Für Baden-Württemberg hat die BA eine „stille Reserve“ von knapp 38 .000 Personen erhoben, allein in Stuttgart sind es 4500. Foto: dpa

Die Bundesagentur für Arbeit will bei Bedarf versuchen, die stille Reserve zu aktivieren. Bis zum Jahr 2016 fehlen nach Schätzungen 20.500 Erzieher.

Nürnberg/Stuttgart - Sie sind im vorzeitigen Ruhestand, nehmen eine längere Elternzeit oder haben auf einen anderen Beruf umgesattelt – knapp 210 000 ehemalige Erzieher und Erzieherinnen unter 60 Jahren arbeiten in Deutschland nicht mehr in ihrem Beruf. Das zeigt eine interne Berechnung der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg, die den Stuttgarter Nachrichten vorliegt. Für Baden-Württemberg hat die BA eine „stille Reserve“ von knapp 38  000 Personen erhoben, allein in Stuttgart sind es 4500. Es sind Menschen, die einmal als Kindergärtner oder Kinderpfleger beschäftigt waren.

„Wir wollen abwarten, wie die Situation nach dem 1. August aussieht, aber wenn der Erziehermangel anhält, sollte man darüber nachdenken, ob man Teile dieser stillen Reserve aktivieren kann“, sagte eine Sprecherin der Agentur unserer Zeitung. Vorstellbar sei etwa, dass man sich mit den Ländern zusammensetze und über eine Kampagne nachdenke, die diese Menschen ansprechen soll. Am 1. August tritt der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Eltern mit Kindern unter drei Jahren in Kraft. Die Kommunen bauen derzeit massiv Kindertagesstätten aus, gleichzeitig fehlen entsprechende Fachkräfte. Die BA geht nach Rückfrage bei den Ländern davon aus, dass bis 2016 etwa 20 500 Erzieher fehlen werden. Offizielle Statistiken gibt es dazu nicht. Vor allem in Ballungsräumen wie Stuttgart suchen die Träger von Kindertagesstätten dringend nach Personal.

Bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ist man skeptisch, ob sich viele der ehemaligen Erzieher zur Rückkehr motivieren lassen. „Diese Menschen haben sich bewusst dafür entscheiden, nicht mehr in diesem Beruf zu arbeiten“, sagt Bernhard Eibeck, Referent für Jugendhilfe. „Sie haben vielleicht gemerkt, dass sie nicht geeignet sind. Viele gehen wegen der schlechten Bezahlung.“ Eine Erzieherin verdient anfangs 2100 Euro brutto pro Monat.