Gerhard Mengesdorf begeisterte die Zuhörer mit detailliertem Wissen und originalen Fotos und Dokumenten über den Turnverein. Foto: Bösinger Foto: Schwarzwälder Bote

TV: Turngeschichte aus St. Georgen ist eng verwoben mit der Stadt

St. Georgen. Der Turnverein St. Georgen ist aus dem Sport in St. Georgen nicht mehr wegzudenken. Nach seiner Gründung im Jahr  1863 durchlebte er eine spannende und ereignisreiche Geschichte, die auch vielfach mit der Geschichte der Stadt verflochten ist.

Mit seinen neun Abteilungen ist er der Verein mit der höchsten Mitgliederzahl in St. Georgen. Gründe genug, um im Rahmen eines Vortrages des Vereins für Heimatgeschichte auf den Turnverein zurückzublicken. Gerhard Mengesdorf als dessen Vorsitzender berichtete über die wichtigen Stationen, die den Verein über die Jahre hinweg definiert haben. Niemand sonst habe so ein umfassendes Wissen, so Schriftführer Erwin Epting, der die Zuhörer begrüßte.

Gerhard Mengesdorf wertete seinen Vortrag zudem mit originalen Bildern und Dokumenten aus dem Stadtarchiv auf, welche er extra herausgesucht hatte. Die Geschichte der Turner geht weit zurück und begann mit dem Vereinsgründer Johann Georg Kayser, der die erste Satzung und die erste Vereinsfahne ins Leben rief. Schnell gewannen die Sportler an Zuwachs. Doch der reibungslose Start hielt nicht lange an. Durch den großen Stadtbrand von 1865 wurden so gut wie alle Turngeräte verbrannt und die Mitgliederzahl sank von 50 auf sieben Personen. Doch die Idee des Vereins ließ sich nicht so einfach vergessen.

1883 kam es zur Wiedergründung und niemanden hielt die Tatsache ab, dass es keinen festen Standort für die Turner gab. Ob im Gasthaus, auf dem Dachboden oder im Garten, der Verein gab nicht auf und machte immer weiter. Der Wunsch nach einer eigenen Turnhalle war ein beständiger Teil der Geschichte, für den jahrelang hart gekämpft wurde. Immer wieder wurde neu angefangen, Geld zu sparen und zu sammeln, doch oft mussten Rückschläge eingesteckt werden. So ging zum Beispiel viel Geld beim Ersten Weltkrieg und der daraufhin folgenden Inflation verloren. Doch auch davon, ließ sich niemand entmutigen. Außerhalb der zahlreichen Turnfeste, Turnfestzüge und Festgymnastik trafen sich die Mitglieder regelmäßig einmal im Monat, um sich auszutauschen und neue Regelungen festzulegen.

"Schon damals ging es immer gesellig und fröhlich zu", so Mengesdorf. Als Mitgliedsbeitrag wurde so zum Beispiel der Wert eines Glases Bier festgelegt, da sich der Wert des Geldes ständig veränderte. Schließlich kam es 1931 zu dem Ereignis, auf das man so lange hingearbeitet hatte: Der Bau der eigenen Turnhalle.

Ludwig Hildebrand hatte damals für 70 000 Mark ein Grundstück auf dem Rossberg erstanden und die Halle konnte Weihnachten 1931 zum ersten Mal genutzt werden. Weiter ging es mit dem Hallenanbau und der Hallensanierung 1972. Selbst heute noch, kann man am Eingang der Halle das originale Logo des "Deutschen Turnvereins" sehen. Heute gehören sogar ein Gymnastik- und ein Versammlungsraum zum Standort des Turnvereins. Mit ihren 1457 Mitgliedern von jung bis alt ist und bleibt die Gruppe ein wichtiger Bestandteil der Stadtkultur.

Mithilfe der rund 120 Ehrenamtlichen werden jährlich die gut besuchten Vereinsabende, Showtanzwettbewerbe, Seniorennachmittage oder auch Babymassagen gestemmt. Gerhard Mengesdorf betonte außerdem, dass sich die Turner trotz ihres Fortschritts immer noch an die Prinzipien von Friedrich Ludwig Jahn halten würden, der schon damals der Meinung war, Menschen sollten körperlich fit sein. Die Werte der Gleichheit, Brüderlichkeit, Offenheit und der Demokratie seien noch heute Grundlage jedes Handelns des Vereins.