Jürgen Hartmann zeigt in seinem neuen Theaterstück das Leben auf der Burg. Foto: Zelenjuk Foto: Schwarzwälder Bote

Theater: Für das neue Stück von Jürgen Hartmann bildet die Burgruine Albeck eine perfekte Kulisse

Als Theaterautor hat der Sulzer Jürgen Hartmann bereits 2012 seine ersten Schritte gemacht. Hartmanns Erstlingswerk "Räuberhauptmann Hannikel" war ein voller Erfolg, die zwei folgenden Stücke ebenso. Jetzt präsentiert er eine historische Komödie rund um die Burgruine Albeck und ihren Grafen.

Sulz. "Ein bisschen Geschichte schön verpackt", so beschreibt Jürgen Hartmann, was die Zuschauer im Sommer 2020 bei den Aufführungen auf der Burgruine Albeck erwartet. Im Mittelpunkt seines neuen Theaterstücks steht Erbauer der Burg, Graf Alwig I.

Hartmann will aber auch "das Leben drumrum" zeigen: Deshalb werden den Protagonisten auf der Bühne Zähne gezogen, Haare geschnitten, es wird gebadet und gefeiert. Zu sehen gibt es im Stück mit dem Titel "Graf Alwig I. Burgherr zu Sulz" außerdem eine versuchte Vergiftung, einen Ritterschlag und gleich zwei Verlobungen. Im Mittelpunkt steht der Burgherr Alwig I. mit seinen gräflichen Sorgen und Problemen – etwa, weil sein Sohn sich in ein einfaches Mädchen verliebt oder es Streitigkeiten zwischen Salzsiedern und Flößern gibt.

Der Autor sagt, er habe sich an der Geschichte orientiert, aber das Stück für die Zuschauer so unterhaltsam wie möglich aufbereitet und gestaltet. "Ohne große Ernsthaftigkeit", stellt er schmunzelnd fest. "Und die Handlung ist vollkommen frei erfunden."

Allerdings: In seiner turbulenten Komödie, deren Handlung im Jahr 1090 spielt, greift Hartmann auch geschichtliche Aspekte auf. Die Abstammung des Grafen und seiner Frau ist zum Beispiel geschichtlich belegt. Deutlich wird auch die Verbindung zu Sulz und insbesondere die Rolle der Salzsiederei und der Flößerei. "Über die Salzsiederei habe ich mich beim vorletzten Stück schon schlau gemacht. Man kennt so langsam die Geschichte", schildert Hartmann.

Und er betont, dass er es schade findet, dass man dieses Alleinstellungsmerkmal von Sulz so wenig nach außen trägt, dass man zu wenig Werbung dafür macht. Mit dem Stück will er auch seinen Beitrag dazu leisten.

Neben dem Grafen und seiner Gattin hat Hartmann jede Menge Charaktere für die Geschichte entwickelt: Es sind ein schlauer Verwalter und ein erfahrenes Kräuterweible, ein fleißiger Bader und ein bekannter Salzsieder, freche gräfliche Sprösslinge und hinreißende Mägde. Das Besondere: Es handelt sich auch noch um "ein Stück im Stück". Denn die Handlung ist in eine andere Ebene eingebettet. Parallel zur historischen Sujetlinie zeigt Hartmann die Theatergruppe, die das Stück auf die Bühne bringt. Unter ihnen sind Schauspieler, die Alkoholprobleme haben oder Drogen nehmen – und sogar die Polizei kommt schnell ins Spiel. "Ich mache einen kurzen Schwenk in die Moderne mit ihren heutigen Problemen", erklärt der Autor.

Und auch für seine Zuschauer will er Attraktionen schaffen. "Ich versuche, das Publikum mit einzubeziehen. Wenn die Fanfaren erklingen, steht zum Beispiel auch das Publikum auf, um den Grafen mit einer Verneigung zu begrüßen", sagt Hartmann. Er verspricht den Zuschauern ein Happy End – ohne im Moment zu viel verraten zu wollen.

Inspirieren lässt sich Hartmann von anderen Theateraufführungen oder Geschichtsbüchern. "Man liest ja auch mal einen Mittelalter-Roman", fügt er hinzu. "Und geschrieben wird nur, wenn ich Lust dazu habe. Ich brauche eine gewisse Ruhe dazu, und die Ideen müssen schon sprudeln", schildert er. "Wie die Geschichte an sich den Fortschritt nimmt, ist am Anfang immer offen. Ich weiß aber die Richtung, wo ich hin will."

Hartmann schwärmt von der Location auf der Burg: "Die Natur, das uralte Gemäuer: Die Open-Air-Kulisse im Innenhof der Ruine hat ein ganz besonderes Flair." Wobei das die Theatergruppe immer wieder vor große logistische Herausforderungen stellt: Requisite und Kostüme müssen nach oben gebracht werden. "Mittlerweile sind wir es gewohnt", meint er. Ganz wichtig sei es ihm, die Veranstaltung mit der Naturkulisse in Einklang zu bringen. "Wir dürfen nicht übertreiben, da wir in der Nähe eines Naturschutzgebiets sind. Wir machen keinen Riesenevent da oben", macht er klar.

16 Schauspieler hat der Autor diesmal mit im Boot. "Ich habe eine sehr junge, gute Truppe beieinander", sagt er. Im März geht es los mit den Proben, im Mai oder Juni wird auf der Ruine geübt. "Wenn das Wetter mitmacht", schiebt Hartmann hinterher.

Ob er im Sommer selbst auf der Bühne steht, ist jetzt noch offen. "Eigentlich ist es nicht geplant", räumt Hartmann ein. Diesmal will er eher der Macher im Hintergrund sein. Auch wenn er hinter den Kulissen jedes Mal zittert. Aufgeregt sei er immer "bis ganz zum Schluss", gibt er zu. Und das Gefühl nach der Premiere? "Es fällt eine Riesenlast von einem, wenn man sieht, dass das Publikum mitmacht und begeistert ist."