Steffen Hacker dreht unter anderem in Bangkok. Hier trifft die Thailänderin Gai (gespielt von Jan Yousagoon) auf die Protagonistin Felicitas (gespielt von Esther Maaß). Foto: Hacker

Steffen Hacker zeigt in seiner Heimatstadt seinen Film "Ingenium". Dreharbeiten 2015 in St. Georgen.

St. Georgen - Es war ein Erfolg, den Steffen Hacker nicht erwartet hat: Ein Dutzend Preise hatte sein Film "Ingenium" bereits abgeräumt. Nachdem einige Szenen auch in St. Georgen gedreht wurden, wird Ende Oktober nun eine offizielle Bergstadtpremiere gefeiert.

"Bitte nehmen Sie das Geld", ruft Felicitas verzweifelt. Sie steht in einer dunklen Gasse in Bangkok, streckt einem Mann ihre Tasche entgegen. Es ist der letzte Satz, ehe die Schüsse fallen. Ihre Bekannte Gai geht zu Boden. Felicitas überlebt, ihr gelingt die Flucht. Doch als Felicitas nach dem Überfall auf offener Straße zurück nach Berlin kommt, scheint nichts mehr, wie es war. Ihr Thailandurlaub hat ihr Leben in Deutschland auf den Kopf gestellt. Eine fremde Frau lebt in ihrer Wohnung, ihre Erinnerungen scheinen lückenhaft und auf ihrem Handy entdeckt sie ein Video von Gai, das diese kurz vor ihrem Tod aufgenommen hat und eine Warnung an Felicitas enthält. Als Gais Leben endet, beginnt Felicitas Suche nach der Wahrheit, nach Antworten auf so viele Fragen – von denen sie manche seit ihrer Kindheit begleiten.

Dass der gebürtige St. Georgener Steffen Hacker der Kopf hinter dem Mystery-Thriller "Ingenium" ist, dürfte vielen Bergstädtern seit den Dreharbeiten im alten Krankenhaus der Stadt bekannt sein. Vor einigen Jahren gab Bürgermeister Michael Rieger grünes Licht, dass einige Szenen dort gedreht werden dürfen. Nach monatelangen Vorbereitungen, im Rahmen derer unter anderem eine ganze Krankenhauseinrichtung organisiert werden muste, war es soweit. "Dann sind wir in St. Georgen eingefallen und haben hier zwei, drei Tage gedreht", sagt Hacker.

Altes Krankenhaus dient als Kulisse für mehrere Szenen

Seither ist viel Zeit vergangen. Das alte Krankenhaus ist längst abgerissen und der Film ist seit mehr als anderthalb Jahren abgedreht. Die Reise, die "Ingenium" mittlerweile hinter sich hat, ist für einen Low-Budget-Film beeindruckend: Der Mystery-Thriller rund um die Protagonistin Felicitas schaffte es bei insgesamt 20 Festivals auf die Leinwand, ein Dutzend Preise hat das Independent-Werk weltweit abgeräumt. Ein Erfolg, der selbst den Regisseur überrascht.

"Wir haben allein fünf Festivals in Amerika besucht, das ist wirklich ein ganz großes Wunder", erzählt Hacker. Denn: Deutsche Filme, die nicht synchronisiert sind, haben auf dem internationalen Markt vergleichsweise wenige Chancen. "Der Amerikaner hasst Untertitel wie die Pest", erklärt der 39-Jährige. Ein Beispiel: Das jährlich in Los Angeles stattfindende Filmfestival "Dances with Films" zeigte laut dem St. Georgener rund 200 Filme – darunter war neben "Ingenium" nur ein weiterer Film aus Europa.

Unerwartete Wendungen und Stoff zum Nachdenken

Hacker ist sich sicher: Hätte er den Film auf Englisch gedreht, wären die Erfolgschanchen größer gewesen. Doch diesbezüglich stand ihm sein Idealismus im Weg. "Wenn man einen Film auf Englisch dreht mit deutschen Schauspielern, wirken diese mit ganz wenigen Ausnahmen sofort hölzern", erklärt er. "Mir war es einfach wichtiger, einen guten Film zu drehen." Denn ihm sei auch klar: "So ein Film ist ein Geldgrab, weil man das, was man reinsteckt, nie wieder zurückbekommt."

Hinzu kommt der Zeitaufwand. Der war im Falle von "Ingenium" enorm. Von der ersten Klappe bis hin zum fertigen Film vergingen mehr als fünf Jahre. Mehrere Male wurde die Story umgeschrieben, Szenen wieder verworfen, weil sie nicht mehr in den Plot passten.

Damit nicht genug. "Wir haben immer gesagt, wir drehen um Ostern rum, damit die Jahreszeit stimmt", sagt Hacker. "Und in einem Jahr hat es auf einmal geschneit." Am Computer mussten daher im Nachhinein ganze Sequenzen in eine andere Jahreszeit versetzt werden.

Nach dem die letzte Klappe gefallen war, hat Hacker ein Jahr lang jeden Tag nach dem Feierabend an seinem Film gefeilt. Stundenlang. Ob man da nicht irgendwann im Prozess die Reißleine ziehen möchte? "Jede Nacht um 3 Uhr hatte ich den Durchhänger", sagt er und lacht.

Doch das Ergebnis kann sich sehen lassen: Hacker ist ein spannender Film gelungen – mit unerwarteten Wendungen und einem Ende, das den Zuschauer mit einigen offenen Fragen zurücklässt.

Die St. Georgener können sich in Kürze ein eigenes Bild von "Ingenium" machen. Am Freitag, 25. Oktober, feiert der Film seine "Bergstadtpremiere" und kommt damit nach seiner langen Reise quer durch die Welt zurück an einen der Drehorte. Während der Freitag den Beteiligten vorbehalten ist, wird der Film am Samstag, 26. Oktober, der breiten Masse vorgestellt.

Regisseur gibt zu Beginn einen Einblick in die Dreharbeiten

"Ich werde auf jeden Fall einen kurzen Abriss geben über das Projekt und erzählen, wie es entstanden ist", gibt Hacker einen Ausblick auf Ende Oktober. "Ich zeige auch ein paar Clips vom Krankenhaus, wie es vor dem Film aussah, damit die St. Georgener ein Feeling dafür bekommen." Danach heißt es: Film ab! Für die Zuschauer geht es von der Bergstadt nach Bangkok und Berlin.

Einen Trailer zum Film gibt es unter www.ingenium-film.de.

Karten für die Vorführung des Mystery-Thrillers "Ingenium" im Theater im Deutschen Haus am Samstag, 26. Oktober, kosten acht Euro. Los geht es um 20 Uhr, Der Vorverkauf läuft über Natur- und Feinkost Hoppe, Telefon 07724/91 83 99, oder digital direkt über das Theater, E-Mail info@puthe.de.