Für die heute in die Landeshauptstadt führende Gäubahn ist im Zuge von S 21 nur noch ein auf S-Bahn-Niveau reduzierter neuer Anschlusstunnel vorgesehen Foto: dpa

Mit Infografik - In ihren Plänen für den Flughafenanschluss beim Projekt Stuttgart 21 sieht die Bahn AG für die heute in die Landeshauptstadt führende Gäubahn nur noch einen auf S-Bahn-Niveau reduzierten neuen Anschlusstunnel vor.

Stuttgart - In ihren Plänen für den Flughafenanschluss beim Projekt Stuttgart 21 sieht die Bahn AG für die heute in die Landeshauptstadt führende Gäubahn nur noch einen auf S-Bahn-Niveau reduzierten neuen Anschlusstunnel vor. Heute können Strecke und bestehender Tunnel unter der A 8 von Süden her uneingeschränkt von Fern- und Regionalzügen genutzt werden.

Am 22. September will das Regierungspräsidium die Planungen des Stuttgart-21-Projektbüros auf der Landesmesse zur öffentlichen Erörterung aufrufen. Im Blickpunkt stehen dabei der Anschluss der Gäubahn an die S-Bahn-Strecke zum Flughafen und die neuen Fern- und Regional-/S-Bahnhöfe unter dem Airport.

Rohrer Kurve

Die Pläne für Flughafenabschnitt umfassen aber auch die so genannte Rohrer Kurve. Mit einer zweigleisigen Biegung durch den Wald bei Rohr sollen die Gäubahngleise an den S-Bahn-Bestand geknüpft werden. Um die Fahrbeziehung in Richtung Innenstadt weiter aufrecht zu erhalten, wird ein 490 Meter langer Tunnel unter der A 8 gebaut. Die Planung für den neuen Berghautunnel sehe „eine Ausführung im S-Bahn-Profil vor“. Das schreibt Uwe Lahl, Ministerialdirektor im Verkehrsressort bei Minister Winfried Hermann (Grüne) an Stuttgarts OB Fritz Kuhn (Grüne) und die Regionaldirektorin Nicola Schelling (parteilos). Hermann hat die Bahn prüfen lassen, welche Mehrkosten ein größerer, von allen Zuggattungen nutzbarer Berghautunnel kosten würde. Die Bahn nennt drei bis fünf Millionen Euro.

In der S-21-Schlichtung hat Heiner Geißler im Fazit „Stuttgart 21 Plus“ auch die Gäubahn betrachtet. Sie müsse aus verkehrlichen Gesichtspunkten erhalten und leistungsfähig an den Tiefbahnhof angebunden werden. Außerdem sei für den Notfall eine funktionierende Infrastruktur herzustellen, so der Schlichter.

Geißler scheint Geschichte. Der staatliche Schienenkonzern ist nicht in der Pflicht, unter der A 8 mehr als einen S-Bahn-Tunnel zu liefern. Im S-21-Finanzierungsvertrag, den die Vorgängerregierung 2009 abgeschlossenen hatte, sei der neue Berghautunnel „mit dem Profil geschuldet, wie er von der DB nun zur Planfeststellung beantragt ist“, sagt Hermanns Pressestelle.

Der Minister tritt daher bei Stadt und Region als Bittsteller auf und verweist auf den in Vaihingen geplanten Regionalbahnhalt. Er werde sich weiter für diesen einsetzen, denn er könnte, so Hermann, zum Beispiel für Metropolexpresszüge oder eine verlängerte Schönbuchbahn genutzt werden. Erreichen lasse sich der Regionalhalt aber nur gemeinsam mit den S-21-Fianzierungspartnern. Weiteren Prüfungen sollten daher eine „sinnvolle langfristige Nutzungsperspektive ins Auge fassen“.

Nutzen lässt sich der Nahverkehrshalt in Vaihingen nur, wenn der neue Tunnel unter der A 8 größer dimensioniert wird. Doppelstöckige Regionalzüge zum Beispiel würden ansonsten nicht durch die Röhre passen.

Der Regionalverband hat die Gäubahntrasse auch weiterhin für den Schienenverkehr im Plan. Für Infrastrukturmaßnahmen wie in Vaihingen brauche es aber noch „ein langfristiges verkehrliches Konzept“.

Die Stadt sieht sich beim Thema Regionalverkehr nicht tangiert. „Wir kommentieren das nicht“, sagt die Pressestelle von OB Fritz Kuhn. Das verwundert. Schließlich will der Grünen-Stadtchef 20 Prozent weniger Autos mit konventionellem Antrieb in der City haben. „Es wäre schade, wenn man die Gelegenheit nicht nutzt, den Kontenpunkt Vaihingen zu ertüchtigen. Wir wollen, dass mehr Menschen mit der Bahn fahren“, sagt Anna Deparnay-Grunenberg, Sprecherin der Grünen im Gemeinderat.

Grunenberg verweist außerdem auf das Notfallkonzept der Bahn: „Es hieß, die alte Gäubahnstrecke werde noch gebraucht“. Tatsächlich habe die DB beim Stresstest im Juli 2011 ein Notfallkonzept präsentiert, das „Fernverkehr auf der Gäubahn“ vorsehe, wenn der neue Fildertunnel (Tiefbahnhof-Flughafen) gesperrt sein sollte. „Der neue Berghautunnel wäre bei einer Sperrung eine Engstelle“, so die Einschätzung des Ministeriums. Zur Frage, ob der Tunnel eine Stilllegung der innerstädtischen Gäubahngleise durch die Hintertür bedeute, wolle man sich nicht äußern. Das müsse das Eisenbahn-Bundesamt (Eba) bewerten.

Das Bonner Eba ist in Sachen S 21 längst ins Visier der Stuttgarter Netz AG geraten. Der Zusammenschluss privater Betriebe will eine Teil des alten Kopfbahnhofs weiter betreiben und hat dazu im August 2012 eine so genannte Feststellungsklage vor dem Stuttgarter Verwaltungsgericht eingereicht. „Der Tunnel wäre ein Thema, dem man nachgehen muss, sagt Simon Scherer, der Vorstand der Netz AG. Er erwarte, dass das Gericht den kritisierten Rückbau der Infrastruktur noch in diesem Jahr aufrufe.