In Unterhaugstett soll eine Bürger-Solaranlage entstehen (Symbolfoto). Foto: Pleul/dpa

Auslöser Klimakrise: Seit etwa einem Jahr tagt der "Runde Tisch nachhaltiges Bad Liebenzell" regelmäßig. Die Projekte wurden dabei immer konkreter. Nun ist eine Bürger-Solaranlage in greifbarer Nähe. Am 20. Oktober gründet sich eine Gesellschaft.

Bad Liebenzell - Der Klimawandel gehört sicher zu den größten Herausforderungen der Gegenwart. Und auch wenn richtungsweisende Entscheidungen global getroffen werden, lässt sich lokal ein Beitrag leisten. Eine Ansicht, die sich ebenso auf das Thema soziale Gerechtigkeit übertragen lässt. Nicht zuletzt Gedanken dieser Art führten dazu, dass der "Runde Tisch nachhaltiges Bad Liebenzell" ins Leben gerufen wurde, der seit rund einem Jahr in verschiedenen Arbeitskreise an Projekten arbeitet.

Einer dieser Arbeitskreise befasst sich mit der Nachhaltigkeit der Energiegewinnung und der CO2-Reduzierung. Seit einem halben Jahr arbeiten dessen Mitglieder an einem konkreten Vorhaben, das nun vor einem entscheidenden Schritt steht. "Am 20. Oktober 2022 wird in Bad Liebenzell die Gesellschaft ›Bürger-Solaranlage Egartenring 9 GbR‹ gegründet", gibt der Arbeitskreis bekannt.

Das Projekt

Geplant ist, eine große Photovoltaik-Anlage auf dem Gewerbegebäude Egartenring 9 in Unterhaugstett zu bauen und zu betreiben. Das Unternehmen Buck-Gewerbeimmobilien stelle eine optimal geeignete Dachfläche zur Verfügung; dort würden 172 Photovoltaik-Module Platz finden. Eine aktive Solarfläche von 313 Quadratmetern. Bei maximaler Sonneneinstrahlung, so erklärt der Arbeitskreis in einer Mitteilung, würden rund 65 Kilowattpeak erreicht. Damit können im Durchschnitt etwa 65 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr produziert werden.

Geht man von einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von rund 4000 Kilowattstunden bei einem Vier-Personen-Haushalt aus, können also etwa 65 Menschen mit dem erzeugten Strom komplett versorgt werden.

Die Lebensdauer der Anlage betrage etwa 30 Jahre oder mehr und könne 30 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Je nach erzieltem Strompreis komme auch eine angemessene Rendite für die Gesellschafter zustande. Wer einen Anteil an der Gesellschaft erwerben möchte, kann dies ab sofort zum Preis von 1500 Euro tun. Alle Bürger von Bad Liebenzell seien eingeladen, sich zu beteiligen, heißt es weiter. Wird genug verkauft, kann die Investitionssumme ohne Kapitalaufnahme aufgebracht werden.

Die Gründungsveranstaltung am Donnerstag, 20. Oktober, beginnt um 19 Uhr im Polarion in Bad Liebenzell. Zeichnungsunterlagen gibt es bei Uwe Meisenbacher, uwe.meisenbacher@web.de.

Bundesweiter Bedarf

Übrigens: 65 000 Kilowattstunden Strom mögen für den Laien auf den ersten Blick viel erscheinen. Der Energieverbrauch in Deuschland ist jedoch enorm. Rund 130 Terawattstunden (oder 130 Milliarden Kilowattstunden) verbrauchten private Haushalte 2020 nach Angaben des Umweltbundesamtes – allein an Strom. Insgesamt, also unter anderem zuzüglich der Energie, die durch Gas oder Öl beispielsweise fürs Heizen aufgewendet werden muss, verbrauchen Privathaushalte rund 670 Terawattstunden jährlich.

Wird zudem hinzugerechnet, was für die Bereiche Verkehr, Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen nötig ist, kommt Deutschland auf einen Energieverbrauch von mehr als 2330 Terawattstunden (oder 2,33 Billionen Kilowattstunden).