Jochen Kaiser Foto: Huß Foto: Schwarzwälder-Bote

Jochen Kaiser zeigt in seinem Vortrag Probleme und Hilfsmöglichkeiten auf

Sulz-Bergfelden (hus). Armut kann jeden treffen – Arbeitslosigkeit, Krankheit, Trennung oder Scheidung vom Partner – die Ursachen sind vielfältig und kommen auch in Sulz vor. "Wie gehen wir vor Ort mit Not um?" Dieser Frage ging Jochen Kaiser, Leiter der Diakonischen Bezirksstelle Sulz, im Gemeindehaus in Bergfelden nach.

Es gibt Menschen, die nicht genug zu essen, keine ausreichende Kleidung und keine Wohnung haben, und deren ärztliche Versorgung nicht gesichert ist. Dies bezeichne man als "absolute Armut". Und es gebe Menschen, die "relativ arm" seien, die eine schlechtere Bildungschance hätten und über weniger soziale Kontakte verfügten.

Für diese sei es schwerer, beruflich aufzusteigen und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, sagte Kaiser. Bei der "verdeckten Armut" spricht man von Menschen, denen staatliche Grundsicherungsleistungen zustehen, die sie aber aus Angst, der Nachbar oder Bekannte könnten davon erfahren, nicht wahrnehmen. Ein weiteres Thema in der Arbeit der diakonischen Bezirksstelle sind Schulden. In diesen Fällen vermittle die Bezirksstelle, um Lösungen zu finden.

Die Armutsrisiken sind vielfältig, führte Kaiser weiter aus. Besonders gefährdet seien auch Alleinerziehende, Beschäftigte im Niedriglohnsektor, Frauen im Rentenalter sowie Familien mit mehr als zwei Kindern. Durch fehlende Betreuungsmöglichkeiten seien die Angebote auf dem Arbeitsmarkt für viele Mütter schlecht mit der Familie zu vereinbaren.

Für die Kirchengemeinde sei es schwierig, hier Hilfen zu geben, jedoch nicht unmöglich. Jochen Kaiser berichtete von der Aktion "Sulzer Sonnenstrahl", die Kinder und Familien unterstützt. Sei es mit Back- und Bastelnachmittagen, die sehr gut angenommen werden, oder einer Weihnachtspäckchen-Aktion. Auch Ausflüge werden organisiert, um den Familien ein gemeinsames Erlebnis zu vermitteln.

Eine zusätzliche Unterstützung für die Tafelläden, die es in Sulz, Oberndorf und Horb gibt, sind die Erntedankgaben. Der Tafelladen in Sulz ist im alten Schulhaus untergebracht, das umgebaut wird. Jochen Kaiser berichtete von 60 bis 65 Menschen, die regelmäßig dienstags die Einrichtung aufsuchen. Doch dahinter stünden meist noch mehr Bedürftige, vermutet er. Die Lebensmittel werden unter anderem vom Discounter und von Supermärkten bezogen.

Eine weitere Herausforderung für die Kirchengemeinden ist die Pflege und Betreuung im Alter. Viele Menschen möchten auch bei Pflegebedürftigkeit zu Hause im vertrauten Umfeld bleiben. Noch sei die flächendeckende Versorgung, sei es durch kirchliche, freigemeinnützige Sozial- und Diakoniestationen und ambulante Pflegedienste gesichert. Doch für den Sozialarbeiter steht fest, dass die Kirchengemeinden neue Konzepte brauchen werden, um gezielt helfen zu können. Bestehende Barrieren "in Köpfen und Herzen" müssten abgebaut werden, um allen Menschen, auch den Bedürftigen, die Möglichkeit zu geben, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.

Not gibt es auch im eigenen Ort genug, das konnte der Bergfelder Pfarrer Oliver Velm bestätigen, doch viele wollten das nicht preisgeben. Gerade an ihn als Pfarrer würden viele Nöte heran getragen, dabei komme er vielmals an seine persönlichen Grenzen. Ihm stehe von der Kirche wohl eine kleine Kasse zur Verfügung, allerdings helfe er lieber in praktischer Hinsicht, indem er für den Bedürftigen einkaufe. Dass Unterstützung für Notleidende im Ort vorhanden ist, bekomme er mit und sei dankbar dafür. Allerdings wünsche er sich noch mehr Hilfe, damit es vom "Hören zum Handeln" komme.

Die evangelische Kirchengemeinde hatte zu dieser Veranstaltung eingeladen. Der Kirchenchor unter der Leitung von Lore Wagner umrahmte ihn mit Gesang