Das Nahverkehrskonzept scheint einen Nerv zu treffen – die Sitzung war gut besucht. Foto: Grimm Foto: Schwarzwälder Bote

Gemeinderat: Nahverkehrskonzept "Großer Heuberg" sorgt für Diskussionen

Stetten am kalten Markt (sgr). Auf große Resonanz in der Bevölkerung ist die jüngste Gemeinderatssitzung gestoßen, in der es um die Fortschreibung des 2011 eingeführten Nahverkehrskonzepts "Großer Heuberg" ging. Dessen Ziel war es, parallel laufende Buslinien und die Bahn durch Synergieeffekte zu einem effizienterem Personenbeförderungssystem zu machen.

Die Reduzierung paralleler Busfahrten mit der Verlagerung auf die Bahn ergab Einsparungen, die in zusätzliche Fahrleistung investiert worden waren. Ein weiteres Ziel war und ist ein Verkehrskonzept, das nicht nur die Bedürfnisse der Schüler, sondern auch aller anderen Fahrgäste berücksichtigt, wie Bürgermeister Maik Lehn betonte.

Weil es in der Vergangenheit auf der Bahnstrecke Storzingen-Sigmaringen aber immer wieder zu Zugausfällen und Verspätungen kam, hatte der Landkreis ab Januar 2018 eine durchgängige Busverbindung nach Sigmaringen eingerichtet, die vom Landkreis, der Stadt Sigmaringen und der Gemeinde Stetten am kalten Markt mit rund 45 000 Euro finanziert worden war.

Nun haben der Landkreis und die Stadt Sigmaringen erkennen lassen, dass sie ihre Unterstützung zum Ende des laufenden Schuljahres einstellen werden, sodass die gesamten Kosten künftig die Gemeinde tragen müsse, so Lehn.

In der Folge hat das Büro "NahverkehrsBeratung Südwest" nach Auftrag der Gemeinde das Verkehrskonzept überprüft, das am 18. März dieses Jahres in Anwesenheit von Gemeindevertretern aus Stetten, Schwenningen und Beuron sowie Max Stöhr vom Fachbereich Nahverkehr des Landratsamts und Thomas Beck vom gleichnamigen Busunternehmen, den Elternvertretern und den Lehrern der Gemeinschaftsschule vorgestellt wurde.

Die Verkehrsplaner haben kostensparende Vorschläge erarbeitet, die sowohl für die Gemeinde als auch für Eltern und Schüler alles andere als befriedigend sind – etwa der Vorschlag, nach Wegfall der beiden Direktbusse nach Sigmaringen wieder den Umstieg auf die Bahn zu wagen. Oder das Beibehalten der beiden Busse nach Sigmaringen mit der Konsequenz, dass die Gemeinde die Kosten alleine tragen muss. Dasselbe gilt für das Vorverlegen des Unterrichtsbeginns und das Kürzen der Mittagspause an der Gemeinschaftsschule – beides hat der Elternbeirat in seiner Stellungnahme vehement abgelehnt. Sein Unmut galt auch dem Landkreis und der Kreisstadt, die sich aus der Finanzierung der beiden Busse zurückziehen wollen, denn immerhin besuchen 177 Stettener Schüler die Schulen in Sigmaringen.

Das Verschieben des Unterrichtsbeginns brächte erhebliche Nachteile für die Schüler aus Nusplingen

Auch die Gesamtlehrerkonferenz hat dem Gemeinderat eine Stellungnahme vorgelegt, in der sie unter anderem darauf hinweist, dass für die Schüler aus dem Donautal und Nusplingen eine Verschiebung des Unterrichtsbeginns erhebliche Nachteile mit sich brächte. Auch die "Rhythmisierung des Ganztages" am rund 400 Schüler starken Schulzentrum könnte Schaden nehmen.

Die Sorge der Lehrer geht aber noch weiter: "Erschwerte Rahmenbedingungen machen es schwieriger, gutes Personal zu finden und auch zu halten." Denn mit der Einführung der Gemeinschaftsschule 2012 sei Stetten ein wichtiger Schulstandort, gerade an den Schnittstellen der Landkreise Sigmaringen und Zollernalb, geworden.

Damit Stetten auch künftig seine pädagogische Strahlkraft als Gemeinschaftsschulstandort erhalten kann, seien nicht nur "die angekündigten erheblichen Investitionen in den Ausbau des Schulzentrums notwendig, sondern eine möglichst passgenaue Anbindung und gute Erreichbarkeit durch den öffentlichen Nahverkehr".

Die Gesamtlehrerkonferenz sorge sich sehr um die Wettbewerbsfähigkeit des Schulstandorts, wenn die Fahrpläne sich ausschließlich am Schulbeginn in der Kreisstadt und an der Zugtaktung orientieren. Es müsse Sorge dafür getragen werden, dass weiterhin zusätzliche Beförderungsmöglichkeiten während der Schulzeit bestehen, "da der Schulstandort sowohl für die Versorgung beider Landkreise als auch für die Infrastruktur und Lebensqualität der Bewohner vor Ort entscheidend ist", gaben die Lehrer dem Gemeinderat mit auf den Weg.