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Hausaufgabenbetreuung für Geflüchtete/ Erfolg in der Regelklasse und Schulabschluss als Ziel

Es ist vier Uhr nachmittags, die Tür zur Nähwerkstatt geht auf und lächelnde Schulkinder, allesamt Flüchtlingskinder von der ersten bis zur fünften Klasse, kommen herein. Heute sind es wenige, die anderen "haben keine Hausaufgaben".

Sulz. In der Nähwerkstatt wird mit engagierten Unterstützern eine Hausaufgabenbetreuung für Kinder aus Flüchtlingsfamilien angeboten.

Arbeitshefte, Bücher, Mäppchen, alles wird ausgepackt. Zwei Ältere lösen sehr konzentriert Multiplikationsaufgaben auf einem Arbeitsblatt. "Klappt Mathe? – Was müsst ihr machen?" Die Lehrerin schaut in die Runde und widmet sich dann zusammen mit einer Schülerin deren Deutschaufgaben. Selbst eine Geschichte abschreiben ist eine Herausforderung.

Es wird ganz still. Mit am großen Tisch sitzt Gerolf von Kürthy. Seine Schützlinge brauchen noch sehr viel Unterstützung. Aber man kann nur staunen, wie gut die Verständigung auf deutsch klappt und wie ernsthaft die Kinder die Hilfen annehmen. Was in der Nähwerkstatt in der Brühlstraße 18 mittwochs von 14.30 bis 16.30 Uhr und freitags von 16 bis 18 Uhr stattfindet, ist die Hausaufgabenbetreuung mit Verbesserung der Sprach-, Schreib- und Lesekompetenz. Sie wird von einem ehrenamtlichen Team angeboten. Neben Von Küthy, dem Sprecher des Lenkungskreises Sprache, haben noch Silvia Hüttenrauch, Ina Schühle und bei Bedarf Annette Schroer diese Aufgabe übernommen.

Im April 2016 kamen die ersten Geflüchteten in Sulz an. Ganz schnell fand sich eine Sprachgruppe von ehrenamtlich tätigen Bürgern zusammen, die im Herbst mit niederschwelligen Sprachangeboten und Alphabetisierungskursen diese Menschen grundlegend für professionelle Sprach- und Integrationskurse vorbereiteten. Die Schülernachhilfe beziehungsweise Hausaufgabenbetreuung löste die ehrenamtlichen Kurse 2017 ab.

Die zehn wissbegierigen Schüler kommen gerne

Die derzeit zehn wissbegiereigen Kinder aus Syrien, Algerien, Gambia, Nigeria und Afghanistan – meist Mädchen – kommen gerne. Im familiären Rahmen und ansprechendem Raum mit Whiteboard erhalten sie individuelle Unterstützung für den Übertritt von einer Vorbereitungs- in die Regelklasse und für das Bestehen der Regelklasse – ein wichtiges Erfolgserlebnis. Die Lehrer sind keine pädagogischen Fachkräfte. Sie begleiten die Kinder vielmehr wie Mutter und Vater. Und diese könnten dringend Unterstützung brauchen, denn sie sind alle berufstätig.

Idealerweise sind die ehrenamtlichen Helfer flexible Personen wie etwa Rentner oder Nicht-Berufstätige. Bildung wartet nicht. Schulabschlüsse sind Voraussetzungen für Ausbildungen als Lebensgrundlage und Integration in unsere Gesellschaft.