Eine Grenztafel wie diese, stand beim "Stenes" (Gasthaus Linderhof) bis 1935 an der Grenze zwischen Straßberg und Ebingen. Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichtsvortrag: Gerhard Deutschmann gibt Überblick über die Entwicklung Straßbergs und Kaiseringens

Gerhard Deutschmann hat in seinem Vortrag "Tausend Jahre wie ein Tag" beim Katholischen Bildungswerk die Besucher auf eine spannende Zeitreise durch 1175 Jahre Straßberger Geschichte mitgenommen.

Straßberg. Mit der ersten urkundlichen Erwähnung der Gemeinde Straßberg begann Gerhard Deutschmanns Vortrag. Die St. Galler Schenkungsurkunde von 843, in der ein gewisser Adalhart der Kirche der heiligen Verena im Ort, der Burc genannt wird, Besitz vermacht, ist praktisch die Geburtsurkunde der Gemeinde. "Burc im Scherragau" lautete damals der Name der Ortschaft. Der Name Straßberg taucht erst 1253 in einer Güterbeschreibung des Klosters Beuron auf. Ein Gedenkstein mit Bronzeinschrift, auf Initiative Deutschmanns 1993 zur 1150-Jahr-Feier neben dem Rathaus aufgestellt, erinnert an dieses Ereignis.

Ausführlich widmete sich der Referent der heiligen Verena, die als Patronin der Straßberger Kirche auf dem von Johann Kaspar Kohler gemalten Hochaltarbild mit ihren Attributen Doppelkamm und Krug zu sehen ist. Der Krug, mit dem sie die Bedürftigen erquickte, ist auch im Straßberger Ortswappen verewigt.

Einen gewichtigen Teil des Vortrags widmete Deutschmann der Straßberger Burg: Die ältesten Teile wurden um das Jahr 1150 erbaut. Die Burg wurde im Lauf der Geschichte mehrmals verändert und thront damals wie heute, weithin sichtbar, als Wahrzeichen der Gemeinde hoch über dem Schmeiental. Die Burg ist heute im Privatbesitz der Familie Laschimke, die sich um den Erhalt der Burg sehr verdient gemacht habe.

Der Name Straßberg geht auf die sogenannte alte Steige von Straßberg nach Winterlingen zurück. "Straße am Berg" ergab den Namen Straßberg. Diese Straße ist Teil eines uralten, schon von den Römern benutzten Handelswegs.

Der Ortsteil Kaiseringen wurde erstmals 1312 urkundlich erwähnt, als dort eine Pankratiuskirche beschenkt wurde. Im Mittelalter war Straßberg im Besitz des adligen Damenstiftes Buchau, das nacheinander verschiedene Adelsgeschlechter mit ihrem Besitz belehnte. Letzte Lehensträger waren die Herren von Westerstetten. Versuche zur Stadtgründung scheiterten. Zwar war der "Blutbann" zur Aburteilung schwerer Verbrechen gegeben, aber das Markt- und Ummauerungsrecht wurde nicht verliehen.

Mit Georg Dietrich von Westerstetten, der in Kaiseringen ein Siechenhaus für Gebrechliche erbauen ließ und der Straßberger Kirche 1616 eine Glocke stiftete, starb die Linie der Westerstetter aus.

1625 nahm das freiweltliche Damenstift Buchau die Herrschaft Straßberg in eigene Verwaltung. Fürstäbtissin Katharina von Spaur erließ den berühmten Spaurschen Gnadenbrief, mit dem die Untertanen aus der Leibeigenschaft entlassen wurden. Als Dank, dass es ihr gelungen war, die Herrschaft wieder an sich zu bringen, ließ sie neben der Burg die Schlosskirche erbauen.

Der 21. Dezember 1637 steht für ein besonderes Ereignis: Der berühmte Reitergeneral Jan von Werth schloss an diesem Tag in Straßberg die Ehe mit Maria Isabella von Spaur, einer Verwandten der Fürstäbtissin.

Die Herrschaft der Buchauer Stiftsdamen – in welcher 1745 das prächtige neue Schloss, das heutige Rathaus, und 1742 die Kirche St. Verena erbaut worden war, aber auch 1743 der Hexenprozess gegen Katharina Geiger stattfand – dauerte bis zur Säkularisation im Jahre 1803.

Es folgte eine bewegte Zeit mit wechselnden Herren: Straßberg kam über das Fürstentum Thurn und Taxis zum Fürstenhaus Hohenzollern-Sigmaringen, das in Straßberg ein Oberamt einrichtete, das neben Straßberg auch für Kaiseringen, Frohnstetten, Blättringen, Storzingen, Ober- und Unterschmeien, Thiergarten, Benzingen und Harthausen zuständig war. 1848 wurde Straßberg preußisch. An die Zugehörigkeit zu Preußen erinnerte bis 1935, beim vor Jahren abgebrochenen "Stenes" (Linderhof) an der Grenze zu Ebingen, die Grenztafel mit der Aufschrift "Preußen – Hohenzollerische Lande".

"Kaiseringen ist der Mittelpunkt der Erde"

Der Rückblick auf die Anlegung des Truppenübungsplatzes, zu dem Straßberg einen erheblichen Teil seiner Gemarkung beisteuerte, und der legendäre Spruch des damaligen Kaiseringer Bürgermeisters "Kaiseringen ist der Mittelpunkt der Erde", als es um den Standort des Lagers heftige Diskussionen der Anliegergemeinden gab, waren Teil der jüngeren Geschichte.

1910 erhielten die evangelischen Christen in Straßberg ein eigenes Gotteshaus. 1925 wurde Straßberg dem Kreis Sigmaringen zugeordnet und kam 1973 zum neu geschaffenen Zollernalbkreis. Mit einem Überblick auf die Aussiedlerhöfe rund um Straßberg beendete Deutschmann seinen mit zahlreichen Bildern und Urkunden unterlegten Vortrag.