Ehrungen bei der Jubiläumsveranstaltung des VdK in der Stadthalle (von links): Landesgeschäftsführer Hans-Josef Hotz, Bärbel Trick, Anita Bonanno, Annerose Plocher-Lupp, Karl-Heinz Lupp, Hans-Peter Kreidler, Beate Weik und Vositzender Erich Weik Fotos: Steinmetz Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: VdK-Ortsverband Sulz feiert 70-jähriges Bestehen / Landesgeschäftsführer Hotz hält Festrede

Vom Verband der Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen zum modernen Sozialverband: Der VdK in Sulz blickte am Samstag in der Stadthalle auf 70 Jahre zurück. Er sei wichtiger denn je, betonte Vorsitzender Erich Weik.

Sulz. Zur Jubiläumsveranstaltung begrüßte Weik neben den Mitgliedern unter anderem Hans-Josef Hotz, den Geschäftsführer des Landesverbands Baden-Württemberg, und Reinhard Streuber, Vorsitzender des VdK Rottweil, der mit Kreiskassierer Andreas Hörnig gekommen war.

Stadträtin Heidi Kuhring würdigte als Stellvertreterin von Bürgermeister Gerd Hieber die Arbeit des Sulzer VdK vor Ort. Der Ortsverband sei ganz nah bei den Menschen, die Hilfe benötigten. Er helfe, etwa bei Pflege- oder Rentenanträgen, die Ansprüche seiner Mitglieder durchzusetzen – auch vor Gericht. Er sorge aber auch für das gesellige Beisammensein bei Ausflügen, Stammtischen und Vorträgen zu aktuellen Themen. Soziale Kontakte würden auch in Sulz immer wichtiger.

Kreisvorsitzender Reinhard Streuber erinnerte an die schwierige Situation nach dem Zweiten Weltkrieg. Weil die Männer gefallen oder in Gefangenschaft waren, mussten die Frauen für die Familie sorgen. Das habe 1948 in Sulz zur Gründung des VdK geführt. In den vergangenen Jahren habe sich der Verband aber verändert. Es habe in der Gesellschaft ein Wertewandel stattgefunden. Deshalb sei der VdK 1994 in den Sozialverband umfirmiert worden. Die Sozialgesetze seien so gestaltet worden, dass einzelne Bürger ohne Hilfe kaum noch ihre Anliegen geltend machen könnten.

Landesgeschäftsführer Hans-Josef Hotz stellte in seiner Festrede heraus, dass der VdK Sulz zu einem festen Bestandteil des Kommunalwesens geworden sei. Einer Vielzahl von Ortsverbänden sei es überhaupt zu verdanken, dass der VdK mit 1,9 Millionen Mitgliedern zu einer wichtigen Organisation in Deutschland herangewachsen sei.

Soziale Gerechtigkeit beginne jedoch vor der eigenen Haustür, in den Gemeinden und Städten: "Da kann man Gesellschaft lebenswerter machen. Das ist unser Beitrag und unsere Stärke." Das 70-jährige Bestehen des Sulzer Ortsverbands sei Anlass zurückzublicken auf das, was die Schicksalsgemeinschaft nach dem Krieg zusammengeführt habe. Der VdK stehe aber auch für Aufbruch in eine neue Zeit und die "kämpferische Begleitung der Politik", ohne dabei Parteiarbeit zu betreiben. Hotz verwies auf Tausende von Prozessen vor Gericht für die Mitglieder. Nur in einem Jahr seien in Baden-Württemberg neun Millionen Euro an Nachzahlungen erstritten worden. Hotz: "Wir können behaupten, das Ohr nah beim Menschen zu haben."

Nach 70 Jahren sei der Auftrag des VdK nicht erledigt, auch wenn die Wirtschaft "brummt", die Massenarbeitslosigkeit besiegt sei und die Sozialkassen Überschüsse aufwiesen. Hotz zeigte noch ein anderes Deutschland auf, in dem die soziale Spaltung wachse, alleinerziehende Frauen auf Hartz 4 angewiesen seien, eine Zwei-Klassenmedizin herrsche, Mieten nicht mehr bezahlbar seien, Bildung an fehlenden Lehrkräften scheitere oder überhaupt Herkunft und soziale Lage maßgeblich für die Zukunft des Kindes seien.

Wenn die große Koalition wieder zur Sacharbeit zurückkehre, könne sie erfolgreich sein, glaubt Hotz. Auf die Prioritätenliste müssten nun soziale Themen wie Rente, Gesundheit, Pflege oder Wohnen gesetzt werden. Denn darum drehe sich das alltägliche Leben, das bewege viele Menschen. Hotz versicherte: "Der VdK wird sich auch künftig für eine verlässliche Sozialpolitik stark machen. Es gibt nach wie vor viel zu tun." Der Sozialverband sei als Sprachrohr für "Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen", notwendiger denn je.

Der Sulzer Ortsverband hat zu seinem Jubiläum eine Chronik herausgebracht. Vorsitzender Erich Weik stellte die Kurzfassung vor. Am 12. August 1948 war die Gründungsversammlung im "Hecht". Stark geprägt wurde der VdK vom Ehepaar Josef und Liesel Kirchner. Es folgte 2003 Anton Steimle als Nachfolger, der krankheitsbedingt 2017 sein Amt niederlegen musste. Seither ist Erich Weik Vorsitzender. Er stellte rückblickend auf die Geschichte des Ortsverbands die hervorragende Arbeit des Vorstands heraus, bei der der Mensch im Mittelpunkt stand.

Geehrt worden sind im Rahmen der Festveranstaltung für zehnjährige Mitgliedschaft Anita Bonanno, Marija Galovic, Hans-Peter Kreidler, Annerose Leinert, Karl-Heinz Lupp, Annerose Plocher-Lupp, Bärbel Trick und Beate Weik. Landesgeschäftsführer Hans-Josef Hotz überreichte ihnen das silberne Treueabzeichen. Die Stadtkapelle Sulz umrahmte mit Dirigent Bruno Eisele die Veranstaltung. Nach dem gemeinsamen Abendessen trat die Sulzer Volkstanzgruppe auf.