Blick in die Notaufnahme des Zollernalb-Klinikums. Foto: Nico Pudimat/Zollernalb-Klinikum

Diskussion über ein Strafgebühr für Notaufnahme-Patienten: Weshalb wählen überhaupt so viele die Notaufnahme als erste Anlaufstelle, und schätzen manche ihre Erkrankung falsch ein?

Kassenärzte-Chef Andreas Gasser will eine Strafgebühr für Patienten, die ohne telefonische Ersteinschätzung in die Notaufnahme gehen. Gesundheitsminister Lauterbach ist gegen so eine Gebühr. Wie sieht man das im Zollernalb-Klinikum? Gerhard Hinger, Geschäftsführer, gibt Antwort darauf und auf weitere Fragen, die sich bei der Thematik aufdrängen.

Die Idee einer Strafgebühr: Ist das Zollernalb-Klinikum für oder gegen eine solche Gebühr?

Gehard Hinger, Geschäftsführer des Klinikums, vertritt eine deutliche Meinung. Er sagt: „Als Geschäftsführer des Zollernalb Klinikums, aber auch als Arzt spreche ich mich klar gegen eine solche Gebühr aus.“

Mit welcher Begründung?

Wenn wir als Gesellschaft die Erhaltung der Gesundheit und die Behandlung von Krankheiten als Daseinsvorsorge verstehen, können wir die Patienten nicht für die Unzulänglichkeiten des Systems verantwortlich machen.

Wie ist die Erfahrung mit Überlastung durch Patienten, die eigentlich beim Hausarzt besser aufgehoben wären?

Hier beschreibt Hinger die Situation so: „Tatsächlich kommen immer mehr Patienten mit Erkrankungen, die beim Hausarzt oder niedergelassenen Facharzt hätten behandelt werden können. Dies liegt jedoch überwiegend darin begründet, dass es auch im niedergelassenen Bereich einen nicht mehr zu übersehenden Engpass gibt.“ Patienten müssten oftmals geraume Zeit auf einen Behandlungstermin warten.

Gibt es möglicherweise einen „Realitätsverlust“ bei manchen Patienten bei deren Einschätzung der Krankheits-Schwere?

Den Vorwurf des „Realitätsverlusts“ lehnt Gerhard Hinger ich konsequent ab. Er sagt: „Wir müssen akzeptieren, dass die Selbsteinschätzung eine sehr individuelle Größe ist, die von ganz verschiedenen Faktoren abhängig ist.“ Auslöser könnten zurückliegende Erfahrungen, Angst vor einer schweren Erkrankung sein. Aber auch „die Angst, keine Behandlung im niedergelassenen Bereich zu bekommen, Sorge, dass nicht umfangreich untersucht wird oder das Anliegen nicht ernst genommen wird – oder ganz schlicht Unerfahrenheit und Unwissen bezüglich medizinischer Themen.“ Die sogenannte Ersteinschätzung in der Klinik solle in diese Problematik etwas mehr Sachlichkeit bringen, deshalb habe man dazu auch einen aufklärenden Videoclip erstellt.