Opernfestspiele: Der Berliner Kammersänger Markus Brück spielt den Torero in Bizets "Carmen"

Sulz-Glatt. Der Berliner Kammersänger Markus Brück hat bei "Carmen" zwar nicht die größte Rolle, doch er übernimmt in der Oper einen wichtigen Part, nämlich den des Stierkämpfers Escamillo.

Brück hat den Escamillo schon einmal vor zwei Jahren in Berlin an der Deutschen Oper gespielt. Dort gehört er zu den profiliertesten Ensemblesängern. Dass er aus der Metropole ins kleine Glatt gekommen ist, hängt mit dem Regisseur der Glatter Opernfestspiele, Lars Frank, zusammen, mit dem ihn eine lange Freundschaft verbindet. "Jetzt hat sich ergeben, dass wir zusammenarbeiten", sagt Brück im Gespräch mit unserer Zeitung. "Und wir können uns trotzdem noch leiden", fügt er schmunzelnd hinzu.

Brück ist zum ersten Mal in Glatt. Die Kulisse mit dem Wasserschloss sei einmalig, schwärmt er. Und der Kuchen im Schlosscafé sei auch viel besser als in der Kantine des Opernhauses.

Anders als in Berlin, wo er neben Proben noch Engagements hat, könne er sich hier ganz auf die Arbeit konzentrieren.

Was die Kunst angeht, so unterscheidet er nicht zwischen Stadt und Land. Brück zitiert seinen Lehrer: "Provinz ist nicht, wo man ist, sondern wie man singt."

Das künstlerische Niveau stimmt für ihn bei den Glatter Opernfestspielen. Zwar hätten die großen Opernhäuser ganz andere finanzielle Möglichkeiten. Doch auch in Glatt gehe es professionell zu: "Das ist eine tolle Qualität", stellt er fest. Mit der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz, die auch für Glatt als Orchester engagiert ist, habe er schon ein Konzert aufgeführt. Auch seien die Solisten alle studierte Sänger. Besonders freut ihn, dass Farrah el Dibany als Carmen in Glatt mitwirkt (wir berichteten). Sie hat ein Masterstudium an der Universität der Künste Berlin bei ihm absolviert. "Es ist toll, mit einer Schülerin auf der Bühne zu stehen", so Brück.

Die "Carmen" in Glatt unterscheidet sich von anderen Produktionen. Sie setze absolut eigene Akzente. Brück hat Aufführungen, von Regisseurinnen inszeniert, gesehen, die die schöne Zigeunerin als Verführerin abstempelten. In der Inszenierung von Regisseur Lars Franke ist Carmen eine starke, selbstbewusste und provokante Frau, die sich nicht scheut, den Männern – auch dem starken Escamillo – Paroli zu bieten.

Eine konventionelle Carmen-Aufführung werden die Zuschauer auf dem Hof des Glatter Wasserschlosses jedenfalls nicht erleben. Dass die Männer dabei schlecht wegkommen, stört Brück nicht. Im Gegenteil: Das sei realistischer.

Escamillo ist ein Macho, ein brutaler und rücksichtsloser Mensch, aber auch ein Draufgänger und strotzt vor Selbstbewusstsein. Ein Stierkämpfer, der in der Arena sein Leben aufs Spiel setze, müsse wohl so sein, erklärt Brück. Das unterstreicht sein kraftvoller Gesang bei dem Torero-Lied "A votre toast" im zweiten Akt.

Brück sieht den Escamillo als Gegenspieler zur Carmen, die am Ende der Oper vom eifersüchtigen Don José erstochen wird. Er glaubt, dass Escamillo und Carmen, die sich in einer gewissen Hinsicht ähnlich seien, durchaus zueinander gepasst hätten.