Eva Scherer hat täglich mit Flüchtlingen zu tun. Foto: Veranstalter Foto: Schwarzwälder-Bote

Politwerkstatt: Eva Scherer von der Initiative "Offene Hände" hält Vortrag zum Thema Fluchtursachen

Der Kreisverband der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) lud kürzlich zur ersten Veranstaltung der Reihe "Politwerkstatt" nach Beffendorf in das Gasthaus Traube ein.

Oberndorf-Beffendorf. Eva Scherer, Gründungsmitglied der Initiative "Offene Hände", hielt einen Vortrag zum Thema "Fluchtursachen". Bernd Richter, Vorsitzender der ÖDP, begrüßte zuvor die Anwesenden.

Eva Scherer hat täglich mit Flüchtlingen zu tun und beschäftigt sich ausführlich mit den Ursachen von Flucht und Vertreibung. Zu Beginn ihres Vortrags erinnerte sie daran, dass auch die Menschen in Europa oft geflohen seien. Als Beispiel führte sie die "Schwabenkinder" an und die Auswanderungswelle im 19. Jahrhundert in die USA. Damals seien die Menschen aus Not ausgewandert oder geflohen, weil die Zustände im eigenen Land miserabel gewesen seien.

So ergehe es auch den Balkan-Flüchtlingen. Die Menschen hätten dort nichts, das Land sei zerfressen von Arbeitslosigkeit und Korruption. Fast alle Balkan-Flüchtlinge von Oberndorf seien "freiwillig gezwungen" worden zurückzukehren, sagte sie. Denn wenn sie nicht freiwillig unterschreiben würden, würde man sie zwingen, das Land zu verlassen. Ungefähr 250 Flüchtlinge lebten derzeit in Oberndorf, darunter auch anerkannte.

Scherer ging auch auf die internationale Handelspolitik ein. Freihandelsverträge wie TTIP und CETA erwähnte sie dabei und erläuterte deren Wirkungen. Die EU verkaufe zum Beispiel in afrikanischen Ländern billig Land auf, um dort Konzerne anzusiedeln. Sie stelle immer wieder fest, dass es in der heutigen Zeit nur noch um die Wirtschaft gehe. "Die Menschlichkeit zählt ganz gering", so Scherer.

Auch der Klimawandel sei eine Fluchtursache, zum Beispiel die Dürre im Südsudan, die viele Menschen fliehen lasse. Die meisten Flüchtlinge würden in die Nachbarländer fliehen. Nur die wenigsten schafften es nach Deutschland, sagte die Referentin.

Als einen weiteren Grund für Flucht führte sie Terror und Glaubenskriege an. In China werden zum Beispiel Christen verfolgt, einige davon fanden in Oberndorf Asyl.

Auch Hunger und entzogene Lebensgrundlage trieben viele Menschen in die Flucht. Diese seien allerdings keine anerkannten Gründe, um Menschen Asyl zu gewähren, so Scherer.

Im lebhaften Dialog kamen anschließend noch viele Fragen und Ideen zur Sprache. So die Frage, was man machen könne, um Fluchtursachen zu bekämpfen. Wo könne man ansetzen? Die Hoffnung liege auf unabhängigen Gruppen und Hilfsorganisationen, denn oft würden die Gelder von staatlichen Organisationen in die falschen Kanäle fließen, war ein Diskussionsbeitrag.