Thorsten Frei (Mitte) informiert sich mit CDU-Vertretern Manfred Scherer (von links) und Heinrich Seebacher bei der Geschäftsleitung der Altenhilfe, Florije Sula und Markus Schrieder, sowie Klaus Gunkel, Vorsitzender der Altenhilfe, über die Situation in der Bergstadt. Foto: Vollmer Foto: Schwarzwälder Bote

Altenpflege: CDU-Bundestagsabgeordneter besucht Lorenzhaus

Thorsten Frei, Bundestagsabgeordneter der CDU, stattete der Bergstadt einen Besuch ab. Ziel war das Lorenzhaus, wo sich Frei mit Vertretern der evangelischen Altenhilfe über die Situation in der Pflege austauschte.

St. Georgen. Der Pflege im Land kommt immer mehr Bedeutung zu. Denn die Menschen werden älter und die Zahl der pflegebedürftigen Senioren wird in den nächsten 20 Jahren noch deutlich steigen. Das neue Pflegepersonalstärkungsgesetz des Bundes soll einige Verbesserungen bringen.

Besser als im Bundesdurchschnitt laufe es bereits in Baden-Württemberg und Bayern. Hier sei auch die Bezahlung gut und liege deutlich höher als beispielsweise in Berlin, sagte Markus Schrieder, Geschäftsführer der Evangelischen Altenhilfe in St. Georgen, in einer Gesprächsrunde mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Thorsten Frei, an der auch Altbürgermeister Wolfgang Schergel teilgenommen hat.

In den mit 140 Betten ausgelasteten Einrichtungen Elisabeth- und Lorenzhaus läuft in Bezug auf Pflege, Betreuung und Programm für die  Heimbewohner wie auch in der Tagespflege bei ausreichendem und gut bezahltem Personal vieles gut. Dennoch schlug der Geschäftsführer Alarm: Die Kosten für die Heimpflege steigen unter anderem durch Tariferhöhungen für Personal. 4300 Euro kostet mittlerweile ein Platz.

Der monatliche Zuschlag liegt somit bei 2700 Euro. "Bei dieser Entwicklung wird die Zahl der Sozialhilfeempfänger weiter deutlich steigen." Das könne niemand wollen. Preistreiber in der Pflege seien auch immer wieder neue Vorschriften und Verordnungen.

"In Ihren Häusern kann man in Würde alt werden. Hier stimmt auch dank der Mithilfe des Trägervereins und großer ehrenamtlicher Mithilfe aus der Bürgerschaft alles. Man muss es aber auch bezahlen können", meinte Thorsten Frei. Er war sich mit Geschäftsführer Schrieder einig, dass sich die erwerbstätigen Menschen durch die Überalterung der Gesellschaft früh und mehr fürs Alter auf die Seite legen müssen: "Die Pflegeversicherung ist seit ihrer Einführung eine Teilkaskoversicherung geblieben. Daran wird sich nichts ändern." Man müsse sich aber auch klar machen, dass man durch Überregulierung die Pflege unbezahlbar mache, meinte Frei. Auch hier müsse ein Umdenken stattfinden.

Landesverordnung sieht ab September 2019 die Ein-Bett-Regelung vor

Aktuell haben viele Häuser mit der Landesverordnung zu kämpfen, die ab September 2019 die Ein-Bett-Regelung vorschreibt. Schrieder spricht sich aus menschlicher Sicht klar für diese in seinen Häusern bereits umgesetzte Regelung aus, die die Pflege nochmals deutlich verteuert. Als Kaufmann selbst in kalkulatorische Bedrängnis bringt Schrieder die Vergütung für die  ambulante Pflege: "Hier sind die Leistungssätze im Sozialgesetzbuch V deutlich zu niedrig angesetzt. Diese müssen unbedingt angepasst werden. Autofahrten zu Patienten werden darin so gut wie nicht berücksichtigt." Hier will der Abgeordnete im Gesundheitsministerium entsprechend nachhaken.

Tolle Arbeit leistet nach Freis Ansicht das Haus auch in der Personalrekrutierung. "Wir haben durch gute Arbeitsbedingungen und Bezahlung nach Tarif wenig Fluktuation. Dennoch fallen junge Kolleginnen immer wieder durch die eigene Familienplanung aus. Und da die Pflege für junge Deutsche trotz guter Bezahlung nicht attraktiv ist und man keine Station schließen wollte, ist die Diakonie auf Flüchtlinge im Land zugegangen und in den Balkanländern und Rumänien bei der Personalgewinnung aktiv gewesen", meinte Florije Sula, die stellvertretende Geschäftsführerin. Die Integration sei durch unterschiedliche Sprachen und Religionen zwar anstrengend, die Mühe lohne sich. Personalprobleme habe man dadurch derzeit und in absehbarer Zukunft keine. Den Ausländeranteil bezifferte Schrieder auf 30 Prozent.

Die aufwendige Personalgewinnung und Investitionen in die Digitalisierung sollten die Leistungsträger künftig mehr berücksichtigen, forderte Schrieder abschließend.

140 Zimmer bieten das Lorenz- (100) und das Elisabethhaus (40). Auf der Warteliste stehen 70 Senioren. Ein drittes Haus mit 30 Plätzen wird bald in Schönwald eröffnen. 220 Personen umfasst das Personal, 120 arbeiten in Vollzeit. Mit ehrenamtlichen Helfern sind es über 330.