Das Hotel Kaiser ist verkauft: Edeltraud und Walter Hellstern gehen in den Ruhestand. Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder Bote

Gastronomie: Walter und Edeltraud Hellstern hören auf

Sulz-Glatt. "Wir sind im Rentenalter. Die Nachfolge ist nicht geregelt", sagt Walter Hellstern. Er hat das Hotel Kaiser in Glatt an einen Investor aus der Region verkauft. Es sei geplant, den "Kaiser" als Hotel weiterzuführen.

"Aus dem Traditionsbetrieb auszusteigen, fällt mir nicht leicht", sagt der 66-jährige Hotelier. Den "Kaiser" gibt es seit 1780. Er war damals eine Post-Hilfsstelle, an der Pferde ausgetauscht wurden. Eine kleine Wirtschaft und Landwirtschaft gehörten dazu.

In den 1960er-Jahren kam der Tourismus in Glatt ins Rollen. Anton und Gertrud Hellstern bauten das erste Gästehaus. Erholungssuchende vor allem aus dem Ruhrgebiet hatten das Glatttal entdeckt. Sie genossen die gute Luft und die Wandermöglichkeiten. Der Fremdenverkehr erlebte in den 1970er und 1980er-Jahren seine Boomzeit. Das zweite Gästehaus mit Schwimmbad wurde 1976 gebaut. Das Restaurant wurde bereits 1969 modernisiert, und 1982 ist die Küche mit, so Walter Hellstern, einem "großen Kraftaufwand und hohen Kosten" neu eingerichtet worden. Zwei Jahre zuvor hatte er als gelernter Koch mit seiner ersten Frau Gerda das elterliche Hotel übernommen.

"Der Tourismus hat sich geändert", stellt Hellstern fest, politisch dagegen nichts. Und das beklagt er auch. Für die E-Biker, die größere Distanzen zurücklegen als Radfahrer ohne Elektromotor-Unterstützung, bräuchte man beispielsweise Ladestationen. Unverständlich ist für ihn die Diskussion in Glatt über Parkmöglichkeiten von Bussen. Dass sie in Hopfau parken sollen, hält er für "Schwachsinn". Es sollten eher mehr Busse kommen, um den Individualverkehr zu reduzieren. Ein Busfahrer frage bei ihm zuerst an, wo er sein Fahrzeug abstellen könne. Auch Übernachtungsgäste aus der Industrie wollten für ihre größeren Fahrzeuge Parkplätze haben. Die Überflutungsmulde oder Bereiche beim Sportplatz könnten, wie er meint, als Parkflächen ausgewiesen werden. Nur müsse man das politisch wollen.

Der Tourismusverkehr habe vor allem am Wochenende stark zugenommen. Eine Zone 30 oder ein Fußgängerüberweg seien abgelehnt worden. Sinnvoll hätte es Hellstern erachtet, wenn beim Straßenausbau zwischen Glatt und Hopfau oberhalb des "Züfles" die Straße verengt worden wäre.

"Wir waren mit der ›Freystatt‹, dem ›Kaiser‹ und dem ›Züfle‹ eine Touristen-Hochburg. Da konnte man jeden Tag Mittagessen. Ich bin der einzige, der mittags im Ort noch offen hat", stellt Hellstern fest. Und das sei nicht gut für den Wander- und Radtourismus. Er befürchtet, dass dadurch die Besucherzahlen, auch im Kultur- und Museumszentrum, zurückgehen. Dabei liege Glatt ideal am Neckartal-, Kinzigtal- und Hohenzollernradweg.

Das Drei-Sterne-Hotel Kaiser hat 70 Zimmer. Man könne wählen zwischen Frühstück, Halb- und Vollpension. Täglich werde ein Fünf-Gänge-Menü angeboten. Damit hätten die Gäste eine Auswahl wie in großen Hotels. Hellsterns hofft, dass es gastronomisch weitergeht.

Seine zweite Frau Edeltraud hat eine Wohnung in München. "Da gehen wir jetzt erst mal hin", sagt er. Das Hotel Kaiser wird zum 30. Juni geschlossen.