Chérif Chekatt starb in dem Viertel, in dem er schon kurz nach der Tat vermutet wurde. Foto: Christophe Ena/AP/dpa

Zwei Tage lang wurde nach Chérif Chekatt gesucht. Jetzt ist klar: Er kann nicht mehr zuschlagen.

Straßburg - Am Ende war er gar nicht weit gekommen. Chérif C. starb in dem Viertel, in dem er schon kurz nach der Tat vermutet wurde. Zwei Tage lang hatte der mutmaßliche Straßburger Attentäter die französische und deutsche Polizei in Atem gehalten. Hunderte Polizisten suchten im deutsch-französischen Grenzgebiet nach dem Mann, der in der weihnachtlichen geschmückten Straßburger Innenstadt das Feuer auf Menschen eröffnet hatte.

Am Donnerstagabend machten drei Polizisten den mutmaßlichen Attentäter auf einer Straße im Stadtteil Neudorf aus. Sie wollten ihn verhaften, der 29-Jährige eröffnete das Feuer. Sekunden später war er tot - getötet von den Polizisten. Er starb wie seine Opfer - auf einer Straße in Straßburg.

Der französische Innenminister Christophe Castaner schilderte das Geschehen nur gut eine Stunde später bei einem kurzfristig einberufenem Pressestatement. "Ich denke an Straßburg, ich denke an Frankreich, das durch diesen Angriff verwundet wurde."

Innenminister Christophe Castaner bedankt sich via Twitter:

Bundespolizei BaWü gibt Entwarnung via Twitter:

Drei Menschen haben bei dem blutigen Terroranschlag ihr Leben verloren. Ein Tourist aus Thailand, der gerade erst in der "Weihnachtshauptstadt", wie sich Straßburg selbst nennt, angekommen war. Ein Franzose, der vor einem Restaurant auf seine Familie wartete. Ein Mann, der vor Jahren vor dem Krieg in Afghanistan geflohen war - er soll vor den Augen seiner Familie erschossen worden sein, wie die Regionalzeitung "Dernières Nouvelles d'Alsace" schreibt.

Ein weiteres Opfer ist hirntot, die Hirnfunktionen sind unwiderruflich ausgefallen. Nur mit Maschinen kann das Opfer noch am Leben gehalten werden. Zahlreiche Menschen wurden verletzt. Zeugen berichteten, der Angreifer habe "Allahu Akbar" (Allah ist groß) gerufen.

Terror kann jederzeit zuschlagen

Für das in den letzten Jahren von Terror gezeichnete Frankreich ist es eine weitere schmerzhafte Erinnerung daran, dass Terroristen überall und zu jeder Zeit zuschlagen können. "Es war nicht nur Frankreich, das getroffen wurde - eine französische Stadt, unsere Bürger -, sondern es war genauso eine große europäische Stadt, die vor einigen Tagen tödlich getroffen wurde", resümierte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.

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Nachdem der mutmaßliche Angreifer unschädlich gemacht wurde, dürfte in Straßburg wieder etwas Normalität einkehren. Am Freitag soll der Weihnachtsmarkt wieder öffnen. Die vielen Stände und Attraktionen in der Innenstadt waren nach dem Anschlag zunächst geschlossen geblieben. Die Wiedereröffnung kündigte Innenminister Castaner bereits kurz vor der Nachricht von Chekatts Tod an. "Der Terrorist wird festgenommen werden", sagte er vielversprechend.

In den vergangenen Tagen herrschte in der Stadt am Rhein Ausnahmezustand. Die nur wenige Kilometer vom Zentrum entfernte Grenze nach Deutschland wurde scharf kontrolliert. Erst am Nachmittag gab es einen Polizeieinsatz in Neudorf, Dutzende Polizeiwagen standen auf der Straße. Schwer bewaffnete Sicherheitskräfte sicherten das Gebiet, Blaulicht überall. Nur wenige Stunden später war das Viertel nahe der Innenstadt wieder Schauplatz des Geschehens.

Dort hatte sich der mutmaßliche Täter bereits unmittelbar nach dem Anschlag am Dienstagabend mit einem Taxi absetzen lassen und war danach verschwunden. Menschen sollten das Viertel schon kurz nach der Tat auf Geheiß der Sicherheitskräfte meiden.

IS reklamiert Anschlag für sich

Chekatt habe dort am Donnerstag eine Frau angesprochen, berichteten mehrere Medien. Diese habe bemerkt, dass der Mann verletzt gewesen sei und daraufhin die Sicherheitskräfte alarmiert. Der Sender BFMTV zeigte auch ein Foto, auf dem der getötete Chekatt zu sehen sein soll. Seine Leiche liegt auf dem Bürgersteig, teils in einer Art Hauseingang.

Nur kurze Zeit später sicherten Menschen in weißen Schutzanzügen den Tatort vor dem Haus Nummer 74 in der Rue de Lazaret. Dutzende Polizeifahrzeuge standen dort, ein Hubschrauber kreiste in der Luft.

"Dieser Terrorist" ist tot, versicherte Straßburgs Bürgermeister Roland Ries mit trotziger Stimme am Abend. Fast gleichzeitig reklamierte die Terrormiliz Islamischer Staat hat den Terroranschlag für sich. Chekatt sei ein Soldat des IS gewesen.

Mit Chekatts Tod endet nun nicht nur die Jagd der Polizei, sondern auch eine bemerkenswerte kriminelle Karriere. Mit 13 Jahren wurde er das erste Mal verurteilt, er saß etliche Male wegen Einbrüchen im Gefängnis in Frankreich und Deutschland. Dort soll er sich radikalisiert haben. Deutsche Behörden bescheinigten ihm bereits vor zwei Jahren: "Von Ihnen geht auch eine konkrete Gefahr neuer Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung aus."