Geschichte: Emil Löffler ist Kanonenexperte / Förderverein veranstaltet "Wehrstein lebt"

Dass die "Wehrstein lebt", dürfte am kommenden Donnerstag weithin zu hören sein: Emil Löffler aus Mühlheim feuert eine Kanone ab.

Sulz-Mühlheim/Fischingen. Es ist eine Veranstaltung des Fördervereins Burgruine Wehrstein: Schüler der Sulzer Werksrealschule spielen auf der Burgruine in Fischingen historische Szenen nach. Mit dabei sind die Mittelalter-Tanzgruppe Domenico und Kanonenexperte Emil Löffler, der bei seinem Auftritt auch den Beruf des Büchsenmeisters vorstellt.

Drei Modellkanonen hat er bei sich daheim. Die preußische Haubitze nimmt er mit auf die Burgruine. Friedrich der Große – der "Alte Fritz" – hat ein solches Kanonenrohr bei seinen Kriegen eingesetzt. Emil Löffler hatte einen Kanonenbauer in Sinzheim kennengelernt. Mit ihm zusammen baute er das Geschütz in Modellformat nach. Zuerst musste dafür eine Gussform aus Holz gebastelt werden. Die flüssige Bronze haben sie dann mit Sand in die Form gegossen.

Das war früher die Arbeit des Büchsenmeisters. Beim Einschießen musste dieser sich neben die Kanone stellen. Hat er mit seinen Arbeitern gepfuscht, so konnte es ihn das Leben kosten, erzählt Löffler.

Dass er Kanonen bedienen und Schwarzpulver verwenden darf, setzt eine Prüfung nach dem Sprengstoffgesetz voraus. Löffler ist als Böllerschütze auch Mitglied im Modell-Kanonen-Verband.

Die Haubitze ist verziert mit den Initialien des Preußenkönigs Friedrich und dem Preußenadler. Die Lafette, das fahrbare Gestell der Kanone, hat er selbst hergestellt. Löffler besitzt noch zwei weitere Kanonen mit württembergischen Rohren. Der Hauptunterschied zur Haubitze: Sie sind länger. Diese Modelle sind nach dem Vorbild napoleonischer Kanonen gebaut worden. Löffler zeigt auf die Räder. Sie haben die Besonderheit, dass die Speichen versetzt sind.

Die Haubitze füllt der Kanonier mit 125 Gramm Schwarzpulver. Das knallt dann lauter als die württembergische Kanonen, die nur mit 40 Gramm Pulver geladen werden dürfen. Die Pulvermengen sind streng vorgeschrieben.

Eine Original-Haubitze würde übrigens zwischen 350 und 400 Kilogramm wiegen. Sie auf die Burgruine zu transportieren, wäre schwierig. Die Modellkanone wiegt dagegen lediglich 40 Kilogramm,

Ob aber überhaupt mal eine Kanone auf der Wehrstein zur Abwehr von Feinden stand, das bezweifelt Löffler. Es gebe keine schriftlichen Belege, auch nicht dafür, dass die Burganlage mal durch Kanonen zerstört worden sei. In Mühlheim gibt es zwar die "Schießhalde". Löffler glaubt aber nicht, dass von hier aus die Fischinger Burg, etwa im 30-jährigen Krieg, beschossen worden ist, wie der Name zu besagen scheint. Das wären immerhin 1500 Meter Entfernung gewesen – die maximale Reichweite der damaligen Kanonen. Mit den Kugeln hätten auf diese Distanz die starken Mauern nicht durchschlagen werden können. Das Wort "Schießhalde" sei wohl eher von "abschüssiger Halde" Richtung Neckar abzuleiten.

Emil Löffler hält bei seinem Auftritt auch einen kleinen Vortrag über den Beruf des Büchsenmeisters, Schießpulver und Geschütze, die auf Burgen zum Salutschießen und natürlich zur Verteidigung eingesetzt worden sind.  Die Veranstaltung auf der Fischinger Ruine "Wehrstein lebt" beginnt am Donnerstag, 19. Juli, um 18 Uhr. Für Bewirtung ist gesorgt, Parkplätze sind vor Ort nicht vorhanden, ein Fußweg von etwa 500 Metern muss in Kauf genommen werden. Der Eintritt ist frei. Bei schlechter Witterung findet die Veranstaltung in der Turnhalle statt.