Bernd Mössinger, Chefarzt der Fachklinik für Atemwegserkrankungen, Allergien und Schlafmedizin an der "Mediclin Albert Schweitzer & Baar Klinik" in Königsfeld referiert über COPD. Foto: Hübner Foto: Schwarzwälder Bote

Gesundheit: Viele Ursachen für chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen

St. Georgen. Über die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und ihre rehabilitativen Möglichkeiten sprach Bernd Mössinger, Chefarzt der Fachklinik für Atemwegserkrankungen, Allergien und Schlafmedizin an der "Mediclin Albert Schweitzer & Baar Klinik" in Königsfeld.

COPD sei eine chronische, einengende Lungenerkrankung, oft verbunden mit chronischer Bronchitis oder einem Lungenemphysem, also einer Überblähung der Lunge. COPD gelte als eine Volkskrankheit mit steigender Tendenz. In Deutschland leiden demnach aktuell 13,2 Prozent der Bevölkerung über 40 Jahre daran.

Weit über Hälfte der Patienten sind Raucher

Die Lunge verästele sich wie die Zweige eines Baums, mit Lungenbläschen am Ende. Die seien für den Gasaustausch verantwortlich und würden ausgebreitet eine Fläche von 100 Quadratmetern bedecken. Die Lunge transportiere täglich 10 000 bis 20 000 Kubikmeter Luft.

"Ich wäre arbeitslos wenn es keine Raucher gäbe", so Mössinger. Weit über die Hälfte seiner Patienten seien Raucher. Im Zigarettenqualm seien 4000 Substanzen bekannt, 100 davon krebserregend.

Eigentlich sorgten Härchen und Schleim in der Lunge dafür, dass Dreck abtransportiert werde. Rauchen bringe aber viel mehr Dreck in die Lunge, dazu würden die Härchen gelähmt. Das führe zu Entzündungsreaktionen und zerstöre mit der Zeit die Schleimhaut. Trotzdem lohne es sich immer, mit dem Rauchen aufzuhören. Seltenere Ursachen für COPD seien Passivrauchen, Luftschadstoffe oder auch Frühgeburt.

COPD zeichne sich durch den AHA-Effekt (Auswurf, Husten und Atemnot) aus. Letztere führe über Leistungsabfall und weniger Bewegung zu schwächeren Muskeln, dadurch zu zunehmender Isolierung und Depression. Andere Begleiterscheinungen seien unter anderem hoher Blutdruck oder Herzinsuffizienz. Auch werde die Krankheit mit jedem Infekt schlimmer.

Eingeteilt werde COPD in vier Schweregrade. Es gebe medikamentöse und nichtmedikamentöse Therapien, beispielsweise in Form von inhalierbarer Medizin, Tabletten oder Sauerstoffbeatmung.

Vorbeugen könne man durch Aufgabe des Rauchens, Bewegung trotz Luftnot, Vermeiden von Infekten, regelmäßiges Impfen oder Atemtherapie. Ganz wichtig sei Reha, die die Teilhabe am Leben verbessern oder weitere Berufsausübung ermöglichen soll. Es gehe darum, Pflegebedürftigkeit zu vermeiden, so der Experte.

Gefragt wurde nach Auswirkungen von Dieselabgasen. Feinstaub entstehe auch durch Reifenabrieb oder Holzheizungen. Der Ausstoß von Diesel sei seiner Ansicht nach nicht die Hauptquelle von Feinstaub. Anders sei dies bei Stickoxiden. "Wir sind alle beschissen worden", sagt er.

Diesel produziere davon deutlich mehr als von der Autoindustrie vorgegaukelt. Allerdings gebe es zu den Auswirkungen unterschiedliche Auffassungen. Diesel habe einen gewissen Einfluss auf COPD, aber genau wisse man es nicht. Im Vergleich zu Zigarettenrauch sei dieser aber verschwindend gering.