Fotos: Cools Foto: Schwarzwälder-Bote

Ortsvorsteher Robert Trautwein stellt Sulz’ kleinsten Stadtteil vor

Wenn eine Kurve die nächste folgt, so dass Autofahrer sich fragen, wann sie endlich da sind, dann geht es nach Dürrenmettstetten. So ging es auch Ortsvorsteher (OV) Robert Trautwein bei seinem ersten Besuch, und doch hat er hier seine Heimat gefunden.

Sulz-Dürrenmettstetten. "Wer in einem Dorf integriert sein will, der muss aus der Hecke gehen", das weiß Robert Trautwein aus eigener Erfahrung. Er lebt mittlerweile seit 45 Jahren in Dürrenmettstetten, ist seit 2004 OV und kennt das Dorf und seine Bürger wie kaum ein anderer.

Der 66-Jährige kommt ursprünglich aus Boxberg im Badischen. Das erste Mal nach Dürrenmettstetten kam er mit 21 Jahren, als es darum ging, die Familie seiner Frau kennenzulernen. "Ich fuhr mit dem VW Käfer von Dettingen her. Bei meiner Frau war klar, dass sie in ihrer Heimat bleiben wollte", erzählt der OV.

So wurde der damalige Polizeibeamte Sulzer. "Im ersten Jahr bin ich kaum ausgegangen, aber dann konnte ich die Leute besser einordnen, habe mich im Sportverein engagiert, war mit 24 Vorsitzender und habe mich 19 Jahre lang eingebracht", erinnert er sich. Wer zu Hause sitze, der könne nicht erwarten, Teil der Dorfgemeinschaft zu werden. Als geselliger Mensch bekomme man in Dürrenmettstetten schnell Anschluss.

Zögerliche Wohnungssuche

Für ihn ist Dürrenmettstetten vor allem aufgrund seiner Größe, Lage und Struktur besonders. Mit rund 540 Einwohnern ist er der kleinste Stadtteil von Sulz und stark landwirtschaftlich geprägt – Fluch und Segen zugleich. "Aber dadurch wissen die Kinder noch, was Kuh und Schwein sind", meint Trautwein.

Die besondere Lage ist aber auch der Grund, weshalb Wohnungssuchende eher zögerlich reagieren, weiß er. Vor vier Jahren sei das Baugebiet erschlossen worden. Zwei Plätze sind bereits bezogen, zwei im Bau. Fünf Kinder pro Jahr seien eine gute Quote, doch er wünsche sich weiter junge Familien, die sich in Dürrenmettstetten ansiedeln. Über Leerstände könne er trotzdem nicht klagen. Auch in Sachen Mietwohnungen sei man gut aufgestellt.

Was so manchen Dürrenmettstetter schmerzt, ist die fehlende Gastronomie. Doch der Ortsvorsteher zeigt dafür Verständnis: "Früher hatten wir drei Wirtschaften, aber hier kann man hauptberuflich nicht davon leben", weiß er. Dabei sind dort schon kuriose Dinge geschehen, wie eine Schießerei in der "Linde" 1974, die seither "Saloon" genannt wird.

Und auch sonst gab es schon Zunder im kleinen Dorf, das kein bisschen verschlafen zu sein scheint. Um 2000 bildete sich eine Bürgerinitiative, die den Bau von Ställen für 3000 Schweine aus Gründen der Emissionen und des Gestanks verhindern wollten. Das Projekt kam damals nicht zur Verwirklichung. "Das hätte sich auch nicht vertragen", schätzt Trautwein.

Als OV und ehemaliger Kriminalpolizeileiter weiß Trautwein, dass man in seinem Amt oft Kante zeigen muss. "Es macht Spaß, an der Gemeindeentwicklung mitzuwirken. Frustrierend ist nur, wenn man objektiv nicht helfen kann und einem das persönlich angekreidet wird", meint er. In der öffentlichen Hand verlaufe eben alles langsamer. Dafür könnten kleine Maßnahmen schon Großes bewirken. "Da muss man eine klare Linie haben. Jedem kann ich es nicht recht machen", sagt er abgeklärt.

Den Glauben bewahren

Trautweins Lieblingsorte in Dürrenmettstetten sind der 24 Meter hohe Aussichtsturm, die Hütte des Wandervereins, die Grillstelle am Priorberg und der Büffelhof ("Was man für den täglichen Bedarf braucht, bekommt man dort und beim Biohof"). Beim Wanderverein soll eine neue Hütte entstehen, doch noch fehlen die Fördermittel dazu. Auf den Aussichtsturm soll eine Webcam mit 180-Grad-Ansicht kommen. So können Touristen im Winter sehen, ob die Loipe gespurt sei.

Gefallen findet der OV auch an den alten Häusern, die zu "Schmuckstücken" hergerichtet wurden. Zudem sei Dürrenmettstetten an Pferden reich gesegnet. "Viele haben so angefangen – erst das Pferd hier untergestellt und sich dann den Mann dazu gesucht", sagt der 66-Jährige.

So schöne Orte es auch gibt, so fallen Trautwein immer wieder Makel im Dorf auf: die Gebäude beim Rathaus und der "Schrottplatz", wie der OV sagt, in der Enslinstraße. Bei diesem sei man aber auf einem guten Weg.

Ein wichtiges Projekt für den Ort war die Flurneuordnung. Dank dieser verfüge der Ort über ein intaktes Wegenetz, eine Umgehungsstraße für den Steinbruch und eine ausgebaute Ortsdurchfahrt.

Die größte Herausforderung werde das geplante Dorfgemeinschaftshaus in der Ortsmitte, für das etliche alte Gebäude abgerissen werden sollen. "An den Kosten werden wir schwer zu schaffen haben", prognostiziert Trautwein, meint aber auch: "An solche Projekte muss man glauben" – ebenso wie an das Dorf, in dem er längst seine Heimat gefunden hat.