Beim Lernen oder Vorlesen können sich die Schüler beim aktuellen Lärmpegel nicht mehr konzentrieren. Foto: S.Kobold – stock.adobe.com

Eltern schlagen Alarm: Klassen an GWRS werden immer größer und Lehrer immer weniger.

Sulz - Klassen, die immer größer werden, und ein Lärmpegel, bei dem den Kindern empfohlen wird, Kopfhörer aufzusetzen. Weil die Situation an der GWRS für einige Mütter untragbar scheint, wenden sie sich nun an die Öffentlichkeit.

Wenn Sabrina Amons jüngster Sohn in der Schule etwas vorlesen möchte, dann schafft er es kaum auf Anhieb. Viel zu laut sind die Nebengeräusche, die Konzentration des kleinen Jungen ist gestört, das Lernen fällt ungeheuer schwer. Doch wie soll bei einer Klassengröße von 29 Kindern auch Ruhe herrschen?

Für Sabrina Amon, Andrea Freund, Ramona Schuller, Natasa Lujic und Inga Elsayed, deren Kinder frisch eingeschult wurden, ist der Zustand kein Wunder. Amon hat drei Kinder: elf, zehn und sechs Jahre alt. In den vergangenen Jahren konnte sie beobachten, dass die Klassen an der GWRS immer größer (von 15 über 25 bis auf 29) und die Lehrer immer weniger werden. "Die Klassengröße war vorhersehbar", meint Amon. Im Kindergarten Kastell seien es schon 20 Vorschüler gewesen. Mit den steigenden Schülerzahlen sinke auch die Zeit, in der sich die Lehrerin mit einzelnen Schülern beschäftigen kann. "Rein rechnerisch verbleiben eine Minute und 55 Sekunden bei einer Unterrichtsstunde zur individuellen Betreuung. Die tatsächliche Zeit liegt jedoch darunter", weiß Amon.

So kann der Unterricht nur selten pünktlich beginnen. Die einstigen Kindergartenkinder müssen ruhiges Verhalten erst noch lernen. "Bekanntermaßen ist der Unterricht gerade in den ersten Klassen störanfällig", meint Amon. Zudem könne an der Schule nicht einmal ein Förderunterricht für schwächere Schüler angeboten werden.

Kopfhörer gegen Lärm?

"Uns Eltern wundert kaum noch, warum die deutschen Schulen bei Studien so schlecht abschneiden", meint die Mutter. Zudem falle immer mehr Unterricht aus, der Stundenplan verändere sich ständig – für berufstätige Mütter ein Alptraum. In unzähligen Stunden am Abend werde der Unterricht von ihnen als Eltern selbst in die Hand genommen, schildert Amon.

Besonders erschreckend und auch kurios: Den Eltern wurden in der Gesamtelternbeiratssitzung Kopfhörer für 20 Euro angeboten, damit die Kinder sich bei Lärm besser konzentrieren können. "Das erscheint uns fragwürdig", sagt Amon vorsichtig.

Ein weiteres Problem ist der hohe Anteil an Kindern, die kein Deutsch sprechen können. "In der Klasse 1b sind momentan vier rumänische, ein serbisches und zwei afrikanische Kinder. 14 Prozent der Schüler verstehen also überhaupt nicht, was die Lehrerin unterrichtet", findet Amon diesen Zustand untragbar. Diese sprachlichen Barrieren seien für eine Lehrkraft kaum zu kompensieren. "Wir möchten keine Migranten angreifen, sondern stellen uns die Situation für die Kinder sehr schwierig vor."

Die einen seien zu schnell, die anderen hängen im Stoff hinterher. Eine Lehrerin habe manche besonders guten oder hilfsbedürftigen Schüler auch von der Klasse separiert, damit sie sich selbst beschäftigen – für die Mütter ist dieses "Aussortieren" keine Lösung.

Lehrermangel scheint der Oberbegriff für die ganzen Probleme zu sein. Eine dritte erste Klasse muss her oder ein zusätzlicher Lehrer – da sind sich die Mütter einig. "Wir haben das Gefühl, es herrscht Chaos", sagt Elsayed. "Man fühlt sich einfach machtlos", fasst Amon zusammen.

Schulleiterin Monika Schneider kennt die Bedenken der Mütter und weiß, sie sind nicht aus der Luft gegriffen. "Es liegt nicht am Geld, sondern an den Köpfen. Die Lehrerversorgung ist generell sehr kritisch im ländlichen Raum", sagt sie. Weniger Studiumsabgänger und die Attraktivität größerer Städte als Arbeitsort sind einige Gründe dafür. Schneider sieht auch die Klassengröße kritisch. "Die Heterogenität zeichnet sich deutlich ab, wenn ich Kinder, die kaum Deutsch sprechen, und Schüler, die leichter lernen, in eine Klasse packe", erklärt sie. Dass diese Bandbreite eine Lehrkraft abdecken kann, bezweifelt sie.

Zusätzliche Lehrkraft

Wenn die Mütter sich auch hilflos in ihrer Lage fühlen, so hat ihr Brief laut Schneider Wellen geschlagen. Schulrat Ralf Schneider aus Donaueschingen stattete der GWRS einen Besuch ab. Nachdem er Amon erst geantwortet hatte, dass er über die Situation an den 28 "Sprengelschulen" Bescheid wisse, und ein Schreiben an andere Instanzen den Schülern nichts nützen würde, tut sich nun doch etwas.

So soll im neuen Jahr laut Schneider eine Grundschullehrkraft von einer anderen Schule nach Sulz abgeordnet werden. Dadurch erhoffe man sich Entlastung. Dennoch könnten noch einige Stunden gestrichen und der Stundenplan erneut geändert werden. Nur ein Tropfen auf den heißen Stein? Immerhin zeigt es den Müttern, dass ihre Beschwerde nicht im Sand verlaufen ist, sondern offentsichtlich etwas bewirkt hat.

Diskussion auf Facebook verfolgen: