Beim Hi-Fi-Plattenwechsler 1009 von Dual von 1963 liegen mehrere Platten auf dem Dorn in der Mitte des Tellers. Foto: Schwarzwälder Bote

Das Deutsche Phonomuseum widmet einen nicht unbedeutenden Teil seiner Ausstellung den

Das Deutsche Phonomuseum widmet einen nicht unbedeutenden Teil seiner Ausstellung den Firmen Dual und Perpetuum-Ebner (PE). Gezeigt werden aber auch zahlreiche Geräte anderer Hersteller.

St. Georgen. Das Unternehmen Dual war 1907 von Josef und Christian Steidinger gegründet worden. Es hieß deshalb ursprünglich Gebrüder Steidinger. Der spätere Name kam durch einen innovativen, von Hermann Papst entwickelten Motor. Neben Dual avancierte die Firma Perpetuum-Ebner zu einem der bedeutendsten Produzenten von Phonogeräten. Sie war 1911, ohne den Zusatz Ebner, von Josef Steidinger gegründet worden, nachdem er aus der mit seinem Bruder geschaffenen Firma ausgeschieden war. Nach Josefs frühem Tod übernahmen die Kinder Hermann, Arthur und Hermine die Leitung. Hermine heiratete den Cannstatter Fabrikanten Albert Ebner, was zum Namen Perpetuum-Ebner führte.

Die St. Georgener Unternehmen waren anfangs eher Zulieferer für die aufkommende Phonoindustrie. Ab etwa 1930 stellten sie aber auch eigene Komplettgeräte her, darunter nicht nur reine Plattenspieler, sondern auch Radio-Phono-Kombinationen.

Als Beispiele im Museum dienen neben vielen anderen Geräten der 1936 gebaute, erste Dual-Plattenspieler mit Elektromotor und Fremdtonabnehmer, ob seines Aussehens "Froschmaul" genannt, oder der 1937 verkaufte Plattenspieler "Schatulle" mit einem ungewöhnlichen Kugelkopf-Tonabnehmer.

Laut Jürgen Weisser vom Arbeitskreis Phonomuseum gab es während der Kriegsjahre kaum Weiterentwicklungen, weil die Kapazitäten für Rüstung benötigt wurden. Erst mit der Währungsreform im Jahr 1948 ging es schlagartig aufwärts. Geld und der Bedarf an Unterhaltungsmedien waren plötzlich da. Anfang der 1950er-Jahre wollte jeder einen Plattenspieler. Das bedeutete laut Weisser eine Zeit lang: Masse statt Klasse. Allerdings gab es schon ab 1955 sehr hochwertige Geräte. Daran Anteil hatte auch die Hi-Fi-Norm 45500, die gewisse Anforderungen an die Qualität stellte.

Die alte Schellackplatte gab es ab 1956 kaum noch. Die Vinylplatte hatte ihr den Rang abgelaufen. Die Hersteller sorgten aber dafür, dass Geräte beide Medien abspielen konnten. Dafür nötig waren Umschalter zwischen 78 Umdrehungen (Schellack) und 33 Umdrehungen (Vinylplatte). Dazu kamen dann noch 45 Umdrehungen für Singles. Da Schellack und Vinyl zudem unterschiedliche Rillenbreiten haben, war es nötig, zwei verschiedene Nadeln in den Tonarm einsetzen zu können.

Der Wechsler kommt

Technisch anspruchsvoll waren Plattenwechsler, von denen es einige im Phonomuseum gibt. So zum Beispiel der PW-10 von Perpetuum-Ebner von 1949. Bei dem Gerät liegen die Platten einzeln in zwei sich gegenüberliegenden Spiralen. Deren Drehung führt die Platten in Richtung Teller.

Schon auf den ersten Blick ungewöhnlich wirkt ein Gerät der Firma Thorens aus der Schweiz. Der Wechsler hält die Platte beim Abspielen in der Schwebe und kann so deren Ober- und Unterseite abspielen, ohne sie drehen zu müssen. Die Technik nennt Weisser "sehr interessant", unter anderem, da die Platte sich je nach abgespielter Seite in zwei verschiedene Richtungen drehen muss.

Neue Raffinessen

Eine andere Technik verwendet zum Beispiel der Hi-Fi-Plattenwechsler 1009 von Dual von 1963. Die Platten liegen auf dem Dorn in der Mitte des Plattentellers, und eine ausgeklügelte Technik sorgt dafür, dass immer nur eine Platte nach unten fallen sollte.

Deutlich wird im Museum, dass die Ingenieure sich immer wieder neue Raffinessen einfallen ließen, um Qualität und Komfort der Geräte zu steigern. So gab es zum Beispiel verschiedene Antriebssysteme mit Umlenkrollen oder Reibrädern, die Direktantriebe ablösten und variable Drehzahlen ermöglichten.

Noch einen Schritt weiter ging der futuristisch wirkende CST100 von Dual von 1984. Statt des auf einer Achse frei schwingenden Tonarms hat dieses Gerät einen Tangentialtonarm. Der behält zwar immer denselben Winkel zur Platte, was wohl den Klang verbesserte, muss dafür aber mechanisch weitergeführt werden, anstatt automatisch in der Rille, die eigentlich eine Spirale ist, zur Plattenmitte zu laufen. Das System ist laut Weisser sehr aufwendig und hat sich wohl deshalb nicht durchgesetzt.

Weniger von der eher mittelmäßigen Audiotechnik als vielmehr vom Design her beeindruckt der "Schneewittchensarg", eine Plattenspieler-Radio-Kombination von Braun von 1960. Der Unterschied zum daneben stehenden Phonokoffer von PE ist frappierend. Hervorragende Stereoanlagen stellte laut Weisser die Firma Asco aus Mönchweiler her. Diese war von Artur Steidinger gegründet worden, nachdem er 1956 aus PE ausschied.

Die Beispiele zeigen, dass sich das Phonomuseum keineswegs nur auf örtliche Firmen beschränkt. St. Georgen war laut Weisser nicht die Insel der Glückseligen, mischte aber ganz toll mit.

In unserer Serie veröffentlichen wir in unregelmäßigen Abständen Texte über Ausstellungsstücke aus dem Phonomuseum und ihre Geschichte – vom Phonographen über das Orchestrion bis hin zum Grammophon.