Die Obere Scheuer des Klosters Kirchberg wird zu einem Tagungshaus umgebaut. Foto: Steinmetz

Sichtbare Fortschritte an Scheuer. Anbindung ans schnelle Netz fehlt noch.

Sulz-Renfrizhausen - Es sind noch Handwerkerferien. Doch im Kloster Kirchberg wird schon wieder gearbeitet. Zimmerleute sind in der Oberen Scheuer tätig. Das Wirtschaftsgebäude, in dem früher Getreide, Heu und Stroh gelagert wurden, wird zu einem zweistöckigen, barrierefreien Tagungshaus umgebaut.

Es ist eine besondere, aber auch keine einfache Baustelle. Besonders deshalb, weil es sich um ein denkmalgeschütztes Gebäude aus dem Jahr 1824 handelt. Es war nach einem verheerenden Brand im Auftrag der königlichen Finanzkammer Württemberg neu erbaut worden - übrigens sogar etwas höher als die Johanniskirche. Beim Umbau müssen nun Auflagen des Denkmalamts beachtet werden. Außen wird möglichst wenig verändert, innen soll der ursprüngliche Charakter spürbar und erlebbar bleiben. Was die Bauarbeiten aber erschwert: Es ist viel Handarbeit erforderlich. Auch hatte der Statiker, wie Objektbetreuer Josef Simmes erklärt, viel zu rechnen. Etliche provisorische Stützen mussten eingezogen werden. Ein spannender Moment war immer dann, wenn sie entfernt wurden. Hält das neu eingezogene Gebälk? Es hielt: Der Statiker hat alles richtig gemacht.

Simmes zeigt in seinem provisorisch eingerichteten "Baubüro" in der Unteren Scheuer am Computer Fotos, wie ein Kran einen tonnenschweren Stahlträger durch eine kleine Fensteröffnung im ersten Obergeschoss bugsiert. Das war Präzisionsarbeit. Innen stehen nur Hubhilfen und menschliche Muskelkraft zur Verfügung.

Tonnen von Erdreich bewegt

Die Bauarbeiten begannen im November vergangenen Jahres. "Böse Überraschungen", durchaus möglich in einem alten Gebäude, habe es nicht gegeben, sagt Simmes. Sehr viel Arbeit steckt inzwischen im Untergrund. Tonnen von Erdreich sind bewegt und weggefahren worden. Der Keller wurde mit Hilfe eines kleinen Baggers abgegraben. Das Haus stehe nun auf Fels und sei damit stabiler als je zuvor. Das alte Mauerwerk blieb, wie in den oberen Geschossen, sichtbar, obwohl die Kellerräume nicht öffentlich zugänglich sind. Hier befindet sich die Technik. Unter anderem wird eine Lüftungsanlage für die Tagungsräume installiert. "Wenn oben keine gute Luft ist, werden die Leute müde", weiß der Architekt.

Simmes ist von Gästen des Berneuchener Hauses immer wieder gefragt worden, warum es in der Oberen Scheuer nicht weitergehe. Seit die vielen Leitungen für Strom, Wasser, Abwasser und Fußbodenheizung im Boden sind, werden Baufortschritte jetzt erkennbar.

Für die Decke sind teilweise neue Balken eingezogen worden. Sie sind heller und bilden einen Kontrast zu den alten. Mit einer Stahlkonstruktion wird die Decke zusätzlich gesichert.

Auf der Nordwestseite ist die Wand geöffnet worden. Dort sind die Notausgänge mit Außentreppe geplant. Die beiden Giebel sind eingerüstet. Die Fassade wird jeweils noch aufgefrischt.

Neue Tagungsräume

Am Eingangsbereich bleiben die Scheunentore erhalten. Der Haupteingang wird mit einer Glaskonstruktion gestaltet - im Einvernehmen mit dem Denkmalamt. Der Aufzug führt vom Keller bis ins zweite Obergeschoss, das als Stuhllager genutzt wird. Im ersten Obergeschoss und Erdgeschoss werden insgesamt vier Tagungsräume eingebaut. Im Foyer ist unter anderem eine Cateringstation mit kleiner Küche vorgesehen. Übers Treppenhaus sind die oberen Stockwerke ebenfalls erreichbar.

Mit den Bauarbeiten sind Firmen aus der Region beauftragt. Trotz voller Auftragsbücher seien die Handwerksbetriebe bemüht, "uns gut zu bedienen. Wir sind zufrieden, mit der Qualität sowieso", betont Simmes.

Der bisherige Kostenrahmen von zwei Millionen Euro dürfte jedoch nicht ausreichen. Für manche Gewerke sei nur ein Angebot eingegangen. Simmes schätzt, dass es zu Mehrkosten von rund zehn Prozent kommen kann. "Da fehlt uns noch Geld. Spenden sind uns höchst willkommen", erklärt er. Zuschussgeber sind das Land, die Landeskirche, die Fernsehlotterie und die Klosterstiftung.

Das Kloster benötigt dringend weitere Tagungsräume. Es war eine zunehmende Nachfrage festzustellen - bei allerdings geringerer Aufenthaltsdauer. Mit dem zusätzlichen Raumangebot könnten die Betten besser ausgelastet werden. Was ein Manko ist: Das Kloster Kirchberg hat kein schnelles Internet. Während der Bauarbeiten seien Leerrohre für Glasfaser verlegt worden, teilt Simmes mit. Er hofft, dass die Anbindung ans schnelle Netz bald auch auf dem Kirchberg erfolgt. Der Umbau soll bis Frühjahr 2020 abgeschlossen werden. Simmes: "An Ostermontag wollen wir einziehen."