Das Interesse an der Veranstaltung zur Vorstellung der Bürgermeisterkandidaten in der Stadthalle hält sich in Grenzen. Rund 60 Interessierte sind gestern Abend gekommen. Fotos: Steinmetz Foto: Schwarzwälder-Bote

Gerd Hieber will die Ortsmitten stärken / Gegenkandidat für Bürgermeisterwahl bleibt Bewerbervorstellung fern

Von Marzell Steinmetz

Sulz. Die Bewerbervorstellung für die Bürgermeisterwahl am kommenden Sonntag war gestern Abend in der Stadthalle eine einseitige Veranstaltung. Der einzige Gegenkandidat, Michael Eckardt von der "Nein-Idee"-Partei, erschien nicht.

Das war eigentlich zu erwarten.

Der amtierende Bürgermeister Gerd Hieber, der sich wieder zur Wahl stellt, zeigte den etwa 60 Besuchern auf, welche Schwerpunkte er für die nächsten acht Jahre setzen möchte. Diese orientieren sich im Wesentlichen an dem von rund 1000 Bürgern mit einem Fachbüro erarbeiteten integrierten Stadtentwicklungskonzept. Zunächst zog Hieber eine kurze Bilanz zur bald abgelaufenen Legislaturperiode: Sie fiel aus seiner Sicht positiv aus. Hieber erinnerte unter anderem an die Sanierung des Backsteingebäudes mit dem Einbau der Stadthalle, an das Förderprogramm Soziale Stadt für das historische Sulzer Zentrum, an die Investitionen für Kindergärten und Schulen, die Sanierung des Bahnhofumfelds und die seniorengerechte Wohnanlage. Auf dem bislang Erreichten wolle er sich jedoch nicht ausruhen. Der demografische Wandel, die Abwanderung junger Menschen und die klimatischen Veränderungen mit immer mehr Hochwasserereignissen stellten eine wachsende Herausforderung dar.

Danach richtet Hieber auch seine kommunalpolitischen Ziele aus. So geht es ihm nun darum, die Ortsmitten zu stärken. Es sollen seinen Vorstellungen zufolge in allen Ortsteilen Sanierungsgebiete ausgewiesen und Hauseigentümer gezielt beraten werden. Er will dem Gemeinderat vorschlagen, auf alle Bauplatzpreise in Wohngebieten nach dem Crailsheimer Modell einen Aufschlag zu erheben, um diese zusätzlichen Mittel zweckgebunden für Sanierungsgebiete einzusetzen. Ein Gesundheits- und Dienstleistungszentrum in der Bahnhofstraße und die Herstellung eines barrierefreien Bahnsteigs könnten die Attraktivität der Kernstadt fördern, ist er überzeugt. Weitere Schwerpunkte sind für ihn der Hochwasserschutz am Neckar und im Mühlbachtal, das interkommunale Gewerbegebiet, Betreuungsangebote in Kindergärten und Grundschulen – und dies alles im Rahmen eines nachhaltigen Finanzmanagements. Hieber will, wie er betonte, sicherstellen, dass sich die Belastung der Bürgerschaft durch Steuern und Abgaben auch in Zukunft in einem erträglichen Maß hält.

Hans-Walter Blass eröffnete die Diskussion: Seine Fragen bezogen sich auf neue Baugrundstücke auf Kastell, Schaffung von Arbeitsplätzen und desolate Straßen im Industriegebiet Kastell. Was den letzten Punkt angeht, verwies Hieber auf das von ihm angeregte Straßensanierungsprogramm. Über das gesamte Stadtgebiet hinweg würden Klassifizierungen vorgenommen. Die Weilerstraße in Sulz sei mittlerweile saniert worden. Je nach Dringlichkeit würden auch die Straßen im Industriegebiet ins Programm aufgenommen. Mit dem interkommunalen Gewerbegebiet, für das momentan das Verfahren läuft, verspricht er sich mehr Wirtschaftskraft für die Stadt. Einzelentwicklungen habe es bereits in den Gewerbegebieten einiger Stadtteile gegeben.

In der Kernstadt werde die Wohnbauentwicklung auf der Schillerhöhe fortgesetzt. Das Wohngebiet Kastell hat für ihn derzeit keinen Vorrang. Ziel müsse es hier sein, die bestehenden Baulücken zu schließen. Rund 40 freie Bauplätze seien dort in privater Hand.

Klaus Schätzle fragte den Bürgermeisterkandidaten nach dessen Visionen: Wie können auch akademische Arbeitsplätze angeboten und die großen alten Häuser in der Kernstadt saniert werden? Schätzle könnte sich dafür eine Wohnbaugenossenschaft vorstellen.

Mit dem aktuellen Förderprogramm für den historischen Stadtkern hätten bislang 33 Eigentümer ihre Häuser saniert, sagte Hieber. "Das stellt mich jedoch nicht zufrieden", räumte er ein. Gerade in der Ortsdurchfahrt sei es nicht gelungen, trotz der hohen Förderung Hauseigentümer in das Programm miteinzubeziehen. Ob man eine Wohnungsbaugesellschaft benötige, könne er im Moment nicht einschätzen. Sie könne möglicherweise eine Option sein, wenn andere Maßnahmen nicht fruchteten.

Michael Neuburger sprach die kaputte Straße im Glatttal an. Hieber teilte dazu mit, dass der schlechte Zustand der L 409 beim Land immer wieder angemahnt worden sei. Das werde man auch weiterhin tun. Bei den Kreisstraßen habe sich in den vergangenen Jahren durchaus etwas bewegt, allerdings sei der Landkreis auf dem Abschnitt zwischen Neckarhausen und Hopfau auf Landeszuschüsse angewiesen. Sobald die finanziellen Möglichkeiten vorhanden seien, werde die Kreisstraße auch erneuert, sagte Hieber.

Allzu viele Fragen gab es nicht, obwohl die stellvertretende Bürgermeisterin Cornelia Bitzer-Hildebrandt als Moderatorin noch Themen wie Energie, Feuerwehr, Kultur oder Tourismus vorschlug. Nach einer Stunde beendete sie die Veranstaltung.