Inventarverwalterin Marion Borho zeigt, wie die Kleidung richtig angezogen wird. Foto: Paskal Foto: Schwarzwälder Bote

Handwerk: Trachtenverein nimmt sich alten und kaputten Kleidungsstücken an

St. Georgen. Wer schon einmal bei Trachtenumzügen oder Brauchtumsabenden genau hingesehen hat, dem sind etliche Feinheiten an den Trachten aufgefallen. Da sind feine Stickereien am Brustlatz zu sehen, die Bluse ist mit Häkeleien verschönert und die Schürze geht um den kompletten Rock herum.

Inventarverwalterin Marion Borho bekommt manchmal noch aus Speicherräumungen Trachtenteile, die noch ziemlich gut erhalten sind. Die von den Mitgliedern getragenen Teile werden stets äußerst pfleglich behandelt. Und dennoch muss ab und zu etwas geflickt oder ausgebessert werden.

Die handwerklich Begabten haben das bisher zu Hause erledigt. Nun hat Borho zusammen mit Inventarverwalterin Ursula Jäckle in das Haus der Vereine eingeladen, um gemeinsam mit weiblichen Mitgliedern zu werkeln.

Da ist eine weiße Unterhose zu nähen und rote Bänder am Abschluss einzufädeln. Nebenan wird am Goller, dem Halsmäntelchen, ein Band angenäht, damit es befestigt werden kann. Für ein junges Vereinsmitglied wird eine Schürze länger gemacht, indem der Saum aufgetrennt wird. Bei einem Brustlatz, dem Vorstecker, ist die Stickerei durch das Schnüren inzwischen brüchig geworden. Birgit Santalucia trennt das Stück heraus und ersetzt es.

Marion Borho ist stolz darauf, dass sie eine Lieferantin für solche Stickereien gefunden hat. Nach ihrer Aussage ist es schwierig, so etwas überhaupt noch zu bekommen. Eine Anekdote weiß Borho hierzu. Sie erzählt von einem Trachtentreffen in München. Da ist einem Trachtenvereinsmitglied aus Norddeutschland aufgefallen, dass deren Stickereien am Brustlatz identisch sind. "Früher sind die Händler durch die Lande gezogen und haben ihre Waren angeboten", erklärt Borho dazu.

Neben der Stickerei kommt auf den Brustlatz auch eine schmückende Verzierung aus Glitzer- oder Samtbändern. Wie umfangreich das Anziehen der Kleidung war, zeigt Borho. Über die Bluse (Hippenhemd) kommen die Weste und das Hippenkleid. Der um den Hals gelegte Goller wird eingehängt und in die vorletzte Öse kommt der Brustlatz. Die Schnürung hält alles zusammen.

Die Mädchen lernten damals in der Volksschule die Grundfertigkeiten zum Nähen, Stricken, Sticken und Flechten. Heute ist der Trachtenverein über seine Mitglieder froh, die selbst ihre Kleidung ausbessern können. Auf sorgsamen Umgang mit diesen edlen Stücken wird geachtet, denn nur so ist gewährleistet, dass bei Trachtenumzügen und Veranstaltungen die Trachten auch zukünftig gezeigt werden können.

Da die Helferinnen an diesem Abend viel zu tun und Freude dabei hatten, kann sich Marion Borho weitere Treffen im Vereinslokal im Haus der Vereine vorstellen. Denn zu flicken und auszubessern gibt es immer etwas.