Erhard Pallesche (links) und Bürgermeister Markus Huber Foto: Cools Foto: Schwarzwälder-Bote

Kunst: Bildhauer stellt im Ladengeschäft in Dornhans Ortsmitte Skulpturen aus

Mal mag er seine Farben, mal die Struktur, mal seine Zeichnung, mal die Ausstrahlung und manchmal verliebt er sich auch in ihn – für den Bildhauer Erhard Pallesche ist der Stein viel mehr als nur ein stummes Objekt aus der Natur.

Dornhan. "Es gibt welche, die wollen berührt werden", sagt er andächtig und legt seine Hand auf eine Skulptur namens "Diagnose" aus Steatit, auch Speckstein genannt. Der lässt sich aufgrund seiner Weichheit besonders gut bearbeiten. Sogar ein Fingernagel kann Einkerbungen auf dem empfindlichen Material hinterlassen.

Für Pallesche ist der Stein nichts Unnachgiebiges, Abweisendes. Im Gegenteil: Seine Skulpturen lassen Marmor, Granit, Sandstein, Diabas und andere Steinsorten weich und formbar wirken. So nehmen sie meist runde, verschlungene Formen an, als seien sie der Spielball einer unsichtbaren Strömung gewesen.

In seinen Skulpturen verarbeitet der Bildhauer Gedanken und Erfahrungen. So zeigt "Diagnose" den Torso einer Frau in zurückgenommener Form – die Erinnerung an eine Freundin aus alten Tagen, die mit einer Krankheit zu kämpfen hatte. Neben runden und verschlungenen Formen sind auch steinerne Körper – mal deutlich, mal eher abstrakt umgesetzt. Das ist sein Markenzeichen. "Ich möchte zum Nachdenken anregen, möchte den Finger in manche Wunde legen, den Spiegel vorhalten oder am Lack kratzen", erklärt der Künstler, wie er seine Steine "sprechen" lässt.

Seine Gedanken über das Leben und die Gesellschaft verbindet der 1953 in Chemnitz Geborene mit enormem handwerklichen Geschick. So werde er oft gefragt, wie er eine Kette aus einzelnen Granitgliedern herstelle, ohne den Stein an einer Stelle zu unterbrechen.

Spuren hinterlassen

1969 ließ sich Pallesche in Zwickau zum Steinmetz ausbilden. Danach war er hauptsächlich mit Restaurierungsarbeiten an Kirchen und in der Denkmalpflege beschäftigt. Ehe er 1989 in den Schwarzwald umzog, arbeitete er außerdem für die evangelisch-lutherische Landeskirche Sachsens und das katholische Kapellknabeninstitut der Dresdner Kathedrale. Zum freischaffenden Künstler wurde er 1998. Daraufhin arbeitete er in Talheim im Kreis Tuttlingen. Die Werkstatt musste er im Oktober 2015 aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Zudem betrieb er bis vor Kurzem ein Ladengeschäft in Oberndorf.

Im vergangenen März ist er umgezogen und hat seinen Verkaufs- und Ausstellungsraum für Skulpturen nun gegenüber vom Dornhaner Rathaus in der Oberen Torstraße. "Stillende", "Es werde", "Aufwind" und viele weitere Skulpturen animieren Vorbeispazierende nun dazu, vor dem Schaufenster stehen zu bleiben und sich Gedanken zu machen. Pallesche hat seine Spuren in Dornhan bereits hinterlassen, als er den bronzenen Farrenkopf für den Farrenstall schuf. Nun lässt er seine Steine künftig in der Ortsmitte zu den Dornhanern "sprechen".