Die große Hauptbühne des "Happiness"-Festivals steht. Doch das Veranstaltungsteam um Benjamin Stieler hat auch darüber hinaus noch viel Arbeit. Foto: Jänsch

Bei den "Happiness"-Veranstaltern laufen die letzten Vorbereitungen. Großes Event am Wochenende in Schwann.

Straubenhardt-Schwann - Noch sind Bühne, Zeltplatz und Festival-Gelände verwaist. Doch in zwei Tagen reisen die ersten Gäste nach Schwann zum "Happiness" an. Das Veranstaltungsteam nimmt den letzten Feinschliff vor, liegt aber weit vor dem Zeitplan.

Die ersten jungen Menschen nächtigen bereits seit fast drei Wochen auf den Schwanner Wiesen zwischen Arnbach und Feldrennach.

Obwohl die Haupttribüne bereits steht, ist von Musik auf dem Festival-Gelände des "Happiness" noch weit und breit nichts zu hören. Kurz vor acht in der Früh rüttelt es aber von innen an den ersten Zelt-Reißverschlüssen und die Türen von Camping-Bussen öffnen sich. Denn für die rund 50-köpfige Veranstaltungs-Crew, die das Camp als einzige bereits vor kommendem Donnerstag bezogen hat, beginnt pünktlich um 8.30 Uhr die Arbeit. Dann heißt es: Tagesbesprechung am Whiteboard.

Seitlich von der Hauptbühne, unterhalb des VIP-Bereichs, vergibt Veranstalter Benjamin Stieler oder einer seiner Stellvertreter die Aufgaben, die den Tag über bewältigt werden müssen. Sobald jeder mit Arbeit versorgt ist, trennen sich die Helfer in Kleingruppen auf und verteilen sich über das rund 40 Hektar große Veranstaltungsgelände. Einige wenige gehen zu Fuß oder besteigen einen der Radlader. Die, die es weiter bis zu ihrem Arbeitsplatz haben, greifen auf eines der Veranstaltungs-Quads zurück, die für die Fortbewegung auf dem unwegsamen und rutschigen Gelände ideal sind.

Etwas mehr als fünf Kilometer Bauzaun haben die fleißigen Helfer in der vergangenen Woche bereits um das Festival-Areal gezogen. "Da weiß man am Abend, was man gemacht hat" lacht Anne-Sophie Breuninger, eine der 50 Helfer. Laut Pressesprecher Philipp Jungk ist das ein großer Teil der Arbeit, die das Team zu meistern hat. Aber auch der Aufbau der vielen selbst gebauten Bars, Tische, Bänke und Schilder aus Holz nehmen einige Zeit in Anspruch. Die große Haupt- und die kleine Nebenbühne bauen Fremdfirmen auf. Nur die Aftershow-Bühne für die Party nach der Party baut das Veranstaltungsteam selbst auf.

"Viele Dinge funktionieren auch schon automatisch", erklärt Jungk am Rande des Aufbau-Gewusels. "Die Helfer beispielsweise, die für die Strom- und Wasserversorgung zuständig sind, brauchen keine Anleitung." Denn das "Happiness"-Team hat seit den beschaulichen Anfängen vor dem Schwanner Jugendtreff 1992 dazugelernt. Das ist auch wichtig, denn in diesem Jahr werden 11 000 Besucher pro Tag erwartet, erstmals so viele Gäste wie Straubenhardt Einwohner zählt.

Viele der Helfer sind schon seit Jahren dabei und kennen sich bestens aus. Einer von ihnen ist Hannes Stieler, ein Cousin des Veranstalters. Er ist seit Jahren dafür verantwortlich, dass die prominenten Künstler und Bands sich vor und nach ihrem Auftritt im Backstage-Bereich rundum wohlfühlen. Und das scheint zu gelingen: "Unser Backstage-Bereich hat einen super Stand in der Szene", berichtet Jungk. Liegt wohl daran, dass Stieler schon im Vorfeld die rund um die Uhr besetzte Küche, den Aufenthaltsbereich und die Rückzugsbereiche minutiös herrichtet, dass den Künstlern beinahe jeder Sonderwunsch erfüllt werden kann. Auch selbst geangelte Fische aus dem Eyachtal bereiten die Köche den Gästen im Backstage-Bereich zu – ein Trend, den einst Deutschrapper "Marteria" setzte.

Backstage-Bereich wird in der Szene geschätzt

Sogar ein kleines Fitnessstudio und Hängematten hat Stieler den Künstlern zum Wochenende hergerichtet. Dinge, die er selbst nicht nutzen können wird. "In den 48 Stunden (Anm. d. Red.: des Festival-Wochenendes) schlafe ich vielleicht acht", so der Routinier.

Er und sein siebenköpfiges Team inklusive Koch werden zwischen 160 und 170 Gäste gleichzeitig versorgen. Denn die Bands und Künstler kämen nie alleine, so Stieler. Häufig kommen neben allerlei Technikern auch Tänzer, Trommler oder einfach Freunde mit. Mit alleine 100 Tänzern habe die deutsche Punkrock-Band "Kraftklub" seinerzeit einen Rekord gebrochen.

Andere Helfer hängen derweil Lichterketten auf, schließen die Sanitäranlagen an, nageln die letzten Bänke und Tische zusammen, koordinieren die Mitarbeiter der Fremdfirmen oder beantworten noch letzte Fragen der 11 000 Festival-Gäste.

Ana Vlahinic, die beim Happiness-Team eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau absolviert, kümmert sich um die Merchandise-Artikel des Festivals. Zu kaufen gibt es neben bedruckten Shirts auch Pullover, Kappen und Socken. Sie hat den Bestand der vielen, aufgestapelten Kartons von Hand gezählt und ist am Vormittag fertig geworden. Für sie geht es anschließend ins angrenzende Büro, um noch einige administrative Dinge zu klären. "Hier hat jeder 1000 Jobs gleichzeitig", lacht Jungk.

Auch Tamara Arneth hatte schon viele Jobs auf unterschiedlichen Festivals. "Das hier", so die Studentin, "ist vom Ambiente und der Lage eines der schönsten." Sie ist an diesem Tag mit Jungk und Breuninger unterwegs, um die Sicherheitsschleusen und Einlässe für die Security herzurichten. Denn Taschen und Rucksäcke werden beim Eintritt genau untersucht – Die Happiness-Veranstalter haben ein umfangreiches Sicherheitskonzept auf die Beine gestellt und stehen laut Jungk im engen Austausch mit den Einsatzkräften von Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften, um bei Gefahr einen reibungslosen Ablauf gewährleisten zu können.

Passiert sei bisher jedoch noch nichts weiter. Rettungskräfte würden höchstens wegen eines Bienenstichs oder eines verstauchten Knöchels alarmiert. Das passiere laut Jungk tatsächlich, da das Gelände, das sich über mehrere Gartengrundstücke erstreckt, einigermaßen uneben und rutschig ist, sobald die Wiese etwas feucht ist. Selbst Alkoholleichen gebe es kaum. "Das liegt an unserem vielfältigen Programm", erklärt Jungk. Denn bis die Musik am Mittag einsetze, würden sich bereits viele Festival-Gäste im Innenbereich aufhalten und beispielsweise Zauberkünstlern bei ihren Kunststücken zusehen, während sie essen und trinken. Durch tagesfüllende Programmpunkte würden die Besucher weniger exzessiv Alkohol konsumieren – einfach weil es gute Alternativen gibt, wie der Happiness-Pressesprecher aufzeigt.

Am Donnerstagabend, wenn die ersten "Happianer", wie die Festival-Gäste liebevoll genannt werden, anreisen, wird das Festivalgelände vollständig hergerichtet sein – auch wenn die Pforten zur großen Hauptbühne sich erst am Freitag öffnen. Eine geräuscharme Kopfhörer-Party wird die ersten angereisten Camper dafür im Aftershow-Bereich auf das Wochenende einstimmen. Wenn die Lichtkegel jedoch am Freitagabend nach drei intensiven Wochen Vorbereitung über die Schwanner Obstwiesen wandern, dann, ja spätestens dann, wird auch der letzte Helfer im Veranstaltungsteam wissen, wofür sich der harte Einsatz gelohnt hat.