Das Hochwasser ließ Flüsschen zu einem reißenden Strom werden. Foto: Deckert

Zwei Tote durch Starkregen, wie er nur alle zehn Jahre vorkommt. Rettungskräfte im Schwarzwald im Dauereinsatz.

Freiburg - Der Starkregen am Wochenende in Südbaden hat einen Kanufahrer im Kreis Waldshut getötet.  Der Kanufahrer starb an den Folgen eines Sportunfalls auf der Alb bei Albbruck im Kreis Waldshut. Im Kreis Lörrach starb ein Kind in den Fluten.

Der neunjährige Junge war am Sonntag beim Spielen an einem Bach in Kandern-Wollbach (Kreis Lörrach) ins Wasser gefallen und von der Strömung mitgerissen worden. Polizei und Rettungsorganisationen suchten stundenlang nach ihm. Sie konnten jedoch nur noch die Leiche bergen.

Großaktion wird am Abend abgebrochen

Die groß angelegte, dramatische Suchaktion nach dem Bub, die sich über rund zehn Kilometer vom Wollbach über die Kander bis hin zum Rhein erstreckte, dauerte bis in die Abendstunden hinein. 550 Feuerwehrleute und Rettungskräfte waren mit Hubschraubern und Rettungshunden im Einsatz – doch die Suche, die auch mit Booten auf den Altrhein ausgedehnt wurde, verlief ergebnislos. Die siebenstündige Großaktion, in die auch auch Polizei- und Rettungskräfte aus der Schweiz und Frankreich eingebunden waren, wurde bei Einbruch der Dunkelheit abgebrochen. Am Montagmorgen dann wurde die Leiche wurde einen Kilometer entfernt vom Unglücksort flussabwärts gefunden.

Das Dorf stand am Sonntag unter Schock, überall war die Betroffenheit groß. Auch Bekannte der Familie, Nachbarn und Dorfbewohner hatten sich an der Suche nach dem verschwundenen Jungen beteiligt. "Hochwasser haben wir hier ja öfters", so ein Beamter beim Freiburger Polizeipräsidium. "Aber an so eine Häufung von Unfällen kann ich mich nicht erinnern."

Der bei Albbruck im Kreis Waldshut verunglückte Kanufahrer war mit einer Gruppe auf der Alb in der Albschlucht unterwegs, als er kenterte.

Er konnte vor Ort von seinen Kameraden zwar an Land gezogen und reanimiert werden, sein Zustand bei der Einlieferung mit dem Rettungshelikopter in eine Klinik wurde von der Polizei dennoch als kritisch bezeichnet. Gegen 18 Uhr wurde schließlich der Tod des Mannes gemeldet. Die Rettungsaktion für die vierköpfige überlebende Kanu-Gruppe aus der Schlucht gestaltete sich über viele Stunden hinweg schwierig, laut Polizei half auch die Bergwacht maßgeblich bei der Bergung der Kanuten mit dem Hubschrauber mit.

Auch auf der Elz im Kreis Emmendingen waren am Sonntag risikofreudige Wassersportler mit dem Surfbrett unterwegs. "Es ist keinem verboten, bei solchen Bedingungen mit dem Kanu loszufahren und sein Leben zu gefährden", so ein Polizeisprecher in Freiburg. "Er muss aber im Zweifelsfall den Rettungseinsatz bezahlen."

Auf der Dreisam in Freiburg waren die Beamten zum Beispiel gefordert, als sie gestern gegen 13.45 Uhr wegen eines gekenterten Kanufahrers alarmiert wurden. Rund 60 Feuerwehrleute machten sich auf die Suche nach dem Mann. Der Sportler konnte sich jedoch nach dem Kentern selbst an Land retten. Sein Kanu wurde erst fünf Kilometer weiter aus dem Wasser gezogen.

Hochwasseralarm in der Nacht ausgelöst

Das Hochwasser nach dem Starkregen in der Nacht zum Sonntag ließ Flüsschen wie den Neumagen in Bad Krozingen/Breisgau-Hochschwarzwald, der im Hitzesommer 2015 noch komplett ausgetrocknet war, und die Dreisam in Freiburg, aber auch zahlreiche andere Neben- und Zuflüsse des Rheins zu reißenden Strömen anschwellen. In Städten und Gemeinden wie Bad Krozingen, Rheinfelden und Grenzach-Wyhlen/Kreis Lörrach wurden zahlreiche Straßen überflutet und mussten gesperrt werden.

In Freiburg stieg der Pegel der Dreisam bis Sonntagmittag auf 163 Zentimeter. Noch vor wenigen Tagen betrug er lediglich 40 bis 50 Zentimeter. Der Hochwasseralarm war bereits in der Nacht ausgelöst worden, als die Dreisam einen Pegelstand von 120 Zentimeter überstieg.

Laut Feuerwehrsprecher Roberto Peuker in Freiburg erreichte die Dreisam am Wochenende einen Hochwasserstand, wie es ihn nur alle zehn Jahre zu vermelden gibt. Die Folgen waren unter anderem überflutete Keller, Tiefgaragen und Unterführungen, zum Beispiel am Wiehre-Bahnhof in Freiburg. Alleine in Freiburg musste die Feuerwehr mit rund 140 Kräften bis Sonntagnachmittag zu drei Dutzend Einsatzstellen ausrücken, um zum Beispiel mit Sandsäcken drohende Schäden an Gebäuden abzuwenden oder zu minimieren. Laut Polizeiangaben wurden im Einsatzgebiet des Polizeipräsidiums Freiburg gut zwei Dutzend Straßen gesperrt.