Geschädigte Bäume sind gefällt worden. Foto: Utzler/Steinmetz

Angenagte Bäume können Spaziergänger gefährden. Forstamt in der Verkehrssicherungspflicht.

Sulz - Eine Baumfällaktion fand am Neckarufer zwischen dem oberen Wuhr und dem Schaufloss statt. Dort ist das Revier des Bibers, der sich seit einiger Zeit in Sulz angesiedelt hat.

Es handelt sich allerdings nicht, wie bereits vermutet wird, um eine mutwillige Zerstörung des Lebensraums des Bibers, sondern um eine Sicherungsmaßnahme des Forstamts.

Die Bäume, die gefällt wurden, hatten alle Fraßspuren. Sie seien wegen des Bibers gefällt worden, teilt der stellvertretende Kreisforstamtsleiter, Norbert Utzler, mit. Auf einer Strecke von etwa 200 Metern habe das Nagetier an etlichen Bäumen bis in eine Höhe von einem Meter die Rinde abgeschält. Das überleben sie normalerweise nicht. Bei absterbenden Bäumen besteht aber auch die Gefahr, dass Äste herunterfallen. Utzler sah mit Blick auf die Verkehrssicherungspflicht Handlungsbedarf: Auf dem Streckenabschnitt seien immer wieder Spaziergänger und Schulklassen unterwegs. "Falls etwas passiert, sind wir die Gelackmeierten", erklärt er.

Die Baumfällaktion im Bereich des Neckarufers ist nach Auskunft von Utzler zuvor mit der Biberbeauftragen in Baden-Württemberg, Bettina Sättele, abgesprochen worden. Sie war Anfang dieses Jahres in Sulz und hat sich die Situation angeschaut. "Es war ein Konflikt mit dem Forst", sagt sie auf Anfrage unserer Zeitung. Man habe nach einer Lösung gesucht. Sie sah dann so aus, dass die noch unbeschädigten Bäume zum Schutz vor dem Nagetier mit einem Mittel angestrichen wurden. Durch die Auslichtung können nun auch mehr Weichhölzer wachsen. Damit werde der Lebensraum des Bibers sogar aufgewertet.

"Wir wollen ihn nicht weghaben", versichert Utzler. Im Uferbereich gebe es auch noch genug zu fressen. Offenbar hat das Nagetier zudem eine andere Nahrungsquelle entdeckt – zum Leidwesen eines Landwirts. Im Sommer suchte der Biber dessen Maisfeld auf und fraß "richtige Löcher" heraus. Der Landwirt musste den Schaden selber tragen. Utzler: Bei Bibern gebe es keinen Wildschadensersatz.

Angesichts der vielen angenagten Bäume glaubt Utzler, dass eine ganze Bibefamilie am Werk ist. Die Tiere wandern, wie es scheint, nun immer weiter neckarabwärts. In Fischingen, so Utzler, seien ebenfalls angenagte Bäume entdeckt worden. Bettina Sättele geht davon aus, dass die Biber über den Kreis Rottweil nun auch in den Nachbarkreis Freudenstadt vordringen.

Die Biber breiten sich in Baden-Württemberg weiter aus. Im Jahr 2005 wurde der Bestand auf 650 Tiere geschätzt. Inzwischen dürfte deren Zahl bei 2500 liegen.