Der Brand hat eine Schneiße der Verwüstung hinterlassen. Foto: Ambros Bieger

Gebäude nach Feuer einsturzgefährdet. Feuerwehr kommt bei Einsatz an Grenzen.

Starzach - Simon Widemann, Kommandant der Feuerwehr Starzach, ist am Tag nach dem Großbrand die Erschöpfung anzumerken. "Das war Hardcore. Für alle – vor allem für die Atemschutzträger war die Belastung sehr groß." Drei Feuerwehrleute mussten wegen Kreislaufproblemen behandelt werden. Viele Stunden waren die Einsatzkräfte, neben Feuerwehr auch THW und DRK, von Samstagnachmittag bis in die frühen Morgenstunden im Einsatz. "Aber zum Glück geht es allen wieder besser und sie sind gesund daheim bei ihren Familien", berichtet der Kommandant.

Kurz nach 13.30 Uhr wurden am Samstag die Abteilung Horb-Stadt und die Führungsgruppe Horb/Empfingen/Eutingen zu einem Brand nach Eyach alarmiert. Ein vorbeifahrender Autofahrer hatte eine Rauchentwicklung in der Bahnhofstraße bemerkt. Beim Eintreffen der Feuerwehr stand ein Nebengebäude des Bahnhofs Eyach, das früher von einer Firma als Lagerhalle genutzt wurde, bereits im Vollbrand. Das Feuer soll im hinteren Gebäudeteil nahe der Gleise ausgebrochen sein, so der bisherige Stand. "Ein Übergreifen des Feuers auf das benachbarte Wohnhaus konnte durch intensive Löschmaßnahmen glücklicherweise verhindert werden", so der Pressesprecher der Feuerwehr. Ein Bewohner musste jedoch mit einer Rauchgasvergiftung in ein umliegendes Krankenhaus gebracht werden.

Doch es war von Anfang an eine schwierige Lage. Das Hauptgleis liegt direkt neben dem Brandort. Gleich zu Einsatzbeginn wurde der Zugverkehr zwischen Horb und Rottenburg eingestellt, da die Löscharbeiten in Gleisnähe stattfanden und Schlauchleitungen teilweise über die Gleise verlegt werden mussten. Um die Löschwasserversorgung sicherzustellen, wurde zusätzlich Wasser vom nahegelegenen Neckar entnommene. Hierzu mussten allerdings kilometerlange Schlauchleitungen verlegt werden.

Aufgrund der starken Rauchentwicklung wurden kurz nach 15 Uhr außerdem die Abteilungen Mühringen und Ahldorf für den weiteren Einsatz von Atemschutzgeräteträgern nachalarmiert. Mit Hilfe eines Baggers wurde am frühen Abend das Dach des Lagergebäudes für Nachlöscharbeiten geöffnet. Doch es sei klar geworden, dass das benachbarte Wohnhaus nicht mehr zu retten sei, bestätigt Kommandant Widemann. Das Haus sei stark in Mitleidenschaft gezogen worden und einsturzgefährdet gewesen. Gebäudeteile drohten, auf das Hauptgleis zu fallen. Deshalb entschied man vor Ort: Das Wohnhaus muss abgerissen werden. Ein Abrissunternehmen wurde benachrichtigt.

Rund 200 Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Horb Starzach, Eutingen, Haigerloch, Rottenburg und Tübingen waren mit 27 Fahrzeugen landkreisübergreifenden zusammen mit den Rettungskräften des DRKs, des Technischen Hilfswerks Horb und der Polizei im Dauereinsatz. "Es war ein tolles Zusammenspiel dreier Landkreise. Das hat es so noch nicht gegeben. Aber es hat bestens funktioniert", zieht Widemann eine erste Bilanz. Für die Lage vor Ort sei die "Drei-Landkreise-Umgebung" ein großer Vorteil gewesen.

Die zwei einzigen Bewohner des Hauses, eine 80-jährige Frau und ein 56-jähriger Mann, hatten das Gebäude selbstständig verlassen können. Der Wohnungsinhaber hatte laut Polizei zuvor den Brand im Bereich eines Holzstapels ebenfalls bemerkt und selbstständig zu löschen versucht. Er wurde mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung zur Untersuchung in eine Klinik gebracht, die er später wieder verlassen konnte. Ihr wichtigstes Hab und Gut habe man noch aus dem Haus holen können, so die Feuerwehr. Die Lösch- und Nachlöscharbeiten dauerten bis gegen 3 Uhr an. Der Bahnverkehr auf der angrenzenden Bahnstrecke Tübingen/Horb musste vor allem wegen der starken Rauchentwicklung bis 6.15 Uhr voll gesperrt werden. Die Sperrung konnte zwischenzeitlich aufgehoben werden.

Nach ersten Schätzungen entstand ein Sachschaden in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro. Die Ermittlungen zur Brandursache dauern noch an. Spezialisten der Kriminalpolizei sichern derzeit Spuren am Brandort. Bürgermeister Noé war ebenfalls fast die ganze Zeit am Einsatzort. Auch am Sonntag war noch einiges zu tun. "Da die Bewohnerin des Hauses pflegebedürftig ist, kann sie nicht in einer Obdachlosenunterkunft untergebracht werden. Deshalb müssen wir nach einem Pflegeplatz für sie suchen", so Noé.

Auch um den Schulbusverkehr muss sich der Bürgermeister kümmern. "Es sieht aber jetzt so aus, dass wir mit kleinen Streckenänderungen den Schulbusverkehr am Anfang der Woche bewerkstelligen können", so seine Auskunft am Sonntagnachmittag.