Der Brunnen auf der Westseite des Schlosses mit seinem trapezförmigen Trog zählt zu den ältesten Kleindenkmalen in Glatt. Foto: Schnekenburger

Die auch gestalterisch verschiedenen Brunnenanlagen nehmen beträchtlichen Teil der Liste der Kleindenkmale ein.

Sulz-Glatt - Mit dem Wasser ist es so eine Sache. Kommt zu schnell zu viel, ist die Katastrophe da. Kommt keines oder zu wenig, und das vielleicht noch über längere Zeit, sind die Folgen nicht minder dramatisch. In Glatt spielt Wasser eine besondere Rolle.

Nicht nur, dass der Ort den Namen des Flüsschens annimmt, an dem er gelegen ist, und der alsbald in den Neckar mündet. In ihrem Unterlauf hat die Glatt ganz schön Dampf. Und die Bilder von Hochwassern zeigen, wie viel Wasser innerhalb kurzer Zeit die Talaue überfluten konnte. Andererseits muss man sich das lebenswichtige Nass aber erst einmal erschließen. So verwundert es nicht, dass fast die Hälfte der von Wilhelm Umbrecht erhobenen Kleindenkmale in Glatt Brunnen und Brunnenstuben sind. Genauer gesagt 17 von 37 erfassten Objekten dienten und dienen der Wasserversorgung im Ort.

"Kleindenkmale sind ortsfeste, freistehende, kleine, von Menschenhand geschaffene Gebilde aus Stein, Metall oder Holz, die einem bestimmten Zweck dienen oder an eine Begebenheit beziehungsweise eine Person erinnern", lautet die Definition des Landesamts für Denkmalpflege, und da passen Brunnen voll ins Bild. Das gilt natürlich auch für die beiden Epitaphe an der Innenseite der südlichen Schlossmauer, die vier Bildstöcke, die beiden Kriegerdenkmale und die zwölf Kreuze, die in der Ortslage und auf der Flur stehen. Auch die Brücke – "die hat fast noch niemand gesehen, jeder läuft drüber", sagt Umbrecht – gehört zu den Kleindenkmalen, die akribisch aufgenommen sind. Eine verbale Beschreibung gehört genau so dazu wie eine möglichst genaue Zeichnung mit Aufmaß und eine fotografische Dokumentation. Festgehalten wird alles, was sich an Informationen greifen lässt. Etwa das Alter der Objekte.

Das führt geradewegs zurück zu den Brunnen. Sie bilden so etwas wie eine Spange. Der Brunnen vor dem westlichen Nebeneingang zum Schlossbereich datiert aus 1609 und zählt zu den ältesten erfassten Kleindenkmalen. Der Trinkbrunnen beim Schloss für das Wasser aus der St. Gallusquelle, den Architekt Anton Beuter stiftete, eine Abschlussarbeit des Horber Steinmetzmeisters Jürgen Poppitz, ist das mit Abstand jüngste erfasste Objekt.

Die meisten der im ganzen Ort verteilten Brunnen, die in früherer Zeit als Viehtränke dienten, haben eine gusseiserne Brunnensäule, manche sind noch historisch. Deutlich älter sind in der Regel die Brunnentröge, wie der auf der Westseite des Schlosses, der zudem eine Besonderheit aufweist: Die Grundfläche ist kein Rechteck, sondern ein Trapez. Weshalb? Die pragmatische Erklärung ist einfach. Anfang des 17. Jahrhunderts war man froh, einen Steinblock in dieser beachtlichen Größe zur Verfügung zu haben. Ans – zudem überflüssige – rechtwinklige Absägen dachte da niemand. Einer ganz anderen Ästhetik folgt ein Brunnen, der Anfang der 1970er-Jahre entstand: Für den Wandbrunnen in einer Stützmauer fertigte Margret Kälberer unter Aufsicht ihres Vaters Paul kurz vor dessen Tod ein Mosaik.

Damit hat sich das Thema Brunnen aber bei weitem nicht erschöpft. Vier Brunnenstuben hat Umbrecht dokumentiert, alle vier "in miserablem Zustand", wie er berichtet. Doch der städtische Bauhof ist schon tätig geworden. Türen sind wieder intakt, die Brunnenstuben teilweise auch freigeschnitten. Zuvor waren sie nicht nur unansehnlich, sondern teilweise offen – durchaus gefährlich. Kinder könnten hineingeraten und, wenn schon sich nicht dabei erheblich verletzen, so doch nicht mehr ohne weiteres hinaus kommen. Auch könnten dort Giftstoffe ins Wasser geleitet werden, was Auswirkungen hätte, denn alle Brunnenstuben sind noch in Betrieb, speisen beispielsweise Dorfbrunnen und Schlossteich.

Kein Kleindenkmal, da wohl nur noch grafisch vorhanden, ist eine Deichelleitung, die aus Richtung Glatter Täle den Brunnen am Rathaus speiste. Die im Zuge der Württembergischen Landesvermessung Mitte des 19. Jahrhunderts erstellte Karte weist diese Wasserzufuhr deutlich aus. An die Wasserversorgung angeschlossen wurde Glatt erst um 1900.