Bei dem Start-up "Steidinger Apparatebau" legt man Wert auf flache Hierachien. Fotos: Hilbertz Foto: Schwarzwälder Bote

Porträt: "Steidinger Apparatebau" sieht sich noch am Anfang

St. Georgen bietet abseits der bekannten Unternehmen auch exotischere Start-ups. Eines davon ist "Steidinger Apparatebau". Der Name kann im ersten Moment irreführend sein, denn man setzt vor allem auf Vernetzung und innovative Unternehmensausrichtung.

St. Georgen. In den Räumlichkeiten der Fabrik Obergfell befindet sich die Welt von "Steidinger Apparatebau". Dort angekommen, fühlt man sich wie im Silicon Valley. Überall stehen Prototypen und Kunstwerke, man hat sehr viel Platz und viel Raum für Kreativität. Alles in allem wirkt es sehr modern – genau wie sich viele wohl ein Start-up vorstellen würden.

Im Gespräch mit Geschäftsführer Hansjörg Weisser erfährt man, dass das Unternehmen sehr breit aufgestellt und in vielen Bereichen aktiv ist – auch in Bereichen, die im ersten Moment nicht zusammenpassen. Aktuell konzentriere man sich vor allem auf Audio, Augmented Reality, temporäre Architektur und Schokolade.

"Wir wollen die wahre Authentizität herausarbeiten und ein Portfolio erstellen, mit dem wir viele verschiedene Kunden ansprechen möchten. Der Schwarzwald soll hierbei als Marke dienen", erklärt Weisser.

Die Firma befinde sich aktuell stark im Wachstum, man probiere viele verschiedene Wirtschaftszweige aus – wohin die Reise schlussendlich führt, wird sich dabei noch zeigen. Aktuell experimentiere man beispielsweise mit hochwertiger Schokolade.

Führungsstil im Sinne einer "Holokratie"

"Wir wollen die Schokolade in die Welt bringen", meint Weisser. Eines dieser Produkte ist beispielsweise eine Tafel, die vom Endverbraucher selbst frisch "temperiert" wird. Die Schokolade wird also nicht ausgepackt und gegessen, sondern zunächst schonend erhitzt, auf ein Blech ausgegossen und anschließend wieder zum Erstarren gebracht.

Das habe laut Weisser zur Folge, dass die Schokolade noch "über alle Aromen und Wirkstoffe" verfügt und damit eine deutlich höhere Qualität aufweisen soll. Aktuell seien diese Art von Schokoladentafeln eher ein Nischenprodukt und es würde noch dauern, bis es im Mainstream ankommen kann.

Aber auch mit sogenannter "temporärer Architektur" sei man aktuell beschäftigt. Eines der Projekte, die sie unterstützen, ist das "Kipple". Es handelt sich um ein "Raum in Raum System", welches von Studenten der Technischen Hochschule Köln entworfen wurde. Man kann es sich wie eine Art Miniaturhaus vorstellen, indem der Nutzer sowohl arbeiten als auch schlafen kann.

Eine weitere Besonderheit von "Steidinger Apparatebau" ist der Führungsstil: eine "Holokratie". "Es gibt im Prinzip keinen festen Chef", sagt Walter Hänse, Technischer Leiter. Mitarbeiter sollen auf Augenhöhe arbeiten und Projekte gemeinsam entschieden werden.

Vernetzung ist dem Unternehmen wichtig

Entwicklungskapazität bezieht "Steidinger" nach eigenen Angaben vor allem über Handwerks-, Design- und Künstlerresidenzen vor Ort, wie zum Beispiel "Global Forest", die vor Kurzem das "Vogelklang Soundcamp" auf der Fuchsfalle ausgerichtet haben. "Künstler nehmen eine Pionierrolle ein. Wir wollen sie auf Augenhöhe mit Ingenieuren bringen", erzählt Weisser begeistert.

"Vernetzung ist uns sehr wichtig", meint der Geschäftsführer weiter. Das Innovationszentrum "Black Forest Innovation House", das Stadt- und Raumplanungsbüro "Real Lab Smart City St. Georgen" und eine soziale Bildungseinrichtung sollen in absehbarer Zeit gemeinsam mit Steidinger in eine öffentliche und gemeinnützige GmbH namens "lupa" übertragen werden. Man steht also erst am Anfang einer langen Reise.