde Wasser in ein eigens von der Gemeinde angeschafftes Blechfass gepumpt, das 1000 Liter fasste. Mit dem Schlepper wurde das Wasser dann zum Rathaus transportiert. Vor dem Backhaus wurde es mit einem Schlauch in einen Schacht eingeführt. Immerhin 5000 Liter pro Tag konnten auf diese Weise vom Brunnen in das Holzhauser Wasserleitungsnetz eingespeist werden. Werktags wie sonntags. Diese Wassermenge reichte jedoch bei weitem nicht aus. Der Gemeinderat beschloss deshalb, den Brunnen auszubauen." Auch daran kann sich Helmut Rosenfelder noch genau erinnern: Gemeinderat Friedrich Rauser wurde beauftragt, den Brunnen zu sanieren. Zunächst wurde der Brunnen um rund 75 Zentimeter tiefer gelegt. Dadurch standen 2000 Liter mehr pro Tag zur Verfügung.

Bau des Tiefbrunnens im Neckartal in den Jahren 1960 bis 1964

Die Arbeitsbedingungen waren spartanisch: "Fronmeister Hermann Maier und Karl Leucht waren nebst Friedrich Rauser mit den Verputzarbeiten beschäftigt. Sie standen auf einem abenteuerlichen Gerüst. Die Tiefe des Brunnens betrug nun sieben Meter. Als Verschluss wurde ein Deckel mit einer Schachtabdeckung aufbetoniert." Das reichte aber noch nicht: "Der Gemeinde wurde die fast ganzjährige Wasserfahrerei zu kostspielig. So wurde nach langen Überlegungen mit dem Drainage-Pflug ein Graben mit zehn Zentimetern Breite vom Brunnen zum Farrenstall gezogen. Ebenso wurde ein Graben vom Brunnen zum Trafohäuschen an der Mühlheimer Straße ausgehoben, um ein Stromkabel zur neu angeschafften Kreiselpumpe zu verlegen. Gerhard Kopf aus Sulz war zu dieser Zeit Wassermeister. Er schloss einen Kunststoffschlauch an. Durch diesen konnte das Wasser in einen Hydranten-Schacht beim Farrenstall gepumpt werden. Diese ganze Aktion war jedoch wie ein Tropfen auf den heißen Stein."

Um der Wassernot Herr zu werden, hat Holzhausen die Firma Eppler aus Dornstetten beauftragt, einen geeigneten Standort für einen Bohrversuch zu finden. Vom Wasserwirtschaftsamt wurde ein Bohrversuch unterhalb der Linde am Zwerweg (oberhalb der alten Bergfelder Steige) vorgeschlagen. Die Tiefe wurde auf rund 130 Meter kalkuliert. Dieser Plan wurde jedoch wieder verworfen. Wahrscheinlich wäre man auf Salzsohle gestoßen. Die Suche ging weiter. Rosenfelder: "Als nächste Möglichkeiten wurden der Gemeindewald oberhalb des Heusteigsattels und das Neckartal diskutiert. Doch die zunächst avisierte Fläche im Neckartal konnte nicht erworben werden. Letztendlich blieb nur noch der jetzige Standort übrig."

Das Geologische Landesamt in Freiburg hielt laut Helmut Rosenfelder nichts von dieser Lösung. Der Platz sei nicht geeignet. Anders habe dies ein bayerischer Braumeister namens König von der Hechtbrauerei in Sulz gesehen: "Er sagte von Anfang an, dass dieser Standort geeignet sei. Er war Wünschelrutengänger und meinte an der fraglichen Stelle, den Schnittpunkt von zwei Wasseradern zu erkennen. Zudem wies er auf das niedrige Wachstum des Waldes hin, das von Blitzeinschlägen verursacht worden war. Nach langem Hin und Her und mangels eines anderen Grundstücks wurde der Auftrag zur Bohrung gegeben. Die Firma Sax & Klee aus Mannheim bekam den Auftrag." Die Holzhauser packten, wie Jahrzehnte später auch beim Bau der Panoramahalle, mit an: "Wir waren oberhalb der künftigen Baustelle mit Holzmachen beschäftigt, als die Firma zum Bohrbeginn mit einem älteren Lastwagen anreiste. Außer mir waren das Hermann Maier, Leonhard Schlotterbeck, Karl Leucht, Wilhelm Lebold und Fritz Knöpfle." Knöpfle half anderntags die Bauhütte aufzuschlagen. Außerdem wurden die Enden der drei Baumstämme zusammengeschraubt und dann als Dreibock mit der Winde aufgestellt. Das war der Bohrturm.

Rosenfelder: "Immer wieder tauchten Herren aus Freiburg auf. In Gummistiefeln und Regenmänteln liefen sie vom Bahnhof über die Bitze zur Baustelle. Wir waren bereits bei einer Tiefe von 17 Metern angelangt. Doch die Freiburger Herren bezweifelten, dass an diesem Platz jemals Wasser kommen würde." Der Brunnenbau drohte zu scheitern. Es kam zu einer heftigen Diskussion, in der Braumeister König den Vorschlag machte, einen halben Meter weiterzubohren – auf seine Kosten, falls die Bohrung erfolglos bleiben würde. Und Hurra – es kam Wasser! Zwei Tage später erschienen die Freiburger Herren abermals und konnten es nicht fassen, dass König Recht behalten hatte." Es wurde beschlossen, einen Pumpversuch zu machen. Nach zwei Monaten konnte schließlich der Ausbau der Quelle beginnen.

Helmut Rosenfelders Fazit: "Unter primitiven Voraussetzungen hatten wir es geschafft, die Quelle zu bohren und auszubauen." Damit war das Bauvorhaben aber noch lange nicht abgeschlossen: "Wasser hatten wir jetzt zwar in der Quelle, aber immer noch Wassermangel in der kommunalen Wasserversorgung. Gerhard Kopf machte den Vorschlag, die Wasserversorgung vorerst provisorisch auszubauen. Die EVS hat einen Masttransformator an der Heusteige erstellt, die Feuerwehr unter Kommandant Fritz Knöpfle hat den Leitungsgraben durch Wald zur Bohrstelle ausgehoben. Von Hand." Auch die nächste Herausforderung haben die Holzhauser gemeistert: "Die Wasserzuleitung zum Hochbehälter war noch nicht erstellt. Kurzerhand wurde der Schlauch vom Brunnen zum Farrenstall wieder ausgegraben, von einer Menschenkette zum alten Friedhof und dann den Pfaffengraben entlang durch den Wald geschleppt. Nach dem Zusammenbau des Schlauches konnte Wasser vom Bohrloch in die alte Pumpstation gepumpt werden. Seit diesem Tag ist die Wassernot in Holzhausen endlich beseitigt."

Seinen frisch gewonnenen Wasserreichtum teilte Holzhausen alsbald mit den Sulzern. Helmut Rosenfelder erzählt, wie es dazu kam: "Die Sulzer Kapflochquellen wurden verunreinigt. In der Folge war das Wasser nicht mehr genießbar. Der Sulzer Wassermeister Gerhard Kopf, der auch Holzhausen betreute, bat die Gemeinde, Wasser vom neuen Brunnen an die Stadt zu liefern. Denn die Hopfauer beziehungsweise Reinauer Quellen hatte Sulz noch nicht angezapft. Holzhausen willigte ein: In einem Kunststoffschlauch wurde das Wasser am Waldtrauf entlang bis zur Wäscherei Ehni geleitet und dort in einen Hydranten eingespeist. Sulz bekam 250 Liter pro Tag. Die Stadt Sulz hat dafür natürlich bezahlt. So erschloss Holzhausen neben seiner Trinkwasserquelle auch noch eine Einnahmequelle im Neckartal."