Für diese Weide kommt allerdings jeder Schutz zu spät. Sie muss aus Verkehrsgründen gefällt werden. Foto: Beiter

Der Biber fühlt sich wohl in Rangendingen. Doch ganz unproblematisch ist die Rückkehr der Nager nicht. Zumindest am Badesee sorgt dessen Ansiedlung mittlerweile zu Konflikten.

Rangendingen - Erst einmal ist die Rückkehr des Bibers eine erfreuliche Meldung. Vor allem der Naturschutz freut sich, können doch die Veränderungen, die der Biber mit seiner Ansiedlung und der damit oft einhergehenden Veränderung entlang des Gewässers dessen ökologischer Entwicklung Vorteile mit sich bringen.

Anfängliche Schäden wurden "wohlwollend" zur Kenntnis genommen

Problematisch wird es allerdings dann, wenn die Arbeit des Bibers mit "menschlichen Nutzungsinteresse" kollidiert, was rund um den Rangendinger Badesee seit ein paar Tagen der Fall ist. Solange sich die Biberfamilie ihre Nahrung aus der naturnahen Uferbepflanzung entlang des Talbachs holte, wurde dies von der Gemeinde noch recht wohlwollend zur Kenntnis genommen.

Die Schäden, so Bürgermeister Manfred Haug, seien bis vor kurzem noch "überschaubar" gewesen. Zwar hatten die Biber bis Neujahr mit ihrem Damm den Talbach angestaut und auch schon größere Bäume gefällt und den vom Bauhof angelegten Weidentunnel ziemlich dezimiert, doch sei vor allem letzteres zwar ärgerlich, aber zu verkraften, so Bauhofleiter Ronny Zanger.

Biber haben in den vergangenen Tagen ganz schön für Aufregung gesorgt

Seit ein paar Tagen hat der Biber nun eine rund 45 Zentimeter dicke Weide direkt am Ufersaum des beliebten Badesees angenagt. Und spätestens damit eröffnen sich Probleme, die nicht mehr ganz kommentarlos hingenommen werden können. Da ist zum einen die Gemeinde Rangendingen, die als Eigentümer des Badesees auch für dessen Unterhaltung und Sicherheit zuständig ist – und bei welcher der Biber in den vergangenen Tagen für ganz schön Aufregung gesorgt hat.

Gemeinde ist um Attraktivität des Badeparadieses besorgt

Denn ihr ist natürlich auch daran gelegen, dass der Stausee als Badeparadies attraktiv bleibt. "Wir wollen unsere Bäume rund um den See allein schon als Schattenspender und zur Ufersicherung gerne erhalten", sagt Bürgermeister Manfred Haug.

Nach einer Besprechung mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes wurde deshalb entschieden, zumindest die Bäume auf der großen Liegewiese mit Drahtgeflechten vor den scharfen Zähnen des Bibers zu schützen. Bei den neu gepflanzten Ahorn-Bäumen hat dies der Bauhof bereits umgesetzt, genauso wie dies auch ein betroffener Obstbaumbesitzer auf seiner Streuobstwiese gemacht hat. Auch sie sind vom Biber angenagt.

Auch der Hochwasserschutz hat ein Wörtchen mitzureden

Und was passiert mit den großen Bäume rings um das Seeufer? "Schützen, was zu schützen ist", lautet nach der Begehung die Devise. Und damit ist deren Schutz nicht mehr ganz so eindeutig. Denn mit ihnen kommt auch der Hochwasserschutz ins Spiel. Wie der Bauhofleiter erklärte, müssten die Erlen am Auslauf genau deswegen bereits seit längerem nach und nach gefällt und entfernt werden. Denn, so erinnert Zanger: "Der Stausee ist zuerst einmal ein Regenrückhaltebecken." Und dessen Funktion ist aus Sicherheitsgründen immer zu gewährleisten.

Angenagte Weide muss gefällt werden

Bisher hat man sich bei der Gemeinde mit der Entfernung dieser schönen Bäume etwas schwer getan. Vor vielen Jahren, als die Gehölzvegetation am Ufersaum zur Verbesserung der Belichtung des Sees stark zurückgenommen wurde, waren diese noch bewusst verschont worden. Im Fall der massiv angenagten Weide ist das Urteil allerdings bereits gesprochen. Dieser Baum muss vom Bauhof gefällt werden.

Die anderen Exemplare werden zumindest nicht aktiv geschützt. Der Biber hat also freie Auswahl und könnte so bald für weitere Tatsachen sorgen könnte. Ähnlich verhält es sich an Bäumen entlang der L391. Was in beiden Fällen bedeutet, dass die Gemeinde dort wegen der zu gewährleistenden Verkehrssicherheit regelmäßige Kontrollen durchführen müsse, wie Bürgermeister Haug erklärt.

Weitere Maßnahmen sind nicht notwendig – und auch nicht erlaubt

Und wie geht’s weiter mit der Biberfamilie? Diese müssten von allen Beteiligten wohl als neue Nachbarn akzeptiert werden. Denn weitere Maßnahmen als der Einzelschutz der Bäume seien nicht notwendig – und wegen des absoluten Schutzstatus des Bibers wohl auch nicht erlaubt, heißt es aus dem Landratsamt.

Zur Biberplage dürfte es trotzdem nicht kommen, konnte Haug von Biberberaterin Eva Reginka beruhigt werden. Die Jungtiere müssten sich rasch eigene Reviere suchen. Und wie sich der Sommerbetrieb am Stausee auf die nachtaktiven Tiere auswirkt, kann wohl auch noch niemand sagen. Entlang des Talbachs gäbe es auf jeden Fall noch genügend Platz für die Nager. Und dort würden sie auch so schnell niemanden stören.