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Der Reichsempfänger läutet neue Ära ein /Dual und Papst sind Wegbereiter /Im Phonomuseum steht ein Exemplar

Das Deutsche Phonomuseum St. Georgen bietet Einblicke in die Entwicklungsgeschichte der Phonotechnik von der mechanischen Tonaufzeichnung bis hin zur Musikwiedergabe der Neuzeit. Sie ist zugleich mit ihrer Tradition eng mit der Bergstadt verbunden ist – etwa die Firmen Dual und Papst.

St. Georgen. Naturgemäß widmet sich ein großer Teil der Ausstellung des Phonomuseums Unternehmen der Bergstadt. Darunter zum Beispiel das Unternehmen Dual, das anfangs unter "Gebrüder Steidinger" firmierte. Untrennbar damit verbunden ist Hermann Papst. Er wurde 1902 in Böhmen geboren, zog 1910 mit den Eltern nach Wien, absolvierte dort ein Studium und kam danach über Berlin in die Bergstadt.

Bei Gebrüder Steidinger, benannt nach Josef und Christian Steidinger, entwickelte er ein Elektrofederwerk für Grammophone. Damit konnte man die Geräte einerseits weiter per Federwerk antreiben, dank des so genannten Allstrom-Motors aber auch mit Gleich- und Wechselstrom. Diese Eigenheit begründete den Namen Dual.

"Goebbels-Schnauze" legt den Grundstein für die Firmengründung

Papst zeichnete in dieser Zeit für eine andere Erfindung verantwortlich, die zunächst unspektakulär klingt – einen Lautsprecher nämlich.

Besonders daran ist das Gerät, in welchem er verbaut war. Dabei handelt es sich um den so genannten Deutschen Kleinempfänger (DKE), beziehungsweise Reichsrundfunkempfänger. Oder auch in weniger glorreichen Worten des Volks als "Goebbels-Schnauze" benannt. Einer davon findet sich ebenfalls im Phonomuseum.

Das Gerät war von den Nationalsozialisten eingeführt worden. Das Propaganda-Ministerium verlangte von allen namhaften Radioherstellern dessen Bau nach gleichen Vorgaben. Auch sollte der Empfänger günstig sein. Der Lautsprecher von Papst war billiger als alle anderen, funktionierte aber trotzdem gut. Das komplette Gerät war für 39 Reichsmark zu haben.

Laut Jürgen Weisser vom Arbeitskreis Phonomuseum gab es durchaus auch höherwertige Volksempfänger. So zum Beispiel Geräte, bei denen man die mechanische Schalldose durch eine elektrische ersetzen konnte. Dank eines elektrischen Tonabnehmers war es dann möglich, das Signal eines Grammophons über den Empfänger wiederzugeben.

Vom Volksempfänger wurden neun Millionen Stück verkauft. Die Lizenzeinnahmen verwendete Papst 1942 zur Gründung von "Papst Motoren". Der Ingenieur war offenbar ein ruheloser Geist, erfand er doch neben vielem anderen auch einen Außenläufermotor für Tonbandgeräte und Schreibmaschinen oder beschäftigte sich mit den Problemen des Farbfernsehens. Einige seiner Erfindungen sind im Privatmuseum der Familie Papst ausgestellt.

In unserer Serie veröffentlichen wir in unregelmäßigen Abständen Texte über Ausstellungsstücke aus dem Phonomuseum St. Georgen – vom Phonographen über das Orchestrion bis hin zum Grammophon.