Im Sulzer Bürgersaal kamen gestern Abend Menschen zusammen, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren oder sich einfach mal über den Stand der Dinge informieren möchten. Foto: Danner

Informationen und konkrete Vorschläge rund ums Thema. Sprache ist ein zentrales Thema. Viele willige Helfer.

Sulz - Zu einem runden Tisch zum Thema Flüchtlingshilfe mit ergebnisoffenem Ausgang hatte die Stadtveranstaltung gestern Abend ins Rathaus eingeladen. Am Ende standen einige sehr konkrete Vorschläge.

Rund ist er zwar nicht, der Ratstisch im Bürgersaal, sondern eckig. Aber voll besetzt war er. Das Interesse war sehr groß. Auf Initiative der katholischen Kirchengemeinde kam dieses erste Sondierungstreffen auf dem Weg zu einem Netzwerk zustande. Neben Vertretern der Kirchen, gemeinnütziger Vereine und Organisationen, Schulen und Kommunalpolitikern waren auch interessierte Bürger gekommen – manche freilich in Personalunion. Und drei Flüchtlinge aus Ruanda und aus Indien hatten ebenfalls am Tisch Platz genommen.

Zunächst einmal gab es von Wolfgang Wenzler von Landratsamt Rottweil einen groben Überblick zum Thema Asylverfahren, Erst- und Anschlussunterbringung, Ausstattung der Wohnungen, Arbeitserlaubnis und Leistungen für Asylbewerber. Der Sachgebietsleiter im Flüchtlingsamt begrüßt ehrenamtliches Engagement, allerdings ins kanalisierten Bahnen. Für ihn und seine Mitarbeiter sei es wichtig, nicht mehr als zwei oder drei Ansprechpartner in den Kommunen zu haben.

Sprache ist ein zentrales Thema

Ein ganz zentrales Thema sei sicherlich das Erlernen der Sprache. Wer jedoch noch nicht anerkannt ist und noch keine 15 Monate in Deutschland lebt, für den gebe es keine Gelder für Unterricht. Kinder und Jugendliche könnten zwar die Schulen besuchen, junge Erwachsene bis 25 Jahre können in die Berufsschule nach Rottweil gehen. Für die übrigen bleibe vorerst die ehrenamtliche Hilfe von Seiten der Netzwerke. Im Landkreis sei man jedoch dabei, ein Angebot aufzubauen.

Recht überrascht waren die Teilnehmer am runden Tisch, als ihnen Bernd Scheibke, bei der Stadtverwaltung Sulz zuständig für Flüchtlinge, die Zahlen für die Neckarstadt mitteilte. 19 Asylbewerber gibt es hier derzeit. Überwiegens junge Männer, die meisten stammen aus China oder Indien. Untergebracht sind sie in der Hartensteinstraße auf Kastell – zentral in einem Gebäude in zwei Wohnungen. Meist jedoch seien nicht mehr als drei oder vier anwesend. Denn die aktuelle Gesetzgebung lässt Freizügigkeit zu, und so kämen viele nur alle zwei Wochen, um sich ihr Geld auszahlen zu lassen. Ob es nun die Einsamkeit ist oder die Aussicht auf Arbeit, ob legal oder illegal sei mal dahingestellt, die die Menschen wegtreibt – sie dürfen sich in ganz Deutschland bewegen.

Integriert werden könne natürlich nur, wer auch vor Ort sei, wurde aus der Runde eingeworfen. Hauptamtsleiter Hartmut Walter schlug deshalb vor, Interessierte zum Auszahlungstermin einzuladen. So könne man am besten miteinander ins Gespräch kommen. Ein Ball, den Bürgermeister Gerd Hieber gerne aufnahm. Termin und Ort sollen koordiniert und den Teilnehmern am runden Tisch dann per E-Mail bekannt gegeben werden.

Wie das Netzwerk "Offene Hände" in Oberndorf arbeitet, stellte Eva Scherer in der Runde vor. Die ersten Treffen wurden auch dort von der Stadtverwaltung organisiert. Dann bildete sich ein Orgateam, das mittlerweile recht autark agiert – mit Scherer als Koordinator und Ansprechpartner. Die Frage "Wer ist bei uns in der Stadt die Frau Scherer", warf Bürgermeister Hieber daraufhin in den Raum. Scherers Aktivitäten haben sich mittlerweile nämlich zu einem Vollzeit-Ehrenamt ausgewachsen. Von Behördengängen bis Arztbesuchen, Konfliktlösungen und Deutschunterricht bis hin zur Verteilung von gespendeten Möbeln oder Kleidern gibt es allerhand zu tun. Sie ist aber zuversichtlich, dass sich Menschen wie sie in jeder Kommune finden lassen. Und am Tisch wurde eifrig genickt. Es waren durchaus Einige bereit, sich einzubringen.

Ein junger Flüchtling aus Ruanda wurde gefragt, ob er nicht einmal selbst sagen möchte, woran es fehlt. An einer Möglichkeit zu arbeiten, war seine Antwort. Auch hier, so Scherer, könne ein gemeinsamer Besuch beim Job-Center oft viel bewirken – eine Arbeitserlaubnis vorausgesetzt natürlich.

Die Menschen einmal in der Hartensteinstraße zu besuchen, regte Urs Thiel von der katholischen Kirchengemeinde an. Auf seine Initiative hin war der runde Tisch zustande gekommen. Und auch wenn man nur wenige Flüchtlinge antreffe, so könne man sich doch mit ihnen unterhalten und helfen, Nöte zu lindern. Sulz habe nun einmal nicht die Familien aus Syrien, die sich auch viele Vermieter wünschten. Man könne sich die Flüchtlinge eben nicht zurecht schnitzen, sondern müsse sich mit jenen befassen, die da seien. Auch sie bräuchten schließlich Hilfe.

Mit den Menschen ins Gespräch kommen

Nun will man sich in kleinerer Runde wieder zusammenfinden. Die Telefonnummern der willigen Helfer wurden ausgetauscht. Die Stadtverwaltung will weiterhin als Ansprechpartner fungieren. Ein erster Schritt in Richtung Netzwerk ist getan.