Wie läuft es beim Blutspenden ab? Eine Redakteurin hat in St. Georgen den Selbstversuch gewagt. Foto: Seiss

Mission Leben retten: Redakteurin wagt Selbstversuch und will potenziellen Spendern die Angst nehmen.

St. Georgen - Rund 1,9 Millionen Menschen spenden jährlich in Deutschland beim DRK Blut. Doch wie genau läuft so eine Spende ab? Welche Fragen muss man vorab beantworten? Ein Selbstversuch soll Klarheit bringen. Doch der endet anders als erwartet.

"Bloß nicht umkippen" – dieser Gedanke verfolgt mich den ganzen Vormittag. Denn am Freitag, dem 13., – welch gutes Omen – will ich zum ersten Mal in meinem Leben Blut spenden.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hatte dazu am vergangenen Donnerstag und Freitag ins Ökumenische Zentrum auf der Seebauernhöhe eingeladen. Meine Idee: Die Erlebnisse eines Erstspenders aufschreiben und anderen potenziellen Spendern damit die Angst nehmen.

Doch bevor ich das tun kann, bekomme ich es erst einmal selbst ein bisschen mit der Angst zu tun, als ich die aufgebauten Liegen im Gemeindezentrum sehe. Dort spenden bereits einige Menschen. Sie haben die Arme von sich gestreckt. Durch einen Schlauch fließt dunkelrotes Blut von ihrer Ellenbeuge in einen Beutel. "Ob das weh tut?", schießt es mir unweigerlich durch den Kopf. Und: "Ganz schön lang und spitz, diese Nadeln." Erstmal durchatmen.

An der Anmeldung erhalte ich einen Fragebogen zu meiner Person sowie zwei Dokumente zum Datenschutz und für die Freigabe des Blutes. Auf den Tischen vor der Anmeldung dienen rote Pappaufsteller als Sichtschutz. Die Privatsphäre ist garantiert. Zeit, sich den Fragen zu widmen.

Detaillierte Fragen

Die sind mitunter ganz schön detailliert, reichen bis hin zur Frage, ob man in den vergangenen vier Wochen Aspirin zu sich genommen hat. Schon bei dem Versuch, sich so weit zurückzuerinnern, kann man Kopfschmerzen bekommen.

Nach Abgabe des Fragebogens erwartet mich im Untergeschoss eine Ärztin hinter einem der vier aufgestellten Vorhänge. Einen Schallschutz garantiert der allerdings nicht gerade, Fragen des Arztes in der Kabine nebenan sind deutlich zu verstehen. Wie war das nochmal mit der Privatsphäre? Naja, vielleicht fällt der Blutdruck der anderen Spenderin nicht unbedingt unter die ärztliche Schweigepflicht.

"Na, na, da hat jemand aber seine Hausaufgaben nicht gemacht", sagt die vor mir sitzende Ärztin und reißt mich damit aus meinen Gedanken. Vorwurfsvoll hebt sie den Fragebogen in die Luft. Der hatte einen Innenteil, wie nun auch ich merke. "Wenigstens war es keine Klassenarbeit...", versuche ich mich noch zu retten, bevor es unter strengem Blick zum erneuten Ausfüllen geht.

Zweiter Anlauf

Einige Minuten später wage ich einen zweiten Anlauf. Wieder die Treppen runter, wieder zur Ärztin. Seit wann ich aus dem Urlaub in den Vereinigten Staaten zurück sei, fragt sie daraufhin. "Kürzer als vier Wochen?" Das Herz sackt mir in die Hose. Das klingt gar nicht gut. "Es tut mir leid, aber...", setzt die Ärztin an. Enttäuschung macht sich breit.

Von der Tigermücke habe ich schon gehört. Dass allerdings dieses kleine Insekt und die bloße Wahrscheinlichkeit, es könne mich vor zwei Wochen noch vor dem Schritt ins Flugzeug gestochen haben, mich aus dem Rennen wirft – damit hätte ich nicht gerechnet. Das war’s also mit dem Plan, anderen die Angst zu nehmen. Doch ganz tief drinnen spüre ich ein klein bisschen Erleichterung beim Gedanken an die spitze Nadel.

Doch zu früh gefreut. Kaum habe ich zu Ende gedacht, finde ich mich trotz dem soeben erhaltenen "Ablehungsbescheid" auf der Liege wieder. So einfach komme ich nicht davon. Schließlich bin ich dennoch für die Zukunft ein geeigneter Spender. Wenn man schon mal da ist, wird also gleich das Blut gecheckt.

Ängstlich blicke ich auf die lange Nadel. Doch es piekst nur kurz, nach gerade einmal einer Minute darf ich gehen. "Das hätte ich auch länger ausgehalten", denke ich mir. Als ich beim Aufstehen der Schwester von meinem eigentlichen Plan erzähle, schaut sie mich mitleidsvoll an. "Vielleicht beim nächsten Mal", meint sie und zuckt mit den Schultern. Für mich geht es unverrichteter Dinge zurück in die Redaktion. Immerhin: Umgekippt bin ich nicht.