Stuttgart-21-Schlichter Heiner Geißler (links) und Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster. Foto: dpa

Wolfgang Schuster will Geißlers Vorschlag für einen Kombi-Bahnhof nun doch näher beleuchten.

Stuttgart/Berlin - Stuttgarts OB Wolfgang Schuster will den Vorschlag von Stuttgart-21-Schlichter Heiner Geißler und dem Schweizer Gutachter Werner Stohler für einen Kombi-Bahnhof nun doch näher beleuchten. Vorige Woche hatte Schuster der Doppellösung mit viergleisigem Tief- und zwölfgleisigem Kopfbahnhof noch eine ultimative Absage erteilt, die Abwägung von Alternativen sei "ausführlich erfolgt".

Nun soll Stohler vor dem Technikausschuss des Gemeinderates 86 detaillierte Fragen zu seinem Vorschlag beantworten. Die Einladung des Gutachters war von den Grünen beantragt worden. Sie stellen im Rat die größte Fraktion.

Bund lehnt Kombi-Lösung ab

Eine Expertenkommission mit dem Stuttgart-21-Erfinder Professor Gerhard Heimerl hat die Fragen erarbeitet. Stohler soll erklären, wie viele neue Weichen, Signale und Brücken der Kombi-Bahnhof bräuchte, wie viele Bäume auch für ihn fielen, welche Betriebsqualität mit dem Doppel-Bahnhof erreicht werden könnte. Interessant könnte die Frage nach Stohlers Präferenz am Flughafen werden. Für den neuen zweiten Bahnhof (er ergänzt den S-Bahn-Halt) hat die Bahn öffentlich noch keine Pläne gezeigt.

Auf Ablehnung stößt die Kombi-Lösung beim Bund. Verkehrs-Staatssekretär Enak Ferlemann erteilte ihr am Dienstag im Verkehrsausschuss des Bundestages eine klare Absage. Ausschuss-Vorsitzender Anton Hofreiter (Grüne) forderte eine Prüfung. "Wir als SPD wollten von der Bahn wissen, ob der Risikopuffer bei Stuttgart 21 ausreicht", sagt die Stuttgarter Abgeordnete Ute Kumpf. Tiefbahnhof und Tunnel sind bis 4,5 Milliarden Euro finanziert, die Bahn nennt aktuell 4,1 Milliarden Euro an Baukosten. Der Bahnvertreter Ingulf Leuschel habe erklärt, dass es "noch einen Puffer gebe", so Kumpf. Aussagen des SPD-Landtagsfraktionschefs Claus Schmiedel, die S-21-Befürworter seien "die Guten", sieht Kumpf kritisch. Auch über den Fragenkatalog an Stohler gehen die Meinungen in der SPD auseinander. Die Fragen zu beantworten sei "eine Jahresaufgabe", heißt es.

Derweil haben am Dienstagmorgen rund 50 Menschen erneut die Baustelle am Hauptbahnhof blockiert. Am Montagabend sind nach der wöchentlichen Demonstration laut Polizei rund 700 Projektgegner in einer nichtangemeldeten Aktion durch die Innenstadt gezogen. Sie protestierten vor dem Funkhaus des SWR und vor der Staatsanwaltschaft. Ein großes Polizeiaufgebot verhinderte eine Blockade der B 14 durch den Demo-Zug. Viele Beamte seien dabei bedrängt und beleidigt worden, so die Polizei.