Aportieren und Befehlen gehorchen sind wichtige Bestandteile der Ausbildung. Dann gibt es zur Belohnung auch einmal ein paar Streicheleinheiten vom Frauchen. Fotos: Grimm Foto: Schwarzwälder-Bote

Hundeausbildung: Brauchbarkeitsschulung für Jagdhunde in Stetten am kalten Markt / Nur Gehorsam zählt bei den Tieren

Damit aus einem Hund ein Jagdhund wird, muss er unter anderem in einer Prüfung seine "Brauchbarkeit" unter Beweis stellen. Deshalb wird mit ihnen zurzeit bei Glashütte Gehorsam geübt.

Stetten am kalten Markt-Glashütte. 13 Hunde samt Besitzer finden sich jeden Sonntagmorgen auf einer Wiese nahe eines Waldstücks bei Glashütte ein, um sich auf die Brauchbarkeitsprüfung für Jagdhunde vorzubereiten. Ausbilder ist der Hundeobmann der Kreisjägervereinigung Sigmaringen, Franz-Peter Froitzheim aus Stetten a. k. M., der erst kürzlich die Verdienstnadel in Gold des Deutschen Jagdverbands für seine mehr als 30-jährige Arbeit in der Jagdhundeausbildung erhalten hat. Zwei Stunden jeden Sonntagmorgen bis Ende August arbeiten Hund und Herrchen oder Frauchen intensiv an den Anforderungen, die die Brauchbarkeitsprüfung beiden abverlangen wird.

Und warum das Ganze? "Bei der Ausübung der Jagd sind die allgemein anerkannten Grundsätze deutscher Waidgerechtigkeit zu beachten" – so steht es in der Landesordnung Baden-Württembergs, festgesetzt vom Landesjagdverband. Das heißt, erlegtes oder verletztes Wild muss gefunden werden, wozu ein ausgebildeter Hund unabdingbar respektive gesetzlich vorgeschrieben ist.

Um "brauchbar" für die Jagd zu sein, steht Gehorsam ganz oben auf der Prioritätenliste. "Ein Hund, der nicht sofort auf seinen Hundeführer reagiert, ist bei der Jagd nicht einsetzbar", sagt Froitzheim.

Deshalb stand die ganze erste Stunde unter dieser Prämisse. Hintereinander hergehen, bei Fuß laufen, sich nicht durch andere Hunde ablenken lassen, die Positionen "Sitz", "Platz" und  "Bleib" beibehalten, auch wenn der Besitzer weggeht, verlangte etlichen der zwischen sechseinhalb und 15 Monate alten Hunde einiges ab. Andere dagegen blieben ruhig im hohen Gras liegen oder lugten sitzend zwischen den Wiesenblumen hervor, um geduldig auf den Ruf ihres "Rudelführers" zu warten.

Die Hunde dürfen nicht winseln oder jaulen

Der Gehorsam sei von größter Wichtigkeit, denn dies sei Ausdruck einer sauberen und gründlichen Abrichtung, die Voraussetzung für jede jagdliche Brauchbarkeit des Hundes ist, so Froitzeim. Das zeige sich darin, dass sich das Tier trotz anderer Hunde ruhig verhält, auf Ruf oder Pfiff kommt und sich bereitwillig anleinen lässt. Er darf nicht zerren, winseln oder jaulen, denn damit würde der Hund im Wald stören.

"Das muss aber auch zuhause regelmäßig geübt werden", sagt der erfahrene Hundeobmann und betont: "Ich bin nicht der Ausbilder, ausbilden muss der Halter selber – ich leite nur an."

Disziplin zu wahren, fiel insbesondere der halbjährigen kleinen Hanni noch sehr schwer. Das Hundemädchen der Rasse Deutscher Jagdterrier kommt mit ihrem Frauchen Monika Schwarz sogar aus Weilstetten bei Balingen zum Hundeausbilder nach Stetten. "Froitzheim hat ein Händchen für Terrier, er kann’s halt einfach", findet die Ehefrau und Mutter einer ganzen Jägerfamilie.

Annette Oesterle aus Meßstetten jagt nicht selbst, sondern arbeitet in der Bundesforstverwaltung. Sie will ihrem "Marley", einem hübschen Welsh-Springer-Spaniel, aber eine gute Ausbildung zukommen lassen.

Zur Brauchbarkeitsschulung gehört auch das Gewöhnen an das Schießen. Diese so genannte "Schussfestigkeit" ist aber nichts für den 15-monatigen Marley. Sonst sehr gehorsam und sehr darauf bedacht, alles richtig zu machen, was sein Frauchen von ihm verlangt, fegt er beim Abfeuern eines Schusses wie von der Tarantel gestochen über die Wiese in die Arme seiner Herrin. "Nichts zu machen, er hält das nicht aus", sagte Oesterle, "ist aber nicht schlimm, er soll ja nicht zur Jagd."

Der Gehorsam ist auch Grundlage für das Apportieren, was nichts mit Stöckchen schmeißen und wieder bringen zu tun hat. "Der Hund muss zuerst lernen, einen Gegenstand, der ihm ins Maul gelegt wird, zu halten und ihn erst dann abzulegen, wenn er das Kommando ›Aus‹ hört", macht Froitzheim deutlich.

Mit seiner Jagdterrierhündin Vicky demonstriert er die Vorgehensweise zuerst mit einem Handschuh, dann mit einem an eine hölzerne Hantel erinnernden "Apportierbock". Dann kramt der "Hundeflüsterer" aus seiner Kiste einen Hasen und eine Ente, beides gefriergetrocknet, hervor, marschiert über die Wiese und versteckt die "Dummies" im hohen Gras.

Auf Zuruf "Apport" macht sich Vicky auf die Suche und bringt sowohl das Langohr als auch das Federvieh zurück, setzt sich vor Froitzheim hin und legt die "Beute" erst auf Kommando ab. Zur weiteren Ausbildung gehört unter anderem die Fährtensuche, bei der der Hund lernt, Blut- respektive "Schweißspuren" zu folgen.  Weitere Infos gibt es unter www.kjv-sigmaringen.de.