Beim Rundgang durch den Neubau des Oberwolfacher Pflegeheims St. Luitgard informierte sich Justizministerin Marion Gentges (Fünfte von links) ausführlich. Foto: Störr

Die großen Themenbereiche Kostensteigerung, Fremdpersonal und Fachkräfte sind im Oberwolfacher Pflegeheim St. Luitgard mit Justizministerin Marion Gentges (CDU) diskutiert worden. Die Vertreter des Caritas-Verbandes Kinzigtal zeigten Probleme auf.

Der Einladung vorausgegangen war ein Brandbrief des Caritasverbands, der an die Bundes- und Landtagsabgeordneten der Region versandt wurde. Darin wurden die drei großen Themenfelder beschrieben, die jetzt auch in Oberwolfach diskutiert wurden.

Geschäftsführerin Christine Trove stellte den Caritasverband als Träger von drei Stationären, zwei Teilstationären und zwei ambulanten Diensten vor. Mit Eröffnung des zweiten Bauabschnitts in Oberwolfach würde dort ab Februar die Zahl der Pflegeplätze von derzeit 26 auf 60 steigen. Und damit würden sich die personellen Probleme deutlich verschärfen.

Anerkennung ausländischer Fachkräfte dauert in der Praxis oft zu lange

Man habe mit der Pflegefachschule in Freudenstadt eine Kooperation, von dort könnten zehn frisch ausgebildete Fachkräfte aus Vietnam in Oberwolfach mit der Arbeit beginnen. Könnten. Denn die Fachkraft-Anerkennung ausländischer Pflegefachleute lasse in diesem Fall genauso auf sich warten, wie in anderen Einzelfällen des Pflegeheims auch.

Pflegeheimleiterin Natalie Faißt verwies auf die Problematik von Fremdpersonal, das im dringenden Bedarfsfall ins Haus geholt werden müsse. „Die Fachkräfte aus der Arbeitsüberlassung können sich die Arbeitszeiten aussuchen, kosten bis zum dreifachen eines Fachkraft-Gehalts und bekommen mittlerweile zusätzliche Sonderleistungen“, erklärte sie. Für das Stammpersonal im Haus würden die unbeliebten Dienste und Schichten bleiben, die schließlich auch abgedeckt werden müssten. Thomas Waldenspuhl nannte das Fremdpersonal teamzerstörend und sah ein weiteres Problem im Abwandern von gut ausgebildeten Fachkräften in Richtung Überlassungs-Anbieter. „Deshalb müssen wir ausländische Fachkräfte schnell und gut integrieren“, betonte er.

Vorstandsvorsitzender Franz Kook verglich mit der freien Wirtschaft: „Was dort zur Abdeckung von Spitzen eingesetzt wird, muss in der Pflege den Betrieb rund um die Uhr aufrecht erhalten.“ Außerdem seien Leiharbeiter in der Wirtschaft an einer Festanstellung interessiert, was in der Pflege aufgrund der guten Konditionen der Überlassungs-Anbieter nicht der Fall wäre. Es brauche keine Überregulierung, aber es müsse dringend darauf geschaut werden, wie begünstigt werde.

Unterschiedliche Zuständigkeiten für Gentges ein Problem

Für Marion Gentges stand mit Blick auf die Anerkennung ausländischer Fachkräfte über alle beruflichen Branchen deutschlandweit fest: „Es geht zu langsam. Und das ist ein strukturelles Problem.“ Es seien die Zuständigkeiten verschiedener Ämter, die alles in die Länge ziehen würden. Sie erarbeite derzeit eine Kabinettsanfrage, um eine zentrale Stelle zu schaffen, die rein digitalisiert und analog zu Bayern eine deutliche Beschleunigung der Verfahren ermöglichen soll.

„Wir müssen den Turbo reinbringen“, fasste sie ihre Ausführungen zu den Aufgaben der neuen Stelle zusammen. Was jetzt vom Bundestag bereits beschlossen wurde – allerdings noch nicht in Kraft getreten wäre – sei die Ausbildung von Pflegehelfern, die nach der einjährigen Ausbildung in Deutschland hier auch arbeiten und die Ausbildung zur Fachkraft absolvieren dürfen.

Kostensteigerung

Geschäftsführerin Christine Trove führte am Beispiel der gestiegenen Energiekosten im Haslacher Alfred-Behr-Haus (Träger ist ebenfalls der Caritas-Verband), wie groß die Herausforderung auf finanzieller Seite ist. Eine Nachzahlung im mittleren fünfstelligen Bereich für das Jahr 2022 musste bezahlt werden. Jetzt kann dieser Betrag mit extrem hohem bürokratischem Aufwand zwar über die Ergänzungshilfen wieder beantragt werden, mit einer Rückzahlung kann aber frühesten im kommenden Jahr gerechnet. So lange muss die Summe vorfinanziert werden. Und dass von den Bewohnern aufgrund des Neubaus – gesetzlich vorgeschrieben – eine Investitionspauschale von knapp 800 Euro über dem bisherigen Satz verlangt werden müsse, sei ein Unding und mache Pflegeplätze kaum noch bezahlbar.