Gemeinderat: Gremium sieht keine Notwendigkeit / Einstimmiger Beschluss enttäuscht die Initiatoren

Sulz. Der Gemeinderat hat es gestern Abend einstimmig abgelehnt, die "Kita Natura Neckartal" in den Kindergartenbedarfsplan aufzunehmen. Das Gremium folgte damit dem Verwaltungsvorschlag.

Wie mehrfach berichtet, hat sich eine Initiative für einen Natur- oder Bauernhofkindergarten auf dem Naturschutzhof am Radweg zwischen Aistaig und Sulz gebildet. Sie stand jetzt in den Startlöchern: Genug Kinder haben sich angemeldet. Betreuungspersonal wäre ebenfalls vorhanden. Der Betrieb setzt aber die Aufnahme in den Bedarfsplan voraus. In dem Fall wäre die Stadt, wie Tina Nagel von der Verwaltung erläuterte, dazu verpflichtet, 63 Prozent der Betriebsausgaben für die "Kita Natura Neckartal" zu übernehmen. Bei Ausgaben von jährlich 110 000 Euro wären das 70 000 Euro jährlich. Sie äußerte allerdings Zweifel, ob die im vorgelegten Wirtschaftsplan ausgewiesenen Ausgaben ausreichen. Es gäbe eine Finanzlücke, ist sie überzeugt. Zudem wären die Elternbeiträge höher als in anderen städtischen Einrichtungen. Eigenmittel würde der Naturkindergarten ebenfalls nicht einbringen. Mit der Kita Natura eG, die ihren Sitz in Krummbek in Schleswig-Holstein hat, handele sich außerdem um einen unbekannten Träger.

Vor allem hat die Verwaltung die Zufahrt zum Naturschutzhof von Aistaig aus über den Radweg sehr kritisch beurteilt. Die Einrichtung könnte mit dem Auto nicht angefahren werden. Es gebe keinen Winterdienst. Tina Nagel führte weiter an, dass der Bauernhofkindergarten die angespannte Platzsituation bei Kindergärten in der Kernstadt auch nicht entzerren würde.

Jedoch musste sie einräumen, dass das Angebot durch den Naturkindergarten "einzigartig in der Stadt" wäre. Das pädagogische Konzept sei sehr gut und wünschenswert, unterstrich GAL-Fraktionsvorsitzende Heidi Kuhring. Die Stadt plane aber ein Kinderhaus und wolle aus dem Vertrag mit dem kirchlichen Träger aussteigen. Es würde niemand verstehen, wenn die Stadt dann wieder bei einem freien Träger einsteige. Die SPD sehe die Notwendigkeit für einen Naturkindergarten nicht, meinte Klaus Schätzle. Elternbeiträge zu erhöhen, wäre der falsche Weg.

"Wir wollen keine Experimente auf Kosten bestehender Einrichtungen eingehen", sagte Robert Trautwein (CDU). Aber er wäre durchaus geneigt, eine Alternative anzubieten und ein neues Konzept für den Dürrenmettstetter Kindergarten zu erarbeiten. Trautwein verwies dabei auf die landwirtschaftliche Prägung seines Stadtteils. Von Hühnern, Schweinen, Kühen bis Büffel sei alles da. "Ich halte das für einen interessanten Ansatz", meinte Bürgermeister Hieber. Damit könnte die örtliche Einrichtung gestärkt werden.

Der Wirtschaftsplan des Naurkindergartens müsste belastbarer sein, fand Tobias Nübel (CDU). Bedenken hat er aber auch wegen der Zufahrt, zumal sich Oberndorf nicht am Winterdienst beteiligen wolle.

Cornelia Bitzer-Hildebrandt (FWV) hält den Naturkindergarten für eine gute Initiative. Dafür fehlten aber die Rahmenbedingungen: "Wir werden im Moment dagegen stimmen."

Die anwesenden Initiatoren waren sichtlich enttäuscht über die eindeutige Gemeinderatsentscheidung. Die Gelegenheit, ihren Standpunkt bei den Bürgerfragen darzulegen, nutzten sie nicht. Wohl weil sie geglaubt hatten, später noch zu Wort zu kommen. Das hat der Bürgermeister aber abgelehnt. Eberhard Stiehle (FWV) bat darum, Gemeinderatsbesucher künftig darauf hinzuweisen, dass sie nur während der Bürgerfragestunde Rederecht hätten.