Roland Roeder hat sich dafür stark gemacht, dass Hermann Wiehls Grabstein nach der Grabauflösung nicht verschwunden ist, sondern gleich neben den ersten Urnenstelen auf dem Waldfriedhof einen neuen, festen Platz erhalten hat. Foto: Vaas Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Von der Kaiserzeit zur Moderne / Kubismus mit Ecken und Kanten / Ausstellungsräume gesucht

Zum 40. Todestag kehrt Hermann Wiehl aus dem Wald zurück, zumindest auf dem neuen Kunstkalender für das Jahr 2019, den Galerist Roland Roeder und seine Tochter Tamara einmal mehr herausgeben.

St. Georgen. Hermann Wiehl, der im Jahr 1900 in Nußbach zur Welt kam, war zunächst ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann in St. Georgen, machte ein kleines Vermögen mit in kleinen Portionen verpacktem Honig. Er experimentierte gerne, hatte Fantasie. Er erfand unter anderem ein Abschleppseil, Frostschutzmittel für Bäume oder gar die Überdachung von Tankstellen.

In der NS-Zeit erhielt Wiehl Ausstellungs- und Verkaufsverbot. Weil er mit seinem Kunsthonig die Truppen versorgte, blieb ihm Schlimmeres erspart. Bald schon kümmerte sich seine Frau, eine gelernte Hauswirtschafterin, immer mehr ums Geschäft und ums Geldverdienen. Ihr Mann intensivierte das Malen.

Von der Kaiserzeit zur Moderne vollzog sich auch ein Wandel in der Kunst. Den großen Durchbruch brachten die Expressionisten mit einer neuen Farbsprache. Es folgte Picasso mit einer neuen Formensprache. Die totale Abkehr von der "naturrichtigen Darstellung" ließ eine völlig neue Bilderwelt entstehen. Wiehl, ein glühender Verehrer des Schwarzwaldmalers Hans Thoma, wurde in die Zeit des extremen Wandels hineingeboren, begann mit "naturrichtigen Bildern" und malte schließlich ganz gegenstandslos.

Bei Pablo Picasso das Töpfern erlernen

Auf zahlreichen Reisen lernte er alles kennen, was moderne Malerei ausmachte. Mehrfach war er Gast in Pablo Picassos Atelier, lernte von diesem gar das Töpfern. Mehrere der dabei entstandenen Vasen befinden sich im Besitz der Galerie Roeder. Max Ackerman vermittelte Wiehl die Kompositionslehre Adolf Hölzels.

Besonders prägte ihn Otto Dix, anfangs als Lehrer, später als Freund. Wiehl versorgte diesen auch mit besten Farben und Pinseln. In der extrem knappen Nachkriegszeit beauftragte er gar den Ofenbauer Salomon Müller aus St. Georgen mit dem Bau eines Kachelofens im Dix-Haus auf der Höri am Bodensee und bezahlte mit Zucker.

Wiehl kopierte aber nicht. Er besaß ein ausgezeichnetes Auge und begriff, was die modernen Maler mit ihren Farben erreichten. Dazu gehörte, Naturempfinden in eigenen Farben auszudrücken. Diese strahlen aus sich selbst heraus. Es entstehen Farbnachbarschaften.

Wiehl malte im Kubismus mit Ecken und Kanten, schuf ganz eigenständige Bilder. Es entstand der "zergliederte Schwarzwald". Es gibt aber noch weit mehr von ihm. Er besaß ein riesiges Spektrum. Allein 1600 Ölbilder zählen zu seinen Werken.

Bringt die moderne Kunst in die Bergstadt

Wiehl brachte die moderne Kunst erst in die Bergstadt. Dieter Dorer (70) erinnert sich an eine Ausstellung des Volksbildungswerks im alten Gymnasium, der heutigen Mensa der Robert-Gerwig-Schule. Organisiert hatte diese Horst Hecker, Lehrer am Gymnasium. Er fand Helfer unter seinen Schülern, die auf Anweisung die Kunstwerke aufhängten. Werke von Otto Dix, Max Ackermann, Horst Antes oder HAP Grieshaber und Max Bill kamen so in die Bergstadt, begeisterten vor allem die jungen Leute. Mit Kunsterzieher Weisz entstand die erste Kunst-AG.

St. Georgen dagegen zeigte sich für moderne Kunst noch nicht aufgeschlossen. "Der verhunzt den Schwarzwald", hieß es, erinnert sich Dorer. Das sei schon eine Provokation für die Gegend gewesen, auch farblich, aus seiner Sicht aber alles grandios gelöst.

Galerie Roeder hält das Andenken hoch

Wiehl rang um Anerkennung, was ihm außerhalb des Schwarzwalds weit besser gelang. Durch zahlreiche Ausstellungen und Kunstkalender, vor allem aber durch mehrere Bücher über den Maler, halten die Galeristen Roland und Tamara Roeder das Andenken des Künstlers in ganz Europa und auch in den USA hoch.

Ständig sind sie auf der Suche nach neuen Ausstellungsmöglichkeiten, was sich als immer schwieriger erweist. Die Roeders setzten sich auch vehement dafür ein, die frühere Saarstraße in St. Georgen in die Hermann-Wiehl-Straße umzubenennen. Hier steht noch das ehemalige "neue" Wohn- und Honighaus. Hier versuchte sich der All rounder auch an Mosaikarbeiten. Die ehemalige Wiehl-Villa steht direkt unterhalb an der Bundesstraße 33.

Wenn Hermann Wiehl zu Lebzeiten mit anderen Künstlern seine Werke präsentierte, galt er immer als der Beste. Kunstexperten halten ihn bis heute für einen Klassiker der Moderne. Er wurde 1948 gar mit Beckmann und Nolte verglichen sowie als "Meister der Blume" gepriesen. Hätte er in einer Großstadt gelebt, wäre Hermann Wiehl weit bekannter geworden, schrieb einmal ein Kunstkritiker. Dann hätte er sich aber vielleicht kommerzieller ausgerichtet, mehr wie andere Künstler gemalt und sich nicht zu dem Maler mit einer absolut einmaligen Sicht des Schwarzwalds entwickelt. Er starb im August 1978.

Kleiner Querschnitt im neuen Kunstkalender

Der neue Kunstkalender stellt einmal mehr einen kleinen Querschnitt der Bilder Hermann Wiehls dar, jedes davon einzigartig und in allerbester Druckqualität.

Weitere Informationen: www.galerie-roland-roeder.com