Die Netze BW wird zehn Millionen Euro in die Modernisierung des Jettinger Umspannwerks investieren. Foto: Priestersbach

In Jettingen wird weiterhin kräftig in die örtlichen Energienetze investiert – allein in den vergangenen fünf Jahren flossen 16,8 Millionen Euro in die Strom- und Gasversorgung der Gäugemeinde. Weitere Millionenbeträge sind eingeplant.

Im sogenannten Netzdialog informierte die Netze BW den Jettinger Gemeinderat über die aktuelle Situation im örtlichen Versorgungsnetz – und wohin die Reise in Sachen erneuerbarer Energien gehen soll. „In diesem Bereich stehen wir erst am Start, da wird sich noch viel mehr verändern“, ist Bürgermeister Hans Michael Burkhardt überzeugt.

Rund zehn Millionen Euro sollen in den kommenden Jahren in die Erneuerung und Ertüchtigung des Umspannwerks am Jettinger Ortsrand fließen – wobei die Vertreter der Netze BW in diesem Zusammenhang von einer „Operation am offenen Herzen“ sprachen.

Daneben stehen in Jettingen aktuell Projekte in der Größenordnung von 1,42 Millionen Euro auf der Agenda. Darunter Erneuerungen der Stromnetze im Finkenweg, in der Vogelsangstraße sowie in der Industriestraße. In der Unterjettinger Straße sowie in der Neuffener Straße sind neue Trafostationen vorgesehen.

„Ambitionierte Ziele“

Wie Regionalmanager Kevin Schlund mit Blick auf die Infrastrukturwende in Erinnerung rief, sollen bis zum Jahr 2030 deutschlandweit 80 Prozent der Stromversorgung aus erneuerbaren Energien gewonnen werden, die Hälfte der Wärme klimaneutral erzeugt werden – und 15 Millionen vollelektrische Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen fahren. In Baden-Württemberg wird bis 2040 die sogenannte Klimaneutralität angestrebt. „Das sind ambitionierte Ziele“, machte der Regionalmanager deutlich, dass die notwendigen Leitungen noch gar nicht liegen und „da noch einiges passieren muss“.

Regelrecht überrannt werde die Netze BW mit Anfragen in Sachen Energiepreise, Photovoltaik und Elektromobilität, weshalb 100 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt wurden. Während derzeit in Baden-Württemberg 53 223 Ladestandorte offiziell gemeldet sind, werden in Jettingen 156 Ladestationen gezählt. Um die ehrgeizigen Klimaschutzziele des Landes zu erreichen, werden alleine in Jettingen bis 2040 rund 3750 E-Autos benötigt. Aktuell sind 5095 Fahrzeuge in der Gäugemeinde gemeldet, davon 254 E-Autos und Hybrid-Fahrzeuge.

Weniger Interesse an Gasanschlüssen

Deutlich nach unten gegangen, so Kevin Schlund, sei nach der Verunsicherung durch den Ukraine-Krieg das Interesse an Gasanschlüssen. Allerdings würden die Gasnetze auch nach 2040 gebraucht, um künftig Wasserstoff statt Erdgas zu transportieren, so die Pläne der Netze BW.

Thema war ebenfalls die Versorgungssicherheit im Jettinger Stromnetz. Während der Regionalmanager für die Jahren 2019 bis 2021 von absolut unterdurchschnittlichen Ausfallzeiten berichtete, sorgten im vergangenen Jahr ein Kabeldefekt und zwei größere Störungen durch Grabarbeiten für einen Stromausfall von insgesamt knapp 75 Minuten. Auch in diesem Jahr lösten Grabarbeiten von Dritten Stromausfälle von rund zehn Minuten aus.

Nicht unerwähnt ließ er ebenfalls, dass die Netze BW als regionaler Strom- und Gasnetzbetreiber über rund 300 qualifizierte Teams in der Fläche verfügt – was bei Störungen für schnelle Reaktionszeiten sorgt.

„Bauen nur Infrastruktur“

In der anschließenden Diskussion wollte Jürgen Scheef (Grüne) wissen, ob bei der großflächig geplanten Versorgung mit Wasserstoff in den Leitungen grüner oder blauer Wasserstoff transportiert werden soll – wobei man sich mit Letzterem nichts Gutes tue. Wie Kevin Schlund erwiderte, habe die Netze BW nichts mit dem Handel von Gas oder Wasserstoff zu tun. „Wir bauen die Infrastruktur so, dass Wasserstoff transportiert werden kann.“

Auf die Frage von Andreas Proß (Freie Wähler), welche baulichen Maßnahmen im Ort erforderlich seien, um die Ziele hinsichtlich Wärmepumpen oder Elektro-Mobilität zu erreichen, stellte Schlund fest, dass die Stromnetze in ganz Jettingen ertüchtigt würden. Daneben sollen aber ebenso intelligente Zähler zum Einsatz kommen, um einen Lastausgleich im Netz zu gewährleisten.