An allen Ständen ist etwas geboten: Jugendliche informieren sich über die Berufe und werden auch gern beraten. Foto: Steinmetz

Angebot mit rund 50 Ausstellern wird gut angenommen. Jugendliche kommen aus der ganzen Region.

Sulz - So voll war es noch nie – am Freitagvormittag strömten Schüler aus Nah und Fern auf die Ausbildungsmesse "KAZ" in der Sulzer Stadthalle – sehr zu Freude der Veranstalter HGV und Stadt sowie der knapp 50 Aussteller.

Allein 120 Schüler samt ihrer Lehrer aus Oberndorf hat Sabine Kitzlinger, die die "KAZ" federführend organisiert, verzeichnet. Und auch aus Dornhan und Horb kamen die jungen Besucher.

Da hat die Werbung, die der HGV in den Nachbarstädten schon länger betreibt, gefruchtet, freut sich Kitzlinger. Denn dort wurde das Thema Ausbildungsmesse an den Schulen, wie in Sulz bereits Usus, nun auch im Unterricht verankert.

Neben den Firmen und Handwerksbetrieben der Stadt Sulz waren bei der "KAZ" auch Unternehmen aus dem Umland vertreten. Sogar eine Nagolder Firma hatte ihren Auftritt. "Das spricht sich halt rum", meinte Sabine Kitzlinger beim gemeinsamen Rundgang mit der Stadtverwaltung auf die Frage von Bürgermeister Gerd Hieber, wie es zu diesem Kontakt gekommen sei. Rheinmetall Defence aus Oberndorf, Dobergo aus Loßburg und das Landratsamt aus Rottweil waren weitere Aussteller, die zum ersten Mal in Sulz an der Ausstellungsmesse teilnahmen.

Flüchtlinge können eine Chance sein

Der Arbeitsmarkt ist ausgeschöpft, meinte Thomas Kienzle, Personalleiter bei der Firma Lupold Hydrotechnik aus Vöhringen. Das Unternehmen hat in diesem Jahr erstmals einen Einbruch bei den Bewerbungen um die Ausbildungsplätze zu verzeichnen. "Wir können nicht mehr aus dem Vollen schöpfen", bedauert Kienzle.

Er erhofft sich, zumindest mittelfristig, eine Entspannung durch die Flüchtlinge. Wenn die Menschen hier richtig angekommen seien, könnten die Kinder später einmal die Reihen schließen. "Das finde ich ganz großartig", sagt Kienzle, dessen Firma für dieses Thema sehr offen sei.

Auch die Sulzer Firma Kipp hatte schon mehr Auswahl bei ihren Auszubildenden, erklärte Personalreferentin Evelyn Wilhelm. Während die Bewerbungen im kaufmännischen Bereich und bei den Studiengängen der Dualen Hochschulen noch zahlreich seien, ließen sie bei den Mechanikern deutlich nach. Dennoch könne man alle Azubi-Stellen besetzen. Für 2016 sind das immerhin 16 Ausbildungsplätze.

Die Umfrage unter den "KAZ"-Besuchern im vergangenen Jahr hatte ergeben, dass sich die Jugendlichen mehr Informationen zu Pflegeberufen wünschen. Das hat Georg Schrön von der Sulzer Orthoklinik vernommen und war mit seinem Team erstmals im Backsteinbau vertreten. Die Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten sei heutzutage recht komplex, erklärte der Arzt. Noch habe er bei der Besetzung seiner Ausbildungsstellen die Auswahl. Er nutze aber die Messe, um sich und seine Fachrichtung weiter unter den Jugendlichen bekannt zu machen.

"So sehen Sie im Jahr 2046 aus", zeigte Eva-Maria Rettig einem Besucher das Foto, das sie gerade mit ihrem Handy von ihm gemacht und per App umgewandelt hatte. Und der blickte plötzlich in sein altes Gesicht. Eva-Maria Rettig vom Haus der Betreuung und Pflege informierte über die Berufe Altenpfleger, Heilerziehungsmöglichkeiten und Studienmöglichkeiten im Bereich der Pflege. Dafür interessierten sich zumeist die Mädchen, meint sie.

Im Handwerksbereich sieht es nicht so rosig aus, wenn es um Auszubildende geht. Sabine Scheuble, Assistentin bei Kitzlinger-Haus, berichtete, dass ihr Unternehmen in diesem Jahr eine Lehrstelle unbesetzt lassen musste – und das bei "sehr guter Auftragslage". So ergeht es auch anderen Betrieben. An einem Stand war ein Plakat zu sehen, auf dem sofort ein Auszubildender gesucht wurde. Somit diente die Messe sogar als Last-Minute-Börse.

Das Handwerk hatte jedenfalls eine gute Plattform, sich zu präsentieren. Bei Bau-Steeb gab es ein Quiz mit verschiedenen Baumaterialien, die zu erraten waren. "Ich finde die ›KAZ‹ ganz gut. Das Interesse war viel größer als in den vergangenen Jahren", stellte Sonja Steeb fest. "Es ist deutlich mehr los", bestätigt auch Nadine Kitzlinger. Die meisten Schüler, die vorbeikamen, hätten sich unter einem Stuckateur nicht viel vorstellen können. Sie seien überrascht gewesen, wie vielfältig dieser Beruf sei. Ihre Mutter Sabine Kitzlinger konnte für das eigenen Unternehmen vermelden, dass in diesem Jahr mal wieder zwei Lehrlinge eingestellt werden konnten. Einer der Auszubildenden am Stand des Stuckateur- und Malerbetriebs gehörte im vergangenen Jahr übrigens noch zu den Besuchern der Ausbildungsmesse.