Der baden-württembergische Innenminister Reinhold Gall (vorne links) und Martin Zimmermann (VDZ) bei der Eröffnung des Kongresses. Foto: Schwarzwälder-Bote

Virtual Fires Congress in der Stadthalle / Nachwuchs erlebt Firefighter-LAN-Party / Öffentlichkeit eingeladen

Von Dieter Vaas

St. Georgen. Der Virtual Fires Congress feiert zehnten Geburtstag. Zum gestrigen Auftakt kamen 170 Besucher, darunter auch Innenminister Reinhold Gall. Die Fachtagung des Virtual Dimension Center TZ St. Georgen (VDZ) ist am heutigen Freitag erstmals auch für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich.

Innenminister Reinhold Gall (SPD) war erstmals beim Kongress. Er hat nach eigener Aussage in den zurückliegende Jahren sehr sorgfältig beobachtet, was sich in St. Georgen entwickelt hat. Er ist selbst in der Feuerwehr und beschäftigt sich seit 30 Jahren mit der Ausbildung. Es sei durchaus eine Erfolgsgeschichte. Die Verantwortlichen hätten langen Atem bewiesen, aber dafür Ehrgeiz an den Tag legen müssen.

Die Veranstaltung biete die einmalige Chance, innerhalb kurzer Zeit einen Einblick in den Stand der Technik zu erhalten. Es gebe kompakt zusammengefasste Informationen. Es präsentiere sich ein Markt der Möglichkeiten. Die Besucher könnten sich in voller Breite austauschen,

Das Land sei Kooperationspartner, weil der Bevölkerungsschutz Teil seines Ressorts sei und einen hohen Stellenwert habe. Deshalb unterstütze es die Optimierung der Vorbereitung und des Krisenmanagements gerne. "Wir können davon profitieren", unterstrich Gall. Die Technik habe sich im vergangenen Jahrzehnten fantastisch verbessert. Baden-Württemberg als innovativstes Land in Europa biete die ideale Plattform. Er zeigte sich froh darüber, dass die Verantwortlichen den norddeutschen Verlockungen nicht gefolgt seien.

Die Aufgaben der Einsatzkräfte seien komplexer, anspruchsvoller, aber auch gefährlicher geworden, so der Innenminister. Die Anforderungen an Training nehme immer weiter zu und "mit Spaß lernt man besser". Als sensationell bezeichnete er die technischen Möglichkeiten, die in St. Georgen zu sehen sind. Die Fortbildung sei mit diesen Systemen gut und realitätsnah. Auch die Landesfeuerwehrschule stelle sich dieser Entwicklung.

Handwerkliches nur durch Praxis zu erwerben

Doch die beste Technik nutze nichts, wenn sie nicht richtig vermittelt werde. Die Verantwortlichen müssten genau hinschauen, "wer muss was können", so Gall. Es handle sich um keine Spielwiese für Computerfreaks. Das didaktische Konzept sei der Schlüssel zum Erfolg. Auch dürften andere wichtige Gesichtspunkt nicht vergessen werden. Handwerkliche Fähigkeiten seien nur durch die Praxis zu erwerben. Alles könne aber verknüpft werden. "Die Kommunikation Mensch zu Mensch kann kein Computer ersetzen", betonte Gall. Die Kosten für die Technik müssten zudem im angemessenen Rahmen bleiben.

Das zweitägige Programm bezeichnete der Innenminister als "gelungen und abwechslungsreich". Auch junge Leute anzusprechen, sei der richtige Weg.

Martin Zimmermann, Vorstand VDZ TZ St. Georgen gab einen kurzen Rückblick. Vor zehn Jahren habe er mit seinem Vorhaben bei Dieter Knorpp von der PE-Stiftung schnell volle Unterstützung gefunden. Beim Auftakt waren es 25 Teilnehmer. Seit der ersten Veranstaltung immer dabei war bislang ein Vertreter des Bundesamts für Bevölkerungsschutz. Die Stadt St. Georgen, die Feuerwehr und die PE-Stiftung gehören immer zu den treuen Weggenossen.

Erschwinglich und passt in die Jackentasche

Um vor zehn Jahren den Stand der Entwicklungen demonstrieren zu können, war sperrige Hardware notwendig. Diese kostete zwischen 300 000 und 400 000 Euro. Heute sei sie erschwinglich und passe in seine Jackentasche, sagte Zimmermann. Das zeige, wie früh das VDZ am Thema dran gewesen sei und durchgehalten habe. Jetzt solle das Engagement in die Breite gehen. Dafür wurde in St. Georgen ein Labor eingerichtet, in dem sich die Interessenten permanent informieren und trainieren können. Wichtiger Partner sei dabei die Hochschule Furtwangen.

Zimmermann versprach zwei spannende Tage mit einer Weltpremiere. Thyssen-Krupp baut in Rottweil einen Testturm. Die Kongress-Teilnehmer waren die ersten, die diesen virtuell befahren durften. Das exklusive Erlebnis erfolgte mit Blick auf den Feuerschutz. Für die Ausstellung in der Stadthalle hatten die Entwicklung für Demonstrationen im Serious Gaming (ernsthaftes Spielen) teilweise bis wenige Stunden vor der Premiere entwickelt.

Bürgermeister Michael Rieger stellte die "kleine, aber feine" Bergstadt vor. Sie sei ein Hochtechnologiestandort mit einigen Weltmarktführern. Wirtschaft, Bildung und Feuerwehr hätten Vorfahrt. Sie sei aber auch eine Stadt der Kunst und der Museen.

Lob von allen Seiten erhielt die Firefighter-LAN-Party, die am heutigen Freitag gegen 13 Uhr startet. Es haben sich 18 Teilnehmer angemeldet.

Den ganzen zweiten Kongresstag (9 bis 18 Uhr) über ist erstmals die Öffentlichkeit eingeladen. Interessierte können die verschiedenen Aussteller besuchen. Im Außenbereich gibt es einen Geschicklichkeitswettbewerb mit einer Drohne. Außerdem ist die Bergstadt-Feuerwehr mit mehreren Einsatzfahrzeugen vor Ort.