Ferienprogramm: Kinder erfahren viel und werden sogar zu Freifrauen und Freiherren geschlagen
Sulz-Glatt. Seltsame Lichtpunkte tanzten in der Dämmerung durch den Wald von Dürrenmettstetten her nach Glatt. Es waren die Taschenlampen der 23 Kinder, die am Dürrenmettstettener Ferienprogramm teilnahmen. In einer nächtlichen Führung erlebten die Mächen und Jungen im Alter von sieben bis elf Jahren, eine besondere Schlossatmosphäre.
Der ehemalige Erbauer und Schlossherr, Reinhard von Neuneck, erwachte mit seinem Gefolge und Gesinde zum Leben. Erweckt wurden sie durch Museumsleiter Cajetan Schaub und Karl-Josef Sickler, Mitglied im Bürger- und Kulturzentrum Schloss Glatt.
Zunächst stattete man dem Schlossherrn einen Besuch ab. Die Grabplatte mit der abgebrochenen Lanze wurde erklärt. Wie wird man Ritter? Was hat ein Ritter bei sich? Das lange Schwert als edle Waffe wurde bestaunt, die Bezeichnung als "Gassenhauer" war klar. Und wie man sich als Ritter unter einem Helm fühlt, wollte jeder mal ausprobieren. Anschaulich erzählt, erschien das adlige Leben nicht ganz rosig zu sein. Im Wehrgang berichtete ein Landsknecht in einer Nische sitzend den Lauschenden von seinem Dienst unter seinem "guten und strengen Herrn". Unfassbar, dass der Lohn aus der Kleidung bestand.
"Wir schleichen weiter durchs Schloss", kam die Anweisung. Lange Schatten begleiteten die nächtlichen Besucher – ein richtiges Abenteuer. Kapelle und Küche erreichte man über die Galerie, wobei man die Kapelle als Bittraum richtig nachempfinden konnte, wenn der Feind vor dem Schloss stand.
Alles über Kettenhemd, Harnisch, Lanze, Schwert und ritterliche Jagd erfuhren die interessierten Nachwuchshistoriker in der Rüstkammer. So vieles gab es hier noch einander zu zeigen. Aber der Scharfrichter im Verlies wartete bereits mit Schandmaske und Halsgeige auf die muntere Schar.
Richtig gruselig war es im Gefängnis, in dem ein heftiges Gewitter "tobte", bei dem der damalige Gefangene, der schwarze Vreni, vom Blitz erschlagen wurde. Erstaunlich, wie viele Redensarten aus dem Ritterleben stammen, auf die an den einzelnen Stationen hingewiesen wurden.
Im Hof wartet ein leckerer Schatz
Und jedes Schloss hat natürlich auch eine Schatztruhe, die im Innenhof der Plünderung anheimfiel. Zumal der Inhalt – moderne Schokoladen-Euros – auch noch gut schmeckte. Mit dem Schwert zu Freifrauen und Freiherren von Glatt geschlagen, nachdem sie allen Gefahren trotzten, verließen die jungen "Adligen" zu später Stunde den Innenhof, stolz ihren beurkundeten Titel tragend.
