Die engagierten Sänger der Bauder-Kantorei üben seit Ende der Sommerferien für das Reformationsfest. Foto: Bauder-Kantorei Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: Die Bauder-Kantorei feiert am Reformationstag 200-jähriges Bestehen / Kantatengottesdienst

Das Lob Gottes verkünden – so lautet der ursprüngliche Dienstauftrag der Kantoreigründerin Christiane Gottliebin Bauder. Mittlerweile ist die Bauder-Kantorei viel mehr als nur musikalische Unterstützung beim Gottesdienst – ein Kulturträger, der 200-jähriges Bestehen feiert.

Sulz. Satter Stimmklang und kompositorisch anspruchsvolle Werke – das lässt die Augen von Chorleiterin und Organistin Erika Rieder leuchten. Seit 15 Jahren spornt sie die Sänger der Bauder-Kantorei nun schon zu Höchstleistungen an, dabei wollte sie ursprünglich nur eine Übergangslösung sein. "Es kostet schon viel Zeit", gibt sie zu. Vorher hat sie die Kantorei in Dornhan geleitet, da aber bereits im Sulzer Chor ausgeholfen. "Die traditionellen Chöre sollen einfach nicht kaputt gehen", ist ihr Wunsch angesichts des Mangels an Nachwuchs. "Da muss man beharrlich sein."

Anfänge der Kantorei

Und tatsächlich hat die Bauder-Kantorei in Sulz schon etliche Jahre auf dem Buckel – am 31. Oktober sind es genau 200 an der Zahl. Friedrich Kopf, der mit dem Renteneintritt zur Bauder-Kantorei gestoßen ist, hat die Chroniken der Bauder-Kantorei unter die Lupe genommen. 1785 sei der Pfarrer Johann Georg Bauder nach Sulz gekommen und habe damit auch den großen Sulzer Stadtbrand 1794 mitbekommen. Seine "Brandrede", die die Bürger nach Not, Elend und Verzweiflung wieder aufgebaut hatte, sei in Erinnerung geblieben. 1817, am dritten Reformationsjubelfest, habe schließlich seine Tochter Christiane Gottliebin Bauder, beeindruckt vom Wiederaufbau, den sie als damals 18-Jährige miterlebt hatte, die Bauder-Kantorei gegründet, um in Verbundenheit mit Sulz etwas Bleibendes zu schaffen. Dabei hatte sie als frommer Anhänger Martin Luthers eine religiöse Gesangsanstalt im Sinn.

Mit der frühen Gründung der Bauder-Kantorei könne Sulz laut Kopf als "Wiege der deutschen evangelischen Kirchenchöre" bezeichnet werden. Der Chor habe auch die Kriege überdauert und sei ab 1873 noch einmal neu erwacht.

Urkunde wird übergeben

Kopf freut sich besonders auf die Übergabe der originalen Gründungsurkunde, die der Kantorei direkt im Anschluss an den Kantatengottesdienst beim Empfang im Chorsaal übergeben wird.

Dass die Bauder-Kantorei im Sinne ihrer Gründerin bleibt, liegt nun an den rund 30 Sängern, die regelmäßig proben. Heute ist sie für ihr anspruchsvolles Programm bei hoher Qualität bekannt. Einmal monatlich singt die Kantorei auch im Gottesdienst und geht damit ihrem ursprünglichen "Zweck" nach. Dabei stimmt Rieder die teils recht modernen Lieder stets auf die Predigt ab. "Mir ist es trotzdem wichtig, das Alte nicht zu verlieren", sagt sie.

Bei Projekten kommen Sänger anderer Chöre hinzu, sodass mit etwa 50 Sängern ein vielseitiges Klangbild entsteht. Zu den großen Werken, die sie bislang gesungen haben, zählen das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach, die Mozart-Messen und teilweise doppelchörig aufgeführte Mendelssohn-Motetten. Für das kommende Jahr ist das Oratorium "Die Schöpfung" von Joseph Haydn geplant.

Für Rieder war klar, dass es zur 200-jährigen Feier und dem Anlass des Reformationstags nur die Bachkantate "Ein feste Burg ist unser Gott" von Johann Sebastian Bach sein darf, deren Text Luther einst geschrieben hatte.

Die Bauder-Kantorei hat die Fassung von Sohnemann Wilhelm Friedemann Bach mit zusätzlichen Trompeten, die teilweise die ursprünglichen Oboen ersetzen, einstudiert. "Die Trompeten machen das Werk festlicher", sagt Rieder begeistert.

Besonders am Herzen liegt ihr der Eingangschoral mit vielen Fugen. "Das ist ein richtiges Kunstwerk", meint sie.

Mit dem Stuttgarter Kantatenorchester und dem Ludwigsburger Blechbläser-Ensemble hat sie zwei Profis mit ins Boot geholt. Uta Mittelbach (Sopran), Kerstin Wagner (Alt), Reto Raphael Rosin (Tenor) und Michael Meyer (Bass) bringen in Soli ihre persönliche Note ein.

Disziplin und Begeisterung

Um das Werk in seiner ganzen Klangfülle darbieten zu können, proben die Sänger der Kantorei schon seit Ende der Sommerferien. Rieder legt beim Üben Wert auf Einzelstimmenproben und Stimmbildung durch Ruth Fink. "Erika fordert uns dauernd", lobt Kopf.

"Natürlich erfordert das Singen im Chor viel Disziplin, aber wenn man über diese Hürde hinweg ist, dann bleiben nur noch die Begeisterung und das Kribbeln, wenn die Instrumente gestimmt werden und Hunderte von Zuschauern auf die Darbietung warten", sagt Rieder.

Weitere Informationen: Kantatengottesdienst am 31. Oktober um 10.15 Uhr in der evangelischen Stadtkirche