Friederike Dauser, Dietmar Strobel und Hartmut Polet Foto: Schwind

Die Mühlheimer Störche faszinieren die Bürger Jahr für Jahr. Doch auch der Rundfunk hat großes Interesse an den Tieren. Das SWR-Radio war kürzlich vor Ort, um sich von den „Störchenpapas“ so einiges erklären zu lassen.

Kürzlich versammelten sich an einem frischen Märzmorgen Hartmut Polet, Karl Wezel und Dietmar Strobel mit einem Stativ beim Rathaus. Als dann noch ein SWR-Auto auf dem Parkplatz des Rathauses mit der Hörfunk-Reporterin Friederike Dauser gesichtet wurde, war es klar: Hier konnte es nur um Störche gehen.

Wie der von der Landesanstalt für Umwelt zertifizierte Weißstorchenbetreuer Hartmut Polet berichtete, nahm er noch vor drei Tagen Paarungsrituale des Storchen-Paares war. Ob jetzt schon Eier im Nest sind, könne wegen der Tiefe des Nestes nicht ganz genau gesagt werden.

Strommasten als Gefahr

Indizien dafür seien aber ein stündliches drehen der Eier und, dass immer ein Storch auf dem Nest bleibe, erklärte der Experte. Bis zu fünf Eier könnten Weißstörche brüten, wobei die Eier immer tagesversetzt gelegt werden und nach 32 Tagen die Küken schlüpfen würden.

Von 100 Jungstörchen werden in den ersten Jahren im Schnitt 70 sterben, erzählte Polet. In einem großen Maße mitverantwortlich seien nicht-isolierte Strommasten, so der gelernte Starkstrom-Elektriker, der nicht-isolierte Strommasten an die ENBW meldet. „Man muss immer zum Wohle der Störche dran bleiben“, so Polet.

Kein Kinobesuch nötig

In kalten Nächten sei auch schon der Storchennachwuchs erfroren. „Wenn das Nest nicht wasserdurchlässig ist, saugt sich das noch flauschige Gefieder mit Wasser voll und gefriert“. Ein Storchendrama spielte sich in Mülheim im vergangenen Jahr ab, als ein Jungstorch eine von den Eltern ins Nest gebrachte Würgeschlange fressen wollte und dabei erstickte.

Mittlerweile gehören die Störche in Mühlheim wie die Kilianskirche zum Ortsgeschehen dazu und werden von den Bewohnern gern auch beobachtet „In Mühlheim braucht man nicht mehr ins Kino gehen“, ulkte die Radio-Reporterin Friederike Dauser.

Die große Stunde vom Storchenbeauftragten Hartmut Polet kommt ungefähr sechs Wochen nach der Geburt der Küken. Oft mit Drehleitern der ansässigen Feuerwehr begibt er sich in luftige Höhen, um die Jungstörche zu beringen. Da sich die Jungstörche dabei auch mal wehren, muss er vorsichtig vorgehen.

„Meine Kiste ist mein Krankenwagen“

Häufig bekomme er auch Anrufe, dass verletzte Störche gefunden wurden. Dann macht sich Polet mit einer selbstgebauten Kiste, die sich zum Transport des verletzten Storches bestens eignet, auf den Weg. „Meine Kiste ist mein Krankenwagen“, sagte Polet. Polet fährt als Storchenbeauftragter auch gerne Kindergärten und Schulen an, in denen er den Schüler die Faszination Weißstörche näherbringt.

Seit der ersten Stunde ist die begeisterte Radio-Reporterin Friederike Dauser mit dabei und stattete nun seit 2019 ihren dritten Besuch im Mühlbachdorf ab.

Hartmut Polet hatte sogar beinahe einmal das SWR-Fernsehen nach Mühlheim zu den Störchen gebracht, leider machte ihm Corona einen Strich durch die Rechnung. „Mit den drei Mühlheimer ’Storchenpapas’ Karl Wezel, Dietmar Strobel und Hartmut Polet gibt es in Mühlheim mehr Papas als Störche“, wie Dauser bemerkte.

Zum Schluss zieht dann Dietmar Strobel noch ein uraltes zerfleddertes Haushaltsbuch der Gemeinde Mühlheim mit Einträgen der Einnahmen und Ausgaben aus dem Jahr 1773 hervor, wo der Kämmerer – vielleicht aus Langeweile – ein Storchenpaar mit Kirchenturm skizziert hatte.